Website-Icon Sebastian Müllers Blog

Wahlplakate from Hell 2024 Edition

Wie zu jedem Wahljahr gibt es die lokale Ausgabe von Wahlplakate from Hell. Ein nicht ganz ernst gemeinter Beitrag zur Analyse der visuellen Kommunikation in lokaler Politik. Und das wo viele Listen auf ihre Plakate eigentlich noch warten, weil „Die Druckerei“ einfach nicht liefert.

FDP

Die FDP enttäuscht nicht. Szenetypisch direkt vor dem Colombihotel hängt das Plakat von Aglia Gräfin von Kageneck, M.A., M.Phil. Geschichte und Politik und Platz 6 der FDP Liste. Die ersten drei Plätze der FDP sind Männer, dann drei Frauen, Platz sieben immerhin eine Obermedizinalrätin! Das eigentlich recht klare Plakatdesing wird leider durch eine Vielzahl von nicht miteinander in Zusammenhang stehenden Worten gestört, scheinbar ist es hier der Hund der spricht – Wuffffffff!

Liste Teilhabe und Inklusion

Fangen wir an mit der Liste Teilhabe und Inklusion. Die hatte 2019 Plakate die von Feyka und Herr entworfen wurden und recht gefällig die Botschaft rüber brachten und auch eine individuelle Designsprache boten.

Als vereinendes Element waren die weißen Punkt einer angedeuteten Braille-Schrift drüber gelegt. So gut war man diesmal nicht, geblieben ist der Hund, Tiere gehen immer und bunte Kreise.

Man merkt, der Spitzenkandidat ist blind.

Volt

Volt – 220 Volt hat man im Stromnetz, vielleicht zwei mal Volt bald im Gemeinderat. Die Liste kennt bisher keiner, es handelt sich um eine irgendwie pro-europäische Kleinpartei. Die Plakate sind handwerklich gut gemacht, das lila sticht erstmal heraus. Was allerdings „für Europa in den Gemeinderat“ inhaltlich bedeuten soll, ‚übersetzt sich mir jetzt nicht‘, um mal den Habeck zu zitieren.

Immerhin haben sie auch bei den Spitzenkandidaten eine Frau. Sogar eine Woman of Color

Es wundert allerdings, dass die Spitzenkandidatin der Linke Flüchtlingsrettungsbotskapitänin (ohne Mütze) Carola Rakete, hier zwar für kostenfreien ÖPNV steht – gut die Rettungsschiffe verlangen wohl von den Rettlingen auch nix – und nicht mit irgendwas zum Thema Flüchtlingsrettung aufritt. Mir fehlt da der Rettungsring.

SPD und Linkspartei

Das Problem ist: die Europawahlplakate der Linkspartei und die Kommunalwahlplakate der SPD sehen irgendwie gleich rot aus und man kann bei den reinen Textplakaten wenig unterscheiden wer jetzt welche Botschaft absendet.

Das ist dann bei denen mit Bild, deutlich besser. Sonst sind die Kopfplakate für die Kommunalwahl gut gemacht. Bei der SPD, jeweils ein Kandidat und rot, bei der LinkenListe immer drei, wobei die Linke Liste die immer mit einer thematischen Botschaft verbindet. Wobei die SPD Plakate besser gemacht sind.

Auf dem SPD Plakat: Das bin nicht ich! Und schön zu sehen, dass sich Werner Siebler nicht nur gegen Waffenlieferungen an die Ukraine einsetzt, sondern auch mal für was tarifpolitisches.

Burger für Freiburg

Burger isst man dann doch gerne, den Bürgern ging jedoch ihr Spitzenkandidat Franco Pedalo zur FDP flöten und jetzt müssen sie mit eher unbekanntem und asympathischen Personal vorlieb nehmen. Vielleicht bringt ja Frau Dings, die volte von einer Anti-Bauen-Liste zu einer Liste mit haufenweise Immobilienunternehmern, weiterhin einen Platz im Gemeinderat

Aber gut gegen Grüne hetzten geht immer. Besonders genial wenn die Palakte blau-grün sind und die der Grünen auch blau-grün.

Fährt man mit dem Auto am Plakat vorbei – die intendierte Zielgruppe wahrscheinlich mit einem SUV – kann im Grunde nur lesen: „Grün wirkt“, gut gemacht! Hätte man statt „*innen“ wenigstens noch Genderwahn hingeschrieben, dann wäre es noch klarerin welchem trüben Wasser man da fischen will. Mit „Respekt, Fairness und Toleranz“ hat das nichts zu tun.

„Der Preiswerteste Wohnraum wurde in der Vergangenheit gebaut“, was heißt das jetzt? Was macht man dann?

Junges Freiburg

Junges Freiburg geht mit Kopfplakaten, Plakaten mit dem orangefarbenen Sofa (das habe ich erfunden) und Textplakaten in den Ring. Von der Farbwahl fühlt man sich nach 2004 zurück erinnert, da waren die Plakate auch nur orange, weiß und schwarz. Vielleicht ist dieser Weißeffekt auch nur ein neuer unter Jugendlichen besonders hipper Instagramfilter. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Themenplakaten, da fehlt aus meiner Sicht der inhaltliche Fokus.

CDU

Die CDU ist nicht mehr orange und in Baden-Württemberg auch nicht grün.

Übrigens bekommen Russlanddeutsche recht gute Renten, weil ihre Erwerbstätigkeit in der Sovietunion als Arbeitszeit gilt.

CDU Stuttgart beim inhaltsfreien Niveaulimbo

Andernorts fällt die CDU mit sehr eigenwilligen Plakaten auf. Inzwischen entspricht die Farbe Sebastian Kurz ÖVP, die sich aber auch wieder um färben will. Man muss ja froh sein, dass sich die CDU Freiburg nicht auf dieses Niveau herab begibt.

Wobei inzwischen nahezu alle konservativen Parteien irgendwie blau/türkis sind.

Siehe Designtagebuch

Viel seltsamer ist die Kombi aus Schrift mit Serien und Serienffreier Schrift, die irgendwie an Word erinnert und das einfarbige CDU Logo.

Was mit mehr Farben patriotisch schwarz-rot-gold scheint und durch den Schwung oder „Bogen“ wohl Aufstieg, Wachstum oder sonst was dargestellt werden soll, erinnert in schwarz-weiss eher an die Netzanzeige auf dem Handy, die ja dank der schlechten Internet Politik der CDU meist nur ein Balken ist.

Unabhängige Frauen

Wie zu jeder Wahl gibt es ein Plakat, auf dem für „feministische Politik“ geworben wird und auf dem einige der Kandidierenden zu sehen sind. Die Fotos scheint keine Profi-Fotografin gemacht zu haben, sondern sind wohl so eingesandt worden. Die Namen und Listenplätzen finden sich nicht auf dem Plakat.

Was im Detail feministische Politik bedeutet, wird weder auf dem Plakat noch auf der Website http://www.unabhaengige-frauen-freiburg.de/ deutlich. Dort findet sich (Stand 6.5. also 30 Tage vor der Wahl!) noch die Kandidatinnenliste von 2014 und 2019, aber nicht die von 2024. Der letzte Eintrag ist von 2022! Auch auf Insta wird man nicht wirklich schlauer.

Allerdings findet man dort auch die Unterzeichnung von www.derappell.de, einer Initiative die 2022 (!) forderte: „Eine massive Hochrüstung der Bundeswehr hilft den Menschen in der Ukraine nicht. Die neu anzuschaffenden Waffen werden die Ukrainer:innen in ihrem Kampf und Recht auf Selbstverteidigung nicht unterstützen.“ Daher bei der UFF wurden schon 2022 und nicht erst 2024 seltsame Friedensiniativen unterstützt.

Grüne

Hier gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen der Europawahl und Kommunalwahlkampagne. Grünen spezifisch wird auf Kopfplakate verzichtet.

Gerade beim Slogan „Werte verteidigen, Frieden schützen“ Unterzeile „Machen, was zählt“ wird man unweigerlich an die Bundeswehrkampagne „Mach, was wirklich Zählt“ erinnert.

Gut das Friedensforum würde sagen: Sind ja eh Olivgrün. Hier sieht man mal wieder wie wichtig doch Bilder bei einer Kampagne sind.

Daneben gibt es noch blau-grüne Themenplakate die man vor grüner Hecke schlecht lesen kann. Das „Klimaschutz“ Plakat traut sich zwar eine Solaranalage auf dem Dach, aber nicht am Balkon zu zeigen. Auch die vier Windräder, die man in dieser Seepark Ansicht sehen könnte fehlen. Ist Windkraft jetzt zu kontrovers? Die gibt es noch für Wohnen, eine Mischung aus Nahverkehr und Europa und Familienfreundlich.

AfD

Von denen habe ich bisher keine Plakate im Stadtgebiet Freiburg gesehen. Sie haben wohl noch keine geliefert bekommen. Auch kein Schaden für die Demokratie.

Grundsätzlich ist es so: Plakate abhängen oder beschädigen ist eine Straftat. Wie man mit AfD Plakaten umgehen sollte, habe ich auf diesem Blog ja mal aufgeschrieben.

Fazit

Es fällt eine gewisse Beliebigkeit auf: Fast alle Listen plakatieren etwas zu günstigem Wohnen (CDU, Grüne, Junges Freibug, Bürger, Linke Liste, SPD, …) dabei sind nur die Bildsprachen und Nuancen etwas unterschiedliche. Bei der CDU sieht man dabei „natürlich“ eine weiße Mittelschicht Familie.

CDU Familie: weiß und Hetero, zwei Kinder, Schäferhund.

Es sind auch irgendwie alle gegen Hass, Hetzte und Rechts. Allerdings wirkt das natürlich nicht, wenn man gleichzeitig Anti-Grünen-Plakate mit den üblichen dumpfen Unterstellungen plakatiert.

Und sogar die FDP und nicht nur Junges Freiburg sind für Jugendbeteiligung.

Das einzige was auffällt, ist das inzwischen Behinderte auch als Behinderte gezeigt werden und nicht mehr irgendwie verbrämt oder nur optisch angedeutet. Als Anke Dallmann das erste mal kandidierte, war der optische Fokus ganz stark auf „Behindertensportlerin“, quasi um die eigene Leistungsfähigkeit zu zeigen. Inzwischen zeigt etwa die FDP zwei Behinderte Frauen im Rollstuhl auf ihrem Plakat.

Die mobile Version verlassen