Zwangsdienst oder Engagement

Sokrates wird zitiert mit: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.“ Heute würde man hinzufügen: Ist Handysüchtig, ungebildet und vielleicht sogar Kapitalismusunfähig. Sicher jedoch Bindungs- und Beziehungsunfähig und natürlich auch unsozial, unengagiert und sowieso.

Übrigens kein rein deutsches Phänomän:

Die erste Version dieses Textes schreibe ich während einer ruhigen Minute auf einem Sanitätsdienst für die Malteser, den ich zusammen mit Darius und Constantin (beide 18) mache. Beide engagieren sich seit mehreren Jahren erst im Schulsanitätsdienst und jetzt bei den Maltesern in der sogennanten Basisgruppe.

Auch an anderer Stelle begegenen mir immer wieder engagierte Jugendliche.

Leander hat in Lörrach über 10 Lora Feinstaub Sensoren verteilt.

Die Shell Jugendstudie stellt seit mittlerweile über zehn Jahren eine deutlich steigende Politisierung von jungen Menschen vor und auch ein deutlich steigendes Engagement fest.

Bereits heute leisten viele junge Menschen aus eigenem Antritt einen von zahlreichen Freiwilligendiensten, sogar soviel das nicht alle eine Stelle finden.

Wer möchte, dass sich mehr junge Menschen in Freiwilligen Diensten wie dem FSJ oder dem Bundesfreiwilligendienst engagieren, der sollte die Konditionen unter denen diese geleistet werden verbessern.

Übrigens kenne ich immer wieder junge Menschen bei den Maltesern, die ihren Freiwilligendienst sogar auf 18 Monate verlängern!

Freiwilligendienste muß man sich leisten können

Aktuell bekommt man für ein FSJ maximal 381 Euro (2017). Durchschnittlich wird aber lediglich eine Geldleistung in Höhe von 150 Euro monatlich gezahlt. Genauso ist es beim Bundesfreiwilligendienst. Dazu kann die Einsatzstelle noch Essen oder ein Monatsticket sponsoren. Mehr darf sie aber nicht bezahlen. Bekommt aber auch dafür Fördergeld vom Bund.

Gerade Jugendliche aus Haushalten mit geringem Einkommen können sich einen Freiwilligendienst schlicht nicht leisten: Diese jungen Menschen sind dann trotz 38,5- 40h Woche Arbeit auf die finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen. Aus meinem perönlichen Umfeld sind mir durchaus junge Menschen bekannt, die dann auch ALG 2 beantragen mußten.

Neben einer angemessenen finanziellen Entlohnung fehlt es in Teilen auch bei der symbolischen Anerkennung entsprechender Dienste. FSJ und BFD sollen eben nicht dazu da sein, das junge Menschen schlecht bezahlt Hilfsarbeiten und erniedrigende Tätigkeiten ausführen, sondern sie sollen dabei etwas lernen. Ggf. sogar sollen Qualifikationen die dort erworben werden als Grundlage für spätere Berufliche Ausbildung dienen.

Es könnte ja auch die Komune oder das Land jedes Jahr die FSJler und Bufdies einladen und sich bei ihnen in einer Zermonie (vielleicht sogar mit Orden?) für ihr Engagement bedanken?

Lösung für den Pflegenotstand?

Kompetente Pflege ist eine qualifizierte Tätigkeit. So sehr, das der einfache Pflegehelfer eine einjährige Ausbildung erfordert, der normale Krankenpfleger eine dreijährige Ausbildung, Fachpfleger ca. 5 Jahren Qualifikation erfordern und es inzwischen auch in Deutschland Modelle gibt, bei denen Menschen Pflegewissenschaften studieren.

Wer den Pflegenotstand in Deutschland bekämpfen möchte für den hätten ich folgende  Vorschläge:

Zusammenhalt

Auch für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhangs hätten wir da einige Vorschläge, die man ausprobieren könnte:

  • Altersarmut kann man mit der Einführung einer einer Mindestrente bekämpfen, die jedem mindestens ein Grundsicherungsniveau an Rente bietet ohne Rücksicht auf Umfang der Einzahlungen.
  • Kinderarmut kann man entgegentreten, in dem das Kindergeld nicht mehr auf die ALG 2 angerechnet wird. Kinder kann man statt einem ermäßigten, den vollen ALG 2 Satz bezahlen.
  • Mehr Gemeinschaftsschulen, an denen Kindern aus unterschiedlichen Schichten aufeinander treffen. Denn PISA zeigt eines: Bildungserfolge sind in Deutschland maximal vom sozialen Status der Eltern abhängig.
  • Förderung von außerschulischen Lernangeboten.
  • Ein Wohnungsbauprogramm mit dauerhafter Bindung der Sozialwohnungen und nicht wie jetzt ein Auslaufen nach 20 Jahren. Vielleicht auch eine Vereinfachung beim bauen, konkrete Vorschläge gibt es ja bereits (LINK)
  • schnelles Internet auf dem Land, damit sich auch dort Firmen ansiedeln und keine Landflucht betreiben müßen

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