Folgerungen aus der Corona-Pandemie: Was brauchen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene jetzt?

Der AK Gesundheit der Grünen im Kreisverband Freiburg hat, nachdem ich lange darauf gedrungen habe, das Thema „Coronapandemie“ überhaupt mal im Rahmen einer Mitgliederversammlung oder eines anderen Forums zu diskutieren, eine Online Diskussionsveranstaltung zum ThemaWas brauchen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene jetzt?“ organisiert.

Referent*innen und Themen der Impulsvorträge werden sein:

  • Daniel Kieslinger, Projektleiter beim Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen e.V., wird über seine Erfahrungen in den ambulanten und stationären Einrichtungen der Jugendhilfe berichten.
  • Elisabeth Pielhoff, Beisitzerin im Landesvorstand Grüne Jugend Baden-Württemberg, Psychologiestudentin mit dem Schwerpunkt „Mentale Gesundheit“, wird über die psychosozialen Folgen der Pandemie für Jugendliche und Studierende berichten und die politische Perspektive hierzu aufzeigen.
  • Dr. med. Jan Rohr, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Freiburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunktbereiche: Rheumatologie, T-Zell-Immunität und Infektiologie, wird über die Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen referieren.

Das Thema junge Menschen in der Coronakrise, ist sicher ein sehr emotionales, werden doch auf diese von vielen Seiten Dinge projiziert: Zunächst mit dem problematischen Formulieren: „Kinder sind (keine) Treiber der Pandemie“, das neben der Frage ob nun Kinder besonders häufig Erkrankungen weitergeben oder krank werden, völlig ausblendete, dass auch bei einer normalen Betroffenheit mit Ansteckungen, Kinder ja durchaus betroffen sind, auch wenn sie (zunächst) selbst keine Symptome zeigen.

die grüne Kurve sind die 15- 34 Jährigen.

Spannend finde ich das vor dem Hintergrund einer Reihe von Studien, die sich nicht mit den medizinischen Folgen einer Corona Erkrankungen befassen, sondern mit den Auswirkungen der Maßnahmen und der Krise auf Wohlbefinden und psychische Gesundheit. Zunächst sei angemerkt: Bei vielen Befragungen kann man nicht feststellen ob nun das Bewusstsein um einen unbekannten, in seiner Gefährlichkeit nur schwer ein-schätzbaren Virus Menschen Angst und anderes macht, oder ob sie durch die deshalb von Eltern, Schule, Gemeinde und Staat getroffenen Maßnahmen und der Änderung ihrer Lebensrealität, Angst haben.

Dabei sollte man aber durchaus davon ausgehen, das auch Kinder und Jugendliche Zeitungen und seriöse für Erwachsene gedachte Nachrichtenseiten lesen, laut „usethenews“ Studie, immerhin 46% der 14 – 17 Jährigen.

Da gibt es zum einen die Swiss Corona Stress Study, die am 8. und 24. März unter 383 Gymnasiasten an Schulen in der Nordwestschweiz durchgeführt wurde. Das stellt fest, nicht die Angst vor Krankheit oder Ansteckung der Eltern ist das was Jugendlichen zu schaffen macht, sondern: Der gewichtigste Faktor ist Schuldruck, gefolgt von Sorgen um eine schlechtere Ausbildung und geringere berufliche Chancen sowie Angst um eine Beschädigung des sozialen Netzwerks. Aber auch: 69 Prozent der Befragten Schüler:innen, würden sich impfen lassen, wäre der Impfstoff für sie verfügbar und 41 Prozent der Befragten würden in der Umstellung auf Fernunterricht eine Entlastung sehen, 46 Prozent eine Belastung und 13 Prozent weder noch. (Gesamtes Preprint) Wobei auch beim Anexiety Level die Angst vor der Ansteckung von Riksikogruppen den höchsten Durchschnitt hat.

 

Die zweite Studie, die ich in diesem Zusammenhang erwähnen möchte, ist die „Jugend in Brandenburg 2020 Auswirkungen der Corona-Pandemie“. Immerhin über 17.000 Jugendliche in Brandenburg an Schulen befragt, dabei ist die Umfrage repräsentativ. Wichtige Ergebnisse: Trotz einer seit Jahren hohen Lebenszufriedenheit der Jugendlichen, ist in einigen Bereichen die Zufriedenheit während der Corona-Pandemie gesunken. Dies trifft insbesondere auf die Zufriedenheit mit den Freizeitmöglichkeiten (49,7 % der Befragten äußern eine gesunkene Zufriedenheit), mit der Schul- bzw. Ausbildungssituation (33,3 %) und mit den Beziehungen zu Freunden und Bekannten (22,8 %) zu. Erstaunlich war, dass der berufsbezogene Zukunftsoptimismus hat den höchsten Stand seit der ersten Erhebung im Jahr 1993 erreicht. 90,4 Prozent der Jugendlichen weisen einen „Hohen“ oder „Eher hohen“ Zukunftsoptimismus auf.

Wenn die Jugendlichen verstehen, warum welche Maßnahmen gelockert bzw. verschärft werden, fühlen sie sich weniger belastet. Es würden sich etwa so viele Impfen lassen, wie auch in der Erwachsenenbevölkerung. Die Jugendlichen wurden auch zum Distanzunterricht befragt. So hatte Etwa ein Fünftel der Jugendlichen mit technischen Problemen keinen Zugriff auf ein benötigtes Gerät (20,6 %). Vielen Jugendlichen bereitete das selbstständige Bearbeiten der Schulaufgaben „Oft“ (14,8 %) oder „Manchmal“ (45,9 %) inhaltliche Probleme („Selten“: 28,9 %; „Nie“: 10,4 %). Rund 41% gaben an sich oft oder manchmal einsam zu fühlen.

Immerhin gab es zu zu zwei offenen Fragestellungen 11.000 Vorschläge, wie der verpasste Lernstoff aufgeholt (z. B. fakultativer Zusatzunterricht) und der Distanzunterricht künftig besser gestaltet werden könnten (z. B. vermehrte Nutzung hybrider Unterrichtsformen; Verbesserung der Möglichkeiten zur Kommunikation mit den Lehrkräften; verbesserte Technikausstattung bei Lehrkräften und Schülern).

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Pandemie? Dafür gibts doch eine App! Impuls und Diskussion beim Freiburger Digitaltag.

Datum: 18.06.2021, 15:00 – 16:00
BigBlueButton der Stadtverwaltung Freiburg.
Sebastian Müller und Mystery Guests!
  • Die Luca App ist – datenschutztechnisch betrachtet – ein schlecht konstruiertes Kernkraftwerk.
  • Die CoronaWarnApp wegen Datenschutz doch einfach nur nutzlos.
  • Der Digitale Impfpass kommt viel zu Spät und „damit stoßen sich die Apotheken gesund. Denn 18 EUR sind ja mehr als ich für eine Rektum Untersuchung bekomme.“, Zitat Ärztin.
  • Impfterminservice.de, damit kommt man dann zum Impftermin.
  • Nora App? Nie gehört.
  • KatWarn braucht nur der Katastrophenschutz, oder?
  • Mit Telegramm kann ich prima den Leuten folgen, die bei twitter rausgeflogen sind.
Wir vergleichen spielerisch Merkmale wie Datenschutz, Nutzbarkeit, Sicherheit, Bedienbarkeit unterschiedlicher Apps in der Corona Pandemie und geben Tipps für alte weiße Männer aus Politik, Verwaltung und den Bürger.
Vortrag im Rahmen des Freiburger Digitaltags.

Sauberer Strom vom Balkon – Radtour zu Freiburger Balkon-Solaranlagen am 9.6.2021

Mittwoch, 09. Juni 2021, 18:30 Uhr
Treffpunkt: Glashaus im Rieselfeld, Maria-von-Rudloff-Platz 2, 79111 Freiburg
Dauer ca. 2 Stunden

Anmeldung erforderlich bis 08.06.2021 unter energiewende@bund-in-freiburg.de

Wir möchten bei unserer Radtour ein paar gelungene Beispiele zeigen, wichtige technische und organisatorische Fragen beantworten und Lust machen auf eine eigene Balkon-Solaranlage!

Mit Balkonsolaranlagen kann jede*r zur Energiewende beitragen. Dabei handelt es sich um kleine Photovoltaikanlagen (meist mit ein oder zwei Modulen ausgestattet), die einfach am Balkon montiert werden und über eine Steckdose in das Hausnetz einspeisen. Den erzeugten Strom kann man selbst nutzen, er wird nicht ins öffentliche Netz eingespeist wie bei größeren PV-Anlagen.

Balkonsolaranlagen haben meist eine Leistung von ca. 150 bis maximal 600 Watt. Damit lassen sich zwischen 5 und 20 Prozent des Stromverbrauchs eines deutschen Durchschnittshaushalts einsparen. Je nach Anschaffungspreis der Anlage und vorhandener Sonneneinstrahlung amortisiert sich eine Anlage in 6 bis 9 Jahren.

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ÖPNV Daten visualisieren, ein Gewinner des MobiDataBW Hackaton

Wie gut wäre es, wenn man wüßte wie voll die nächste S-Bahn wäre? Wenn man das im Vorraus wüßte, also eine Prognosemodell hätte, dann könnte man auch den Menschen bessere Routing Empfehlungen geben, als S-Bahn Anbieter. Um soetwas auszuprobieren, hatten wir die Daten aus der VVS App. Die VVS App loggt mit wenn jemand eine Suchanfrage eingibt.

noch gibt es keine Anzeige, wie voll die Bahnen sind.

Aus diesem Datensatz kann man dann darauf schließen, wann wieviele Menschen an einen bestimmten Ort fahren wollen. Natürlich nur, wenn die vorher in der App suchen, also etwa Pendler die sowieso jeden morgen die gleiche Strecke fahren, findet man darin nicht. Aber für diese könnte man andere Datenquellen nutzen, etwa Auslastungsdaten von Personenzählanlagen oder einen Studenten mit Handzähler oder Daten aus den WLAN Routern, die in Straßenbahnen verbaut sind oder eben Daten aus einem PaxCounter.

Wenn ich aber weiß, wieviele Leute über den Tag in der Bahn sitzen und sogar eine aktuelle Prognose erstellen kann, dann hat das für den Kunden und das Verkehrsunternehmen viele praktische Anwendungen: Der Kunde, weiß etwa wann es voll ist und kann sich entscheiden eine Route oder Bahn zu nehmen, die nicht so voll ist. Das Verkehrsunternehmen kann etwa angepasstere Fahrzeuge verwenden, ein zusätzliches Fahrzeug schicken oder auch in der App populäre Ziele oder Verbinungen zur Schnellauswahl angeben oder auch auf der Haltestelle schon häufig gesuchte Ziele auf einem Plakat oder Schild anbieten.

Mit den Visualisierungstools könnte man auch weitere Daten sichtbar machen: Etwa die Verbindungsdaten aus dem Nextbike Fahrradverleih, andere Verkehrsdaten oder einfach auch nur andere Beziehungen, bei denen sich unterschiedliche Mengen an Personen zwischen zwei Punkten bewegen.

Für die Suchanfragen aus der VVS App haben die cleveren Menschen von Isarsoft, die Visualisierung oben errechnet. Man kann sie auch detailiert unter https://mobidata-bw.isarsoft.com/ anschauen. Hier gibt es nur einen Screenshot. Die blauen Linien sind die S-Bahnen, die Gebirge die Haltestellen.

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Meine erste Woche mit der gebrauchten Zoe

Seit kurzem besitze ich eine gebrauchte Renault Zoe. Eigentlich wollte ich mir erst einen refurbed Car-to-Go Smart von Electrifiy BW kaufen. Ich habe mir einen angesehen und fand die Idee, ein Auto ein wenig aufzuarbeiten und ihm dann eine zweites Leben zu geben sehr charmant, schließlich habe ich das mit meinem Handy und meinem Tablet und anderen Elektrogeräten auch schon gemacht.

Zoe beim Laden an einer ENBW Säule

Aber dann fand ein Freund auf mobile.de ein nur klein wenig teurerers Angebot für eine gebrauchte Zoe. Dieses Angebot überzeugte, schließlich war schon ein Radio drin, die Sitze in Ordnung und das Fahrzeug hatte innen und außen für seine 126.000 km normale Gebrauchsspuren. Im Gegensatz zu den Smarts, die halt nach Einsatz in Madrid als Carsharing Fahrzeuge schon ein wenig abgeschrammelt sind.

Je nachdem hätte ich also ein wenig basteln müßen und neue Sitze einbauen und andere Sachen optisch verschönern. Das hätte sicher auch funktioniert und die netten Menschen von Electrify BW, hätten bestimmt auch geholfen und erklärt. Aber die Zoe war in einem guten Zustand und ist halt schon etwas mehr Auto als ein Smart, mit vier Sitzen kann man auch Menschen mitnehmen.

Nun fahre ich seit einigen Tagen Zoe und lerne viel. Etwa welche Ladekarte und Ladeapp funktioniert und welche nicht.

Bisher habe ich an öffentlichen Ladesäulen (Karte) geladen, etwa in Freiburg an der Badenova und an Autobahnraststätten. Das Laden meiner Zoe dauert etwa 1h und dann hat sie wieder 120 km Reichweite. Man muß sich allerdings überlegen, wie man die Ladepause konstruktiv nutzt, bisher war es entweder Kaffee bei McDonalds oder Joggen gehen.

Definitiv kann ich bisher zur Maingau App und zur ENBW App raten, Plugsurfing hat nur wenige Ladesäulen drin, kann man sich sparen. Die Karte Shell ist teuer und Wirelane bzw. Ladenetz sind als Apps langsam.

Ladesäulengespräche

Aber ich bekomme auch viele lustige Kommentare und Gespräche mit.

Etwa diese mit einem Chemilehrer:
Sebastian: „ich habe mir Elektroauto gekauft“
Bekannter: „Aber Brennstoffzellen ist cooler“
Sebastian: „ein Holzvergaser ist effizienter und praktikabler als Brennstoffzellen“

Oder mit einem Verkehrspolizist:
„Wo willst du das Auto laden?“
„In meiner Tiefgarage“
„Aber das darf man doch nicht“
„Wieso, ich kann doch ein Kabel von meinem Keller zum Auto legen und an die Schukosteckdose ran“
„Brandschutz“
„Was soll da brennen?“
„Batterien bilden Knallgas wenn sie zu lange hochgeladen werden“

Da bin ich scheinbar nicht der einzige

Tatsächlich ist das Laden daheim noch ein Problem. Aus irgendeinem Grund bricht das Auto den Ladevorgang an der Steckdose immer wieder ab. Im Sport geht es. Als mobiele Ladesäule nutze ich eine „Wallbox“ von Lapp. Beim Laden eines Elektroautos mit LiPo entsteht übrigens kein Gas.

Laden

Geladen habe ich die Zoe bisher meist an öffentlichen Ladesäulen. Mein Arbeitgeber war noch nicht so begeistert von der Vorstellung, man könnte sein Elektroauto „auf Arbeit“ laden. Und bei mir in der Tiefgararge steigt auch meist der Ladeziegel von Lapp bzw. die Zoe aus. Gehen tut es aber, habe ich im Sport ausprobiert.

Aber vielleicht beteiligen wir uns an einem Badenova Forschungsprojekt und haben dann gute Chancen auf eine Wallbox.

Nicht immer ist die Maingau App schnell, sie braucht etwa einen Tag um die Ladeprozesse abzubilden. Manchmal hat man auch Glück und findet an Supermärkten kostenlose Schnelllader und manchmal hat man Pech, wie beim IKEA in Freiburg, da gäbe es sogar zwei Schnellader, aber die sind defekt.

Sinnvolles Zubehör

Kabelbrücken zum verlegen des Ladekabels über Gehweg
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Stadtmodell zum Runterladen

Stadtmodell aus dem 3d-Drucker

Da die Stadtverwaltung die Daten nun freigegeben hat, habe ich das 3D Druck Stadtmodell auf Cults zum runterladen freigegeben. Es handelt sich um eine .stl-Datei, die man direkt verwenden kann. Das Original, das ich von der Stadtverwaltung bekam, war nicht wasserdicht, das mußte nachbearbeitet werden. Die Details habe ich schon mal aufgeschrieben.

„Das geltende Recht gibt schon jetzt Einiges her, wenn die Städte unerwünschte Böllerei beschränken wollen“ Remo Klinger im Interview.

Frage: Herr Prof. Dr. Remo Klinger, der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, Martin Horn, behauptet, ein Böllerverbot sei nicht zulässig und appelliert an die Bürger*innen, zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerkskörpern. Ein freiwilliger Verzicht werde seitens der Stadt begrüßt. Gleichzeitig verletzen sich jedes Jahr zahlreiche Menschen durch Böller und Raketen, Balkone und Häuser brennen, Traumatisierte Menschen und Haustiere haben Angst. Haben die Städte wirklich keine rechtlichen Möglichkeiten, die Gesundheit und das Leben ihrer Bürger zu schützen?

Klinger: Also entweder ist der OB schlecht beraten oder schlicht ignorant. Bei Ersterem ist es nicht so schlimm, die Beratung kann man ja nachholen: Das geltende Recht gibt schon jetzt Einiges her, wenn die Städte unerwünschte Böllerei beschränken wollen.
Es beginnt bei dem Verbot, Feuerwerksartikel in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden abzubrennen. Das Verbot gilt generell und bedarf noch nicht einmal eines Stadtratsbeschlusses, die Polizei muss es durchsetzen und zwar nicht nur am Freiburger Münster, sondern an allen betroffenen Gebäuden. Die meisten Menschen wissen davon leider nicht einmal. In einem nächsten Schritt wäre es möglich, Böller, also keine Raketen, in der Innenstadt zu untersagen. Dazu bedarf es nachvollziehbarer Gründe, die beispielsweise in einer engen Altstadtbebauung liegen können, man muss dafür noch nicht einmal bestimmte Gefahren, die mit der Böllerei einhergehen, verhindern wollen.
Wenn man jedoch in der Vergangenheit in bestimmten Gegenden sogar handfeste Gefahren für die öffentliche Sicherheit hatte, kann man in diesen Zonen noch weiter gehen und nicht nur die Böller, sondern jedes Feuerwerk verbieten. Das Recht bietet somit schon jetzt ein abgestuftes Instrumentarium. Ob man es nutzt, ist eine Frage der Umstände und des politischen Willens. Da muss man Farbe bekennen und kann sich nicht hinter dem angeblich unzureichenden Recht verstecken.

Ob man es nutzt, ist eine Frage der Umstände und des politischen Willens. Da muss man Farbe bekennen und kann sich nicht hinter dem angeblich unzureichenden Recht verstecken.

Frage: Wären etwa begrenzte Verbote, an besonders gefährlichen Stellen, etwa im Rahmen einer Polizeiverordnung denkbar? Immerhin werden ja auch für Versammlungen unter Umständen Auflagen erteilt und es geht nicht nur um die möglichen Schäden durch Feinstaub, sondern auch um ganz konkrete Gefahren, etwa die Verletzungen durch explodierende Böller.

Klinger: Ja, natürlich. Dazu braucht es noch nicht einmal eine Verordnung, dazu genügt eine sogenannte Allgemeinverfügung, also ein Bescheid, der an alle Bürger*innen gerichtet ist und öffentlich bekannt gemacht wird. München hat es an diesem Silvester vorgemacht: Die Gegend zwischen Stachus und Marienplatz, in der es 2018 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kam, war komplett demilitarisiert, also ohne Böller und Raketen. Trotzdem waren die Straßen dort voll, nur war die Stimmung netter, wie man berichtete, es gab auch fast keine Verstöße gegen das Verbot.
Außerhalb dieses Gebiets, aber innerhalb des Mittleren Rings, das ist also die gesamte Münchner Innenstadt, waren zwar Raketen erlaubt, aber keine Böller. Auch daran wurde sich weitestgehend gehalten. Es wurde also abgestuft vorgegangen. Die Menschen konnten böllern und Raketen zünden, wenn sie dies wollten. Und sie konnten davon in Ruhe gelassen werden, wenn sie es nicht wollten, ohne gleich aus der Stadt fliehen zu müssen. Die Stadt ist für alle da, aber es muss nicht jeder überall alles machen dürfen.

Foto: „Helen Nicolai“

Frage: Um vom konkreten Fall, etwas ins Allgemeine überzugehen: Auf der einen Seite erleben wir bei bestimmten Gruppen, etwa lärmenden Jugendlichen auf Plätzen, Fußballfans oder Geflüchteten, insbesondere von Seiten konservativer Politiker, großen Fleiß und Eifer, wenn es um Gefahren geht, die (vermeintlich) von diesen ausgehen. Da wird schnell Videoüberwachung, Gesetzesverschärfungen oder mehr Polizei gefordert. Auf der anderen Seite werden Verhaltensweisen, wie auf der Autobahn Rasen, Betrunken mit Sprengstoff hantieren oder Autos mit Betrugssoftware bauen, als Rechtsverstöße bagatellisiert oder mit dem Hinweis auf die eigene Freiheit verteidigt. Woran liegt das nach ihrer Meinung?

Klinger: Politiker machen im Zweifel das, von dem sie meinen, es sei populär. Manchmal meinen sie das aber auch nur. Denn bei der Böllerei müsste das längst zu Beschränkungen führen. Nach den letzten Umfragen sind mehr als die Hälfte der Befragten dafür.

Rechtsanwalt Prof. Dr. Remo Klinger ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht. Er ist Honorarprofessor der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Mitherausgeber und Redaktionsmitglied der Zeitschrift für Umweltrecht (ZUR). In der breiten Öffentlichkeit ist er weniger bekannt, aber laut „Stern“ ist er „in Fachkreisen (…) ein Star“. Dreizehn Verfahren hat er für die Deutsche Umwelthilfe um die Einhaltung der Stickstoffdioxid Grenzwerte geführt und dreizehn Verfahren hat er gewonnen.

Feinstaub zum Jahreswechsel 19/20

Miska Knapek hat einen alternativen Luftdaten Feinstaub Viewer gebaut. Mit dem kann man relativ einfach den Verlauf der Luftverschmutzung darstellen. Was ich im Video unten gemacht habe.

Deutlich zu sehen. Gegen 12:00 am 31.1.19 ist die Luft in Deutschland noch mehr oder weniger gut. Einzelne Rote Flekcen gibt es im Ruhrgebiet und Rhein-Main (sowie in Flandern).

Ab 23:00 UTC auf dem Film, daher pünkltich 0:00 MEZ, verschiebt sich das dann in Richtung lila. Eine kleine Erklärung der Farben: Alles in Grün ist so die normale Belastung. Rot ist dann schon über den bekannten 50 µg/m³, die wenn sie im 24h Durchschnitt mehr als 25 Tage im Jahr überschritten werden, zu Fahrverbroten führen.

Lila ist dann richtig schlechte Luft. Die angzeigten Werte sind PM 10 µg/m³, Partikel, deren aerodynamischer Durchmesser weniger als 10 Mikrometer (µm) beträgt.

Diese richtig hohen Werte gehen dann im Laufe des 1.1.2020 zurück, bleiben aber durchaus in der Luft, noch weit bis zur Mittagszeit.

Wer sich übrigens fragt, warum es an Silvester immer so neblig wird: Der Pulverdampf und die Feinstaubpartikel sorgen für diesen Nebel, weil sich daran auch der Wasserdampf in der Luft anlagern kann.

Zum Vergleich die Situation in Schweden: Alles bleibt grün.

Hier noch das Bild der aktuellen offiziellen Werte, des Landesumweltamts Baden-Württemberg. Auch hier ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Wie schon gesagt: Hier macht man sich ganz ohne Not Grenzwertüberschreitungstage, die dann zu Fahrverboten führen.

https://twitter.com/guido_burger/status/1212312311643430913