Martin Horn hat mitgeteilt, dass die Abholzung der 190 Bäume ??? am Eugen-Keidel-Bad vorerst vom Tisch ist.
Das ist kein Erfolg von mir alleine – wie jetzt einige auf Facebook schreiben – sondern von den vielen Menschen, die sich in den vergangen Wochen vielfältig engagiert haben. Ob beim Brief der über 60 Bürger*innen, bei der Demo, bei der Petition oder der Anti Abholz Gruppe die sich fast jeden Dienstag, auch in den Ferien, getroffen hat.
Als Protest: rote Herzen an den Bäumen
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es wäre jetzt angemessen zusammen mit den Bürger*innen, besonders denen die sich engagiert haben, ein neues Verkehrskonzept zu erarbeiten.
Und der Vorgang hinterlässt ein Geschmäckle, wenn Martin Horn von Anfang an dagegen war, warum hat er dann mögliche alternative Verkehrskonzepte (und damit meine ich nicht ein Parkhaus!) nicht gleich prüfen lassen, sondern reagiert erst auf massiven Druck aus Bürgerschaft und Fraktionen?
Wir sind am Eugen-Keidel Bad und hängen die Reste unserer Transpis ab. An den Bäumen hängen schon Nägel mit Nummern. Jens Kitzler hat heute in der Sonntag schön die Geschichte aufbereitet: „Wie feste Abhängigkeiten doch noch dehnbar werden“ #freiburghttps://t.co/vJMSjyEmqXpic.twitter.com/2ri2uKwntK
Die Initiativen gegen die Abholzung der Bäume am Eugen Keidel Platz lädt sie ein am:
Dienstag, 24.09. um 18 Uhr im alten Rathaus (Rathausplatz 2 – 4 Zugang über die Rathausinfo) bei der Übergabe von mehr als 4500 Unterschriften gegen die Abholzung dabei zu sein.
Unter der Überschrift: „Kein Kahlschlag am Eugen-Keidel-Bad! #Bäumemüssenbleiben“, hat die Initiative in den vergangen Wochen online über 4500 Unterschriften gesammelt.
Die Forderungen sind eindeutig: „Statt mit noch mehr Parkplätzen die Autofahrt zum Eugen-Keidel-Bad attraktiver zu machen, müssen die Pläne revidiert werden. Für kranke Menschen ist der Besuch des Eugen-Keidel-Bades eine therapeutische Maßnahme, dafür sollte es Parkmöglichkeiten geben. Für alle anderen müssen die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Radwege verbessert werden“
Aus Sicht der Initiatoren ist das wenig schlüßig: „Martin Horn kann als Oberbürgermeister das Thema jederzeit auf die Sitzung des Gemeinderates setzen und ein einer Drucksache die zwingenden Gründe darlegen warum es nicht anders geht.“, führt Alt-Stadtrat Sebatian Müller aus.
Zunächst mal: Ich finde die Abholzung problematisch aus zwei Gründen. Zum einen weil 190 Bäume gefällt werden sollen und wir um die Klimakrise zu überwinden, möglichst viele brauchen. Zum anderen werden die Bäume nicht für irgendwas sinnvolles gefällt: Ein neues Krankenhaus, eine Straßenbahnlinie oder eine Schule, sondern für ein Verkehrskonzept das noch mehr Autoverkehr produzieren wird.
Zusammen mit 60 anderen Bürger*innen haben wir alternative Vorschläge gemacht: – ?alle 15 min – zusätzlicher ?Halt der Busse, die nach Tiengen fahren – beleuchteter & guter Radweg?* – #Frelo Station ? – Parkraumbewirtschaftung – Rabatt auf Fahrkartehttps://t.co/qg5ExuUaiS
„Anfahrt 90% mit dem Auto” Derzeit mußt ich quasi mit dem Auto hinfahren, da der ÖPNV Anschluß schlecht ist (30 min Takt), ein deutlich besseres Angebot, das auch finanziell attraktiv wäre (Rabbatt auf den Eintritt) würde es deutlich attraktiver machen. Gerade das 90% kommen bedeutet, ja das Potential vorhanden ist, das man einfach heben kann. Umgekehrt wäre es viel schwieriger: Wenn schon 60% mit dem ÖPNV kommen würden und wir dann fordern das auszuweiten. Es sollte unser politisches Ziel sein, den völlig katastrophalen Modalsplit auf ein einigermassen akzeptables Niveau heben.
Bei der Messe, dem SC und vielen anderen Veranstaltungen kann man die Leute durch Anreize (Ticket = Fahrkarte, Parkgebühren, …) dazu bringen ihr Mobilitätsverhaltenz zu ändern, warum soll das hier nicht möglich sein?
Nur mal so: es gäbe beim Eugen-Keidel-Bad zwei Flächen in der nähe wo man gut parken könnte. Den halbmondförmigen Parkplatz, auf dem früher die Wohnwägen der Prostituierten standen, da muß man dann 5 Minuten laufen bis zum Bad. Oder den Acker davor, den muß man halt kaufen pic.twitter.com/uHhc2na6el
„Bad sonst pleite und Geld fehlt für soziale Aufgaben„ Etwas verdeckt argumentiert die Stadt eigentlich mit dem Finanzamt: Der Überschluß aus den Parkhäusern wird verwendet um das Defizit des Thermalbades zu decken. Sie muß gegenüber dem Finanzamt deutlich machen, dass sie Maßnahmen unternimmt um die Einnahmen des Bades zu erhöhen bzw. dessen Verlust zu senken. Diese Maßnahmen können aber auch bessrer ÖPNV sein, Parkgebühren und sie kann auch argumentieren, dass wenn der öffentliche Druck nicht Abzuholzen groß ist dem Bad auch ein Imageschaden entstünde (Die Abholzgegner könnten ja zum Boykott Aufrufen).
Fraglich bleibt aber ob auch mit 400 Parkplätzen das Defizit kleiner würde.
"dass dieses Bad wirtchaftlich gesunden muss, andernfalls droht eine gewaltige finanzielle Einbuß" ? Daher man muß dem Finanzamt deutlich machen, das man Maßnahmen unternimmt um den Verlust zu veringeren, diese müßen nicht erfolgreich sein. Besserer Bustakt wäre auch eine
„75 Prozent der Nutzer*innen kommen nicht aus Freiburg“ Eine interessante Argumentation, die die Frage aufwirft, warum die Bürger*innen Freiburgs das Defizit eines Bades finanzieren sollten, das hauptsächlich von Nicht-Freiburgern genutzt wird. Zudem ja etwa im Gegensatz zum Stadttheater keine große Umwegrentabilität gegeben sein dürfte. Die Leute fahren mit dem Auto zum Bad und dann wieder heim. Sie lassen ja nicht noch groß Geld in Restaurants, beim Einzelhandel (der ist ja weit weg) oder sonst wo.
Dem Umriß des Parkhauses am Diakoniekrankenhaus mit 300 Parkplätzen. Quelle Google Maps.
Die Umriße des Parkhauses auf die Fläche zwischen „Straße an den Heilquellen“ und Keidel Bad. Da sind sicher keine 190 Bäume auf dieser Fläche.
„Die Landesbauordnung schreibt 200 Parkplätze vor“ Die Landesbauordnung schreibt für Hallenbäder „einen KFZ Stellplatz auf je 5-10 Kleiderablagen, zusätzlich je 10-15 Besucherplätze“ vor bzw. für Freibäder: „je 200-300m² Grundstücksfläche“, einen Stellplatz vor. Aber auch je 100 m2 Grundstücksfläche einen Fahrradabstellplatz bzw. je 5 Kleiderablagen einen Fahrradabstellplatz vor.
Gleichzeitig kann man aber die Anzahl der Parkplätze aber auf bis zu 30% des Ausgangswertes reduzieren, wenn er gut an den ÖPNV angebunden ist.
Anhang 1 der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur über die Herstellung notwendiger StellplätzeAnhang 1
Eine ÖPNV Haltestelle befindet sich direkt vor dem Gebäude. Mit dem von uns geforderten zusätzlichem Halt des 35er Busses wäre ohne Mehrverkehr ein 15 min Takt machbar. Daher wir kommen auf mindestens sechs Punkte. Und könten die benötigte Anzahl Parkplätze auf 80% reduzieren, wäre der Takt noch enger, könnte man die Anzahl der Parkplätze auf 60% reduzieren.
„Gerade Menschen, die aus Freiburg zum Eugen-Keidel-Bad fahren, brauchen eine Alternative zum Auto. Deshalb schlagen wir eine Verdichtung des Taktes für den 35er Bus vor der bis vor das Bad fährt, eine zusätzliche Haltestelle für den 34er Bus, auf dem Weg nach Tiengen, eine Frelo Station und die Bewirtschaftung des Parkraums.“, so Sebastian Müller, der den Brief koordiniert hat.
Darüber hinaus fordern die Unterzeichner eine öffentliche Diskussion im Gemeinderat.
Viele Menschen reagieren in sozialen Medien, aber auch in Gesprächen empört auf die Pläne der Stadt. Es ist davon auszugehen, dass wenn am Konzept festgehalten wird, Gruppen wie Fridays For Future, Critical Mass oder Extinction Rebellion ebenfalls protestieren werden und nicht nur mit einem Brief.
Freiburg versucht am Keidel Bad gerade das Gegenteil: noch mehr Parkplätze bauen. Hoffentlich kann das die Freiburger Zivilgesellschaft noch verhindern.
Laut einem Zeitungsbericht von Jelka Lousia Beule am 19. Juli 2019, in dem über die Erneuerung des Eugen-Keidel-Bads berichtet wird („So weit sind die Sanierungsarbeiten im Freiburger Eugen-Keidel-Bad“) ist geplant für 200 neue Parkplätze rund 190 Bäume zu fällen. Andere Parkmöglichkeiten wurden wegen der erhöhten Kosten verworfen, ein anderes Mobilitätskonzept gar nicht geprüft.
Auf Nachfrage von Stadtrat Mörchen in der letzten Sitzung des Gemeinderates, erklärte Oberbürgermeister Martin Horn, dies sei vor seiner Amtszeit beschloßen worden und irgendwo müßte ja das Holz für die vom Gemeinderat geforderte Holzbauweise auch herkommen.
Ich habe an den Geschäftsführer der Freiburger Kommunalbauten als Betreiber des Eugen-Keidel-Bades geschrieben und darum gebeten, das Leseverbot in der Sauna aufzuheben.
Betreff: Leseverbot in der Sauna
Sehr geehrter Herr Klausmann,sehr geehrte Damen und Herren, Am Sonntag, den 3.3. war ich aufgrund einer Zerrung im Eugen-Keidel-Thermalbad und der dortigen Sauna. An diesem Tage war es gefühlt voll, trotz der Maßnahmen zur Attraktivitätsreduktion in dieser städtischen Einrichtung
Während ich also in der Sauna saß, laß ich ein Buch. Leseförderung ist ja ein Anliegen der Stadt Freiburg, siehe etwa die Drucksachen ASW-18/003 oder KA-17/003. Still vertieft in Peter L. Berger, Thomas Luckmann: „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie“ trat plötzlich ein Angestellter auf mich zu: „Ich will ja nicht pingelig sein, aber Buch lesen ist in der Sauna nicht erlaubt“, waren seine Worte. Darauf verließ ich ein wenig konsterniert die Sauna.