Ausgedacht: Querdenken in Freiburg schrumpft

Banner bei der Demo in Oberwinden.

Seit März 2020 beobachte ich das geschehen um die Querdenken/Coronaleuger Bewegung in und um Freiburg. Seit Ende Mai Anfang Juli ist zu beobachten, dass die Anzahl der Teilnehmer:innen an Protesten der Querdenker, deutlich zurückgeht. Die Szene kann und konnte in Freiburg und Umgebung maximal 400 Leute auf die Straße bringen, meist wenn Szenepromis kamen. Inzwischen sind es deutlich weniger. Querbremsen stellt fest: „Es bleibt ein eiserner Kern von Menschen zurück, die das Ganze eher als „Social Happening“ sehen und den Autokorso nutzen, um sich mal wieder mit Freund:innen zu treffen. Die Inhalte sind so zweitrangig wie heterogen.“ Und stellt deshalb, weitere Aktionen oder Blockadenl ein und warnt vor: „Aktivismus um des Aktivismus willens“.

Der Autokorso am 1.6. bestand an der Abfahrt 56 Kfz, der Autokorso am 8.6.21 nur noch 46 Fahrzeuge, die daran teilnahmen.

Auch der Zuspruch hält sich stark in Grenzen, so wurden die Fahrzeuge teils mit Eiern beworfen oder von Menschen in Straßencafés angepöbelt.

Auch bei anderen Aktionsformen halten sich Teilnehmende und Zuspruch in Grenzen: Bei einer Schilderdemo am 11.6.21 in Oberwinden, hat man zwar wegen des Staus, der durch das Dorf führenden B294 viele Menschen die sehen was man hochhält, aber nicht unbedingt ein Publikum, dass das auch gut findet. Hier beteilgten sich etwa 20 Menschen an der Aktion.

Beim Verteilen von Desinformationsmaterial am 7.6. in der Freiburger Innenstadt, war der Zuspruch gering. Und die acht Coronaleugner wurden durch anwesende Jugendliche frech gefragt: „Gibt es denn Corona?“ und auch die Anzahl der Flyer, die die Aktivist:innen verteilen konnten, war gering.

Beim Auftritt im Stadtgarten waren auch wieder 20 Menschen aus dem harten Kern der Südbadischen Coronaleugner Szene anwesend. Da trat dann auch die Offenburger Ärztin Perin D. auf, chanconsierte ein wenig und erzählte, dass ihr die Ärztekammer den freiwilligen Verzicht auf die Approbation nahegelegt habe und von ihrer Anklage, wegen falscher Maskenatteste. Gesungen haben  auch die Super-Schweden und soweit ich das erkennen konnte, war auch die bekannte Szeneärztin Dr. Jarvid Kistel vor Ort, auf einer Picknickdecke. Das ganze wurde von den Umstehenden eher amüsiert und belustigt zur Unkenntnis genommen, als eine Art zusätzliches schwurbelliges Unterhaltungsangebot von Menschen, die man belächelt.

Bei einer „Schützt die Kinder vor den Impfungen“ Demo waren vielleicht 300 Leute und 50 Gegendemonstranten. Außer den Standard Holocaustrelativierungen und einen seltsam gekleideten Herr mit Messer in der Hose, gab es da wenig zu berichten.

Sonst scheint sich der Kreis um die Freiburger Szene enger zu ziehen, zum Teil bettelt man auf Telegram um Geld, es kamen die ersten Strafbefehle wegen der Teilnahme an der verbotenen Demo am 19.12. und auch sonst gibt es doch immer wieder die eine oder andere Anzeige.

Thematisch war die Bewegung stabil, obwohl sich in der Pandemie die Lage ja häufig änderte. So sieht man Poster mit „Alte Sterben allein“, seit März 2020, wo diese ja durchaus aufgrund des Zugangsverbots in Altenheimen passend waren, inzwischen sind aber nahezu alle Bewohner:innen von Altenheimen geimpft und spätestens ab Januar2021 mit Tests zugänglich gewesen. Dabei blieben die Inhalte, unabhängig von den Maßnahmen relativ gleich.

Die einzigen Trends die ich ausmachen kann sind diese: Seit Januar geht es vermehrt gegen Impfungen, diese seien „nicht ausreichend getestet“, das obwohl inzwischen in Europa und USA fast 700 Mio. Erstdosen verabreicht wurden.Oder aber „wehren sie sich gegen die Zwangsimpfung“, die es ja in diesem Sinne nicht gibt.Eher weniger häufiger sieht man inzwischen Falscheinfos über den PCR Test. Deutlich häufiger gibt es Plakate, die auf die Fakenes/Neurechten/Verschwörungstheoretische Website Reitschuster.de verweisen. Diese hat viele andere Medien oder Angebote als Verweis abgelöst.

 

Auch überregional scheint die Bewegung zu erlahmen:

Projektion auf Test, gegeben ÖRR und Kinder!!!

Was bleibt?

Um Querdenken als Bewegung abschließend zu beurteilen, ist es noch zu früh. Einige Dinge bleiben jedoch:

  • Das Gefühl von Selbstermächtigung innerhalb der Verschwörungszene, dass von den zahlreichen Demos bei denen Auflagen (Maskenpflicht) oder gar Verbote nicht durchgesetzt wurden, herrührt.
  • Im Grunde hat sich hier eine Sektenartige Organisation gegründet, in die viele Menschen eingestiegen sind.
  • Das Wissen, dass man als ausreichend gerissener Selbstunternehmer genug Menschen findet, die einen mehr oder weniger finanzieren.
  • Das Wissen, das Offenheit für rechtsextrmes Gedankengut und Personen, weit in die Öko-/Eso-Szene verankert ist.
  • Die Abwesenheit von Gegenwehr Seitens der Behörden, aber auch einer durch die Pandemie und Vorsicht vor Ansteckung gelähmten Zivilgesellschaft.
  • Zeitweise einzige junge Menschen von „der Antifa“ als Gegenpol und Stimme der Vernunft.
  • Das Wissen, das es recht zufällig sein kann wie Polizeien agieren. In Freiburg scheint es vom jeweiligen Einsatzleiter abzuhängen, wie konsequent Auflagen durchgesetzt werden und wie mit Gegenprotesten, die nicht bürgerlich wirken umgegangen wird.