Mit 3D-Druck in der Krise helfen.

Seit etwa zwei Wochen gibt es in Freiburg das techiesvscorona.de Netzwerk. Ein Zusammenschluss von inzwischen über 100 Personen, die versuchen durch ihre 3D-Drucker zu helfen.

Gesichtsvisiere im Druck im Ultimaker S3, den ich gerade zum Testen da habe

Initiiert wurde das ganze von Dr. Severin Vierrath und Dr. Matthias Breitwieser, die auch bei Scientists for Future aktiv sind und sonst beim IMTEK arbeiten. Das sind die Personen, für die die Krise eher keine Entschleunigung ist, sondern zur normalen Arbeit, inzwischen auch viel Koordination bedeutet.

Die erste Mail mit der Bitte, doch an einem Zoom Meeting teilzunehmen ging am 26.3. rum. Da war schon Bedarf für Gesichtsvisire von verschiedenen Krankenhäusern und anderen Institutionen angekündigt. Und es war auch von Anfang das Freilab, dem FIT, dem Prozesstechnik-Lehrstuhl einige Leute aus deren Umfeld vorbei. Die Email ging dann schnell über einige Verteiler auch in Richtung CCC, so dass im Zoom am gleichen Abend schon mehr als 25 Leute dabei waren.

In nur 1,5h hatte sich dieser Haufen von Leuten die sich bis dato nicht kannten zu einem Team mit straighten Plan entwickelt. Der sah vor, dass zunächst mal möglichst schnell eine erste Charge von 100 Prusa RC3s Gesichtsvisieren zu produzieren.

Schnell wurde auch ein Abgabeort geklärt und Angefangen den Nachschub von Knopflochband zu organisieren, nachdem insgesamt 12m von der Nähwelt HILD weggekauft waren. Auch die Suche nach transparenter PET-Folie mit einer mindest Dicke von 0.2 mm, war nicht einfach. Inzwischen hat man glaube ich eine große Rolle bei einem Baumarkt gekauft.

Schnell wurde auch ein Slack Channel zur Kommunikation aufgesetzt und ein Webformular geschalten um die Bestellungen ein wenig zu bündeln und der großen Anzahl der Anfragen Herr zu werden. Neben bei liefen die Lasercutter zum schneiden der Folie heiß und inzwischen weit über 70 3d-Drucker.

Während Severin und Matthias also vor lauter Koordination nicht mehr weiter wussten, kamen immer mehr Menschen und Institutionen dazu, inzwischen macht auch die Stadtbücherei mit ihrem Drucker mit, wetell kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit, der Moutainbikeverein liefert aus und vielleicht bekommen wir am Dienstag nach Ostern Hilfe von der Freiburger Hilfsgemeinschaft bei der Produktion.

Die Gesichtsvisire werden montiert: 3D-gedruckte Träger, Knopflochband und laser geschnittene Plexiglasschilder

So sind es Stand heute Abend über 800 Visiere die gefertigt wurden. Außerdem noch eine Homepage, Facebook und Instagram aufgesetzt, untereinander hilft man sich defekte Drucker von wieder flott zu machen, die Teile in die gesamte Region bis Breisach und Lörrach geliefert und auch an Sonderkonstruktionen, wie dem Druck eines PEEP Ventils gearbeitet.

Daneben haben einzelne immer wieder geschaut welches Design der Gesichtsvisire optimal ist, mit Veränderungen herumexperimentiert und sich gegenseitig bei der Nutzung der 3D Drucker beraten.

Derzeit experimentieren wir etwa mit einem kleinen Objekt, mit dessen Hilfe die OP Masken, besser auf der Nase haften. Dazu haben wir unterschiedliche Versionen gedruckt und holen von den Nutzenden Rückmeldungen ein.

Dieses Netzwerk wird auch nach der Krise bleiben und sich gegenseitig beflügeln. Das wird vielleicht einer der positiven Auswirkungen sein.

3d-Druck in der Corona Krise

Da mich derzeit einige Anfragen erreichen, bitte ich Sie hier kurz zu lesen.

? Gesichtsschilder oder Gesichtsvisire druckt in der Region Freiburg das „TechiesvsCorona“ Netzwerk. Über deren Website ist auch eine Bestellung möglich. Bundesweit koordiniert https://www.makervsvirus.org/de/ den Einsatz von 3D-Druckern. Ich beteilige mich mit meinen Druckern daran.

? Ellenbogentüröffner (mehr auf meinem Blog) drucke ich. Anfragen bitte dazu an dieses Google Formular. Es gibt unterschiedliche Formen, bitte bei Materilize auf der Website schauen, welche für die eigene Tür am besten passt. Druckkosten + Zubehör (Fahrradschlauch, Schrauben) liegt bei ca 10 EUR. Druck nur wenn keine anderen Sachen gerade wichtiger sind.

? Das DIY Beatmungsgerät Projekt hat seine eigene Website. Dort erfahrt ihr mehr über dieses Projekt, wir ihr euch beteiligen könnt, usw… . Derzeit gibt es Prototypen, aber noch kein fertiges Gerät oder Druckdateien die man sich gar runterladen könnte. Die Herausforderung haber ich zusammen mit Guido Burger in einem Artikel für Heise Online beschrieben. Im Projekt arbeiten rund 200 Menschen, die Lage ist sehr dynamisch, wir versuchen auf Twitter zu informieren. Ich koordiniere bei dem Projekt ein wenig.

? Gesichtsmasken aus Stoff, also solche die andere Menschen vor meinen Viren schützen, die ich aushuste, basteln und sammeln in Freiburg unteranderem die Malteser. Ansprechpartnerin ist Monika Schneider per E-Mail.

? Gesichtsmasken Halter für die Nase. Manche mögen es, denen hilft es, dass die Brille nicht von innen beschlägt. Bestellung bei mir oder techiesvscorona.de

? Gesichtsmasken Halter für die Ohren. Der Surgical Mask Strap Remix habe ich einige Male für die Uniklinik gedruckt, weil die Grummis an den Masken, die Ohren nach vorne drückten. Wer welche braucht, einfach bei mir oder dem techiesvscorona.de Netzwerk melden.

? Kindern die keinen PC haben, helfen: Die Computertruhe unterstützt Familien die kein Geld haben, sich einen PC zu leisten, an dem Kinder ihre Schulaufgaben machen können. Wer das auch gut findet, kann gerne Geld dorthin spenden. Ich finde das sehr sympatisch, weil sie einen Pi anbieten.

Türe aufmachen ohne Klinke anzufassen

Tür mit Ellenbogen runterdrücken

Eine der Übertragungsmöglichkeiten für Krankheiten – nicht nur den Covid19 Erreger – sind Türklinken. Die fasst man an um Türen aufzumachen. Während man eine Tür, die sich von einem Weg öffnet, leicht mit dem Ellenbogen runterdrücken kann und dann nach vorne wegstoßen, geht das bei Türen, die sich zu einem öffnen leider nicht. Meistens rutscht dabei der Ellenbogen von der Klinke und man hat auch gar nicht genug „Grip“ um die Tür aufzumachen.

Adapter mit Beschriftung

Geniale belgische Designer haben nun eine ganze Reihe von Adaptern entwickelt, die es erlauben Türen eben nicht anfassen zu müßen. Ich habe bei mir im Mehrfamilienhaus nun an den Türen an denen viele Menschen vorbeikommen: Eingang, Tiefgarage, Treppenhaus, jeweils solche Adapter angebracht.

Noch bin ich am Lernen, was man beachten sollte. Man braucht:

  • Schrauben M4 16mm oder 20 mm
  • Muttern für die M4 Schrauben
  • Gummi: Entweder einen Fahrradschlauch den man zerschneidet oder die Gummis von Einweckgläsern.
  • Druckdatei von Materialise

Noch haben ja die Baumärkte geöffnet, auch wenn nur noch ein paar Menschen hereindürfen.

Einige Tipps:

Zum Anbringen, am besten die Muttern mit Kreppband festkleben, dann fallen sie nicht raus und man hat es einfacher:

„Türe aufmachen ohne Klinke anzufassen“ weiterlesen

Kauft euch das Make Magazin 1/2020

Diese wunderbaren Vasen kommen aus dem 3D-Drucker und manche davon sind sogar wasserdicht!

Denn im Make Magazin 1/2020 findet ihr einen Artikel von mir über den sinnvollen Einsatz von 3D Druck für ein schöneres Heim. Ein Teil der verwendeten Modelle gibt es in dieser Sammlung. Auch für Behinderte kann man mit dem 3D Drucker so einiges machen.

Das Make Magazin gibt es online und in jeder guten Bahnhofsbuchhandlung. Ich schreibe jetzt hier nicht, wie ich das gedruckt habe, weil das steht ja im Make und die könnt ihr euch kaufen.

Wer übrigens sich überlegt einen 3D-Drucker zuzulegen, auf Heise.de gibt es eine Review des Zusammenbau meines Druckers.