
Sommer, Sonne, Sonnenschein. Proteste gegen Musikverbot und Klimakrise, Freiburg könnte sein wie immer, wenn nicht seit etwa Anfang der Woche, das Protestgeschehen nicht auch noch durch eine Gruppe aggressiver Christen „bereichert“ würde.
Am Montag fiel mir ein Gruppe junger Menschen auf, die in einem Cabrio durch die Innenstadt – inklusive der Fußgängerzone – tourten, laute Musik spielten und irgendwelche Flyer von einer „Night of Hope“ verteilten. Das fremde Kennzeichen ließ mich zunächst vermuten, es handele sich um Teile der Autoposer Szene. Schließlich ist so ein Verhalten in Freiburg wenig anschlussfähig.
Im Laufe der Woche mehrten sich die Berichte und es tauchten auch Hinweise auf einen „Jesus Marsch“, expressive Gottesdienste mit gefakten Spontanheilungen und ähnlichem Krempel auf.
Der Referent für Ökumene und Weltanschauungsfragen vulgo Sektenbeauftragte des hiesigen Erzbistums wusste dann auf eine E-Mail Anfrage von mir die Gruppe einzuordnen:
„Hinter „Nights of Hope“ steht die Vereinigung „Reviving the World” (https://revivingtheworld.com/de/) des Predigers David Rotärmel. Herr Rotärmel absolvierte einen Missionskurs bei Daniel Kolenda, der durch groß angelegte Missionierungsveranstaltungen, vor allem auch in Afrika, auf sich aufmerksam gemacht hat. Diese Prediger zeichnen sich durch eine neucharismatisch-pfingstlerische Prägung aus. Es wird davon ausgegangen, dass Gott im Leben von Menschen ganz unmittelbar wirkt, auf seiner Homepage berichtet Herr Rotärmel von verschiedenen Sofortheilungen. Wie viele in der neucharismatischen Szene versteht er unsere aktuelle Zeit als Zeit der Erweckung, unmittelbar bevor das Reich Gottes anbricht. Diese Erweckung geschieht durch Evangelisten wie ihn, die das „Evangelium mit Zeichen und Kraft“ (also u.a. Wundern, Heilungen) verkündigen. Damit geht ein starker Missionseifer einher.
Insgesamt begegnet hier eine sehr emotionsgeladene, u.U. sich ins Rauschhafte steigernde Form von Religion, die ich aus theologischer, aber auch aus pastoralpsychologischer Sicht durchaus kritisch sehen würde.“
E-Mail des Referent für Ökumene und Weltanschauungsfragen des Erzbistums Freiburg an mich.

Was hier so nüchtern beschrieben wird, erleben eine Reihe von Freiburger*innen durchaus mit wenig Begeisterung. Die Gruppe beschallt mir ihren Feierlichkeiten am Freitag auch abends weite Teile St. Georgens, einige Berichten von aggressiver Security bei den Demos und gefakten „Heilungen“. Im Instagramm Feed finden sich durchaus auch homo-feindliche Äußerungen.
Letztes Jahr muß es wohl in Villingen Schwenningen ähnliche Events gegeben haben. Auch der stellt Missionierungsbemühungen, Spendensuche und gibt Hinweise zum Veranstalter.
„Spätestens beim Blick in das Facebook- und Instagram-Profil – hier hat Rotärmel mehr als 2600 Follower – wird deutlich, dass der sympathisch wirkende und immerfort lächelnde Mann als Prediger durch die Lande tourt – und auch auf Mission als Heilsprediger mit weit ausgebreiteten Armen vor Menschenmassen stehend in der Ukraine („Unsere mutigen Evangelisten haben wieder die Zufahrt zwischen Krakau und der Grenze genutzt, um Jesus Christus zu ihnen zu bringen! (…) Aber das ist noch nicht alles, denn es folgten auch weitere Zeichen und Wunder: Von zwei Menschen wurde ein Dämon ausgetrieben, und sie können endlich die Freiheit in Jesus erleben!“), in Portugal, Polen oder sogar in Tansania unterwegs war.“
Veranstaltung in Schwenningen Was es mit den geheimnisvollen „Nights of Hope“ auf sich hat, Mareike Kratt 05.07.2022