Argumente die keine sind

Zunächst mal: Ich finde die Abholzung problematisch aus zwei Gründen. Zum einen weil 190 Bäume gefällt werden sollen und wir um die Klimakrise zu überwinden, möglichst viele brauchen. Zum anderen werden die Bäume nicht für irgendwas sinnvolles gefällt: Ein neues Krankenhaus, eine Straßenbahnlinie oder eine Schule, sondern für ein Verkehrskonzept das noch mehr Autoverkehr produzieren wird.

Protest gegen die geplante Abholzung

Einige Argumente der Abholz Fraktion möchte ich hier einordnen:

„Anfahrt 90% mit dem Auto”
Derzeit mußt ich quasi mit dem Auto hinfahren, da der ÖPNV Anschluß schlecht ist (30 min Takt), ein deutlich besseres Angebot, das auch finanziell attraktiv wäre (Rabbatt auf den Eintritt) würde es deutlich attraktiver machen. Gerade das 90% kommen bedeutet, ja das Potential vorhanden ist, das man einfach heben kann. Umgekehrt wäre es viel schwieriger: Wenn schon 60% mit dem ÖPNV kommen würden und wir dann fordern das auszuweiten. Es sollte unser politisches Ziel sein, den völlig katastrophalen Modalsplit auf ein einigermassen akzeptables Niveau heben.

Bei der Messe, dem SC und vielen anderen Veranstaltungen kann man die Leute durch Anreize (Ticket = Fahrkarte, Parkgebühren, …) dazu bringen ihr Mobilitätsverhaltenz zu ändern, warum soll das hier nicht möglich sein?

Bad sonst pleite und Geld fehlt für soziale Aufgaben
Etwas verdeckt argumentiert die Stadt eigentlich mit dem Finanzamt: Der Überschluß aus den Parkhäusern wird verwendet um das Defizit des Thermalbades zu decken. Sie muß gegenüber dem Finanzamt deutlich machen, dass sie Maßnahmen unternimmt um die Einnahmen des Bades zu erhöhen bzw. dessen Verlust zu senken. Diese Maßnahmen können aber auch bessrer ÖPNV sein, Parkgebühren und sie kann auch argumentieren, dass wenn der öffentliche Druck nicht Abzuholzen groß ist dem Bad auch ein Imageschaden entstünde (Die Abholzgegner könnten ja zum Boykott Aufrufen).

Fraglich bleibt aber ob auch mit 400 Parkplätzen das Defizit kleiner würde.

„75 Prozent der Nutzer*innen kommen nicht aus Freiburg“
Eine interessante Argumentation, die die Frage aufwirft, warum die Bürger*innen Freiburgs das Defizit eines Bades finanzieren sollten, das hauptsächlich von Nicht-Freiburgern genutzt wird. Zudem ja etwa im Gegensatz zum Stadttheater keine große Umwegrentabilität gegeben sein dürfte. Die Leute fahren mit dem Auto zum Bad und dann wieder heim. Sie lassen ja nicht noch groß Geld in Restaurants, beim Einzelhandel (der ist ja weit weg) oder sonst wo.

Dem Umriß des Parkhauses am Diakoniekrankenhaus mit 300 Parkplätzen. Quelle Google Maps.
Die Umriße des Parkhauses auf die Fläche zwischen „Straße an den Heilquellen“ und Keidel Bad. Da sind sicher keine 190 Bäume auf dieser Fläche.

„Die Landesbauordnung schreibt 200 Parkplätze vor“
Die Landesbauordnung schreibt für Hallenbäder „einen KFZ Stellplatz auf je 5-10 Kleiderablagen, zusätzlich je 10-15 Besucherplätze“ vor bzw. für Freibäder: „je 200-300m² Grundstücksfläche“, einen Stellplatz vor. Aber auch je 100 m2 Grundstücksfläche einen Fahrradabstellplatz bzw. je 5 Kleiderablagen einen Fahrradabstellplatz vor.

Gleichzeitig kann man aber die Anzahl der Parkplätze aber auf bis zu 30% des Ausgangswertes reduzieren, wenn er gut an den ÖPNV angebunden ist.

Anhang 1 der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur über die Herstellung notwendiger StellplätzeAnhang 1

Eine ÖPNV Haltestelle befindet sich direkt vor dem Gebäude. Mit dem von uns geforderten zusätzlichem Halt des 35er Busses wäre ohne Mehrverkehr ein 15 min Takt machbar. Daher wir kommen auf mindestens sechs Punkte. Und könten die benötigte Anzahl Parkplätze auf 80% reduzieren, wäre der Takt noch enger, könnte man die Anzahl der Parkplätze auf 60% reduzieren.

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über 60 Bürger schlagen Alternativen zur Abholzung am Eugen-Keidel-Bad vor

In einem Schreiben an Oberbürgermeister Martin Horn haben über 60 Freiburger Bürger*innen konkrete Alternativen zur geplanten Abholzung von 190 Bäumen am Eugen-Keidel-Bad gefordert.

„Gerade Menschen, die aus Freiburg zum Eugen-Keidel-Bad fahren, brauchen eine Alternative zum Auto. Deshalb schlagen wir eine Verdichtung des Taktes für den 35er Bus vor der bis vor das Bad fährt, eine zusätzliche Haltestelle für den 34er Bus, auf dem Weg nach Tiengen, eine Frelo Station und die Bewirtschaftung des Parkraums.“, so Sebastian Müller, der den Brief koordiniert hat.

Darüber hinaus fordern die Unterzeichner eine öffentliche Diskussion im Gemeinderat.

Viele Menschen reagieren in sozialen Medien, aber auch in Gesprächen empört auf die Pläne der Stadt. Es ist davon auszugehen, dass wenn am Konzept festgehalten wird, Gruppen wie Fridays For Future, Critical Mass oder Extinction Rebellion ebenfalls protestieren werden und nicht nur mit einem Brief.

Laut einem Zeitungsbericht von Jelka Lousia Beule am 19. Juli 2019, in dem über die Erneuerung des Eugen-Keidel-Bads berichtet wird („So weit sind die Sanierungsarbeiten im Freiburger Eugen-Keidel-Bad“) ist geplant für 200 neue Parkplätze rund 190 Bäume zu fällen. Andere Parkmöglichkeiten wurden wegen der erhöhten Kosten verworfen, ein anderes Mobilitätskonzept gar nicht geprüft.

Auf Nachfrage von Stadtrat Mörchen in der letzten Sitzung des Gemeinderates, erklärte Oberbürgermeister Martin Horn, dies sei vor seiner Amtszeit beschloßen worden und irgendwo müßte ja das Holz für die vom Gemeinderat geforderte Holzbauweise auch herkommen.

Wer sich auch noch engagieren will, der kann auch diese Petition unterzeichnen: