Demobefragung: Oder wer sind die Corona Rebellen auf dem Platz der alten Synagoge?

Die Befragten auf dem Platz der alten Synagoge haben:
– kein Vertrauen in traditionelle Medien weder öffentlich-rechtlicher Rundfunkt noch Zeitungen; Youtube, Messenger und Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle; von der Selbsteinschätzung aber auch beim Antworten auf entsprechende Fragen sind sie eher Mitte Links als Rechts. Nicht nationalistisch oder Autoritär;Sie sind besorgt über 5G, finden Impfen nicht gut oder aber Homöpathie haben Angst um Grundrechte und Meinungsfreiheit; finden Masken nicht gut fühlen sich durch die Maßnahmen und Krise betroffen und belastet.

Gegenprotest gegen die Corona Rebellen auf dem Platz der alten Synagoge

Für Samstag 16.5.2020 waren in Freiburg gleich vier Kundgebungen in Zusammenhang mit Corona  angemeldet: 

  • 15.30 Uhr, Rathausplatz, “Meditation für das Grundgesetz”, Angemeldet 25 Teilnehmer_innen,
  • 15.30 Uhr, Münsterplatz, Thema: “Grundrechte”, 350 Teilnehmer_innen, geschätzte Anwesende ca. 200
  • 15.30 Uhr, Platz der Alten Synagoge, “Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand”, Thema Grundgesetz, 250 Teilnehmer_innen, geschätzte Anwesende ca. 200
  • 15.30 Uhr, Augustinerplatz, “Grundrechte und Freiheit”, 70 Teilnehmer_innen, geschätzte Anwesende ca. 30

Zusammen mit einem Freund habe ich mich mit einem Fragebogen aufgemacht die Teilnehmer_innen zu befragen. Die angemeldeten Zahlen und Themen waren jeweils von den Veranstaltern. Die Kundgebungen auf dem Rathausplatz, Münsterplatz und am Platz der alten Synagoge fanden schon in den Wochen davor statt. Gleichzeitig fand in Lörrach eine Kundgebung der AfD statt, so dass möglicherweise Menschen aus deren Umfeld eher nach Lörrach fahren, da auch der Freiburger AfD Stadtrat Mandic teilnahm, der bereits am 2.5.2020 in Freiburg zu einer Demo aufgerufen hatte. Gleichzeitig gab es in Stuttgart wieder eine große Demonstration. Es ist gut möglich, das Personen die sonst in Freiburg an den Demos hier teilnehmen würden, zu diesen gereist sind. Daneben spielte ab 15:30 auch der SC Freiburg in einem “Geisterspiel”, so das ggf. auch Personen lieber Fußball schauen waren. Bei der Freitäglichen Fahrraddemo von Freiburg for Future waren nach Medienberichten rund 1400 Personen, bei bedecktem Himmel und etwas frischeren Temperaturen, am Samstag war es sonnig und klar.

Zur Situation und dem Vorgehen

Wir waren am Samstag auf dem Platz der alten Synagoge zwischen 15:30 und ca 16:30 und haben 18 Fragebögen verteilt. Dabei gingen wir so vor, das wir Leute gefragt haben und uns diese dann die Antworten gesagt, wir haben sie notiert. Zuhause habe ich die Antworten in google Forms eingegeben und daraus auch die Grafiken generiert. Jede Person die wir ansprachen, war auch bereit uns zu antworten. Das Sampling war zufällig, daher wir sind auf Personen hinzugetreten und haben diese gefragt ob sie Fragen beantworten möchten ohne auf besondere Merkmale zu achten. Ein Teil der Befragten, erkundigte sich vorher oder danach, was wir damit machen wollen. Für einen Fragebogen braucht man ca 5 -6 Minuten.

Während der Befragung fand auf dem Platz der alten Synagoge auch eine Störung bzw. Gegenprotest der Veranstaltung statt. Es waren auf jeden Fall zwei verkleidete “Acts” unterwegs und auch ein Gegenprotest der von der Antifa zu kommen schien. Da ich wenig Gelegenheit hatte zu Fotografieren, habe ich die Demo nicht wie die letzten Male auf twitter kommentiert. 

Geantwortet haben uns 27 Personen, ausgewertet für den Platz der alten Synagoge habe ich 18 Antworten. Mehr war aufgrund der Zeit nicht möglich. Ich hätte mir aber mehr gewünscht. Würde ich die Befragung wiederholen, würde ich länger auf dem Platz der alten Synagoge bleiben und nicht auf den Münsterplatz gehen. Da wir dort auch die Befragung abbrechen mußten, weil wir angegangen wurden. Was vielleicht auch damit zu tun hatte, das wir zusammen mit einer Störung durch Antifa Gruppen eintrafen, die dann von der Polizei auch beendet bzw. vertrieben wurden.

Sampling und Fragebogen

Da es nicht möglich die ist die Grundgesamtheit zu bestimmen – die Menge der Personen die auf einer Demonstration teilnehmen kann man nur abschätzen. Außerdem kann jemand sich “in” einer Demo aufhalten, aber aus ganz unterschiedlichen Gründen, etwa um diese zu beobachten, durch zulaufen, Fotos zu machen, “sich mal über die Demo zu informieren”, wie es ein Teilnehmer ausdrückte, ist auch das schwierig. Ich habe das so gelöst, dass wir die Leute immer gefragt haben ob sie zur Demo gehören.

Auf dem Platz der alten Synagoge zeigten sich nahezu alle Personen auskunftsbereit, lediglich eine Person wurde während der Befragung weggezogen und hat deshalb ihren Bogen nicht fertig ausgefüllt. Auf dem Münsterplatz war es schwieriger Menschen anzusprechen, das kann aber auch mit der Störung durch Gegendemonstranten zu tun haben.

Der Fragebogen umfasste Freitext und dann eine Batterie von Items die unterschiedliche Konstrukte abbilden sollten:

  • persönliche Betroffenheit
  • Einstellungen zu Schulmedizin und Homöopathie 
  • Autoritarismus und Nationalismus
  • Zufriedenheit mit der Demokratie
  • Angst vor Elektromagnetischer Strahlung
  • politische Selbsteinschätzung

Sowie politische Selbsteinschätzung auf einer rechts-links Skala, Fragen nach Bildungsabschluss, Alter, Herkunft und Neigung zu bestimmten Parteien. Daneben hatten wir Fragen die auf das Vertrauen in Informationen durch Medien zielten. Sowie zur Demoteilnahme.

Da es eben nur 18 Responses sind, werde ich keine Prozentzahlen angeben für die Auswertung, sondern nur Zahlen und sprachliche Zusammenfassungen. 

Freitext

Begriffwolke erstellt mit Advanced Summary by Awesome Table

Beim Freitext fiel auf: 11 mal nannten die Teilnehmer Grundrechte, Menschenrechte oder Meinungsfreiheit als Gründe für die Demo Teilnahme, Impfpflicht und Impfen kam zweimal vor. Bei der Frage nach Einschränkungen, wurde fünfmal der Mundschutz genannt, viermal ökonomische Gründe (“Laden zu”, “Jobverlust”, “Kurzarbeit”, …).

Und bei der Frage nach Forderungen kamen sowohl Forderungen nach Ende der Maßnahmen, die nahezu immer als “Lockdown” (7) bezeichnet wurden und mehr Diskussionen (2) sowie mehr als einen Experten anzuhören, Regierung solle zurücktreten (2).

Vertrauen in Medien

Google Formulare-Antwortdiagramm. Titel der Frage: . Anzahl der Antworten: .

Was auffällt: Nahezu alle Teilnehmer attestieren dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (15x nicht vertrauenswürdig)  und Tageszeitungen (12 mal nicht vertrauenswürdig) keine Glaubwürdigkeit. Privatfernsehen scheint insofern kaum noch relevant zu sein für Information, das viele sagen, sie schauen das gar nicht (9 nicht vertrauenswürdig, 1 teils/teils). Auch offizielle Websiten, wie die des RKI oder Gesundheitsministerium wird nicht geglaubt. Als vertrauenswürdig wurden dagegen Gruppen in Messengerdiensten, Youtube oder soziale Netzwerke eingeschätzt. Dabei häufig mit der Einschätzung: “Ja manche”. Das hätten wir vielleicht mit einer etwas anderen Frage besser einfangen können. 

Demoteilnahem und Selbsteinstufung

Von der Demonstration hatten die meisten durch Freunde, Familie und Bekannte gehört (8), vier durch Messenger Diente und 7 durch soziale Medien. Die meisten waren mit anderen auf der Demo (Freunde 8, Familie 5, alleine 5). Bei den Teilnehmern scheint es sich nicht um häufige Demoteilnehmer zu halten (7 nie, 7 gelegentlich, nur 2 häufig). Möglicherweise ließe sich darauf deuten, dass es sich um Menschen handelt, die sonst eher nicht von politischen Beteiligungsangeboten erfasst werden, immerhin geben 6 an nicht wählen zu gehen.

Gerade bei der Selbsteinstufung nach “rechts oder links”, fiel mir auf, das viele Befragte diese ablehnten “sehe mich da nirgends”, oder “das ist nicht relevant”. Drei gaben sich als Mitte an, drei als eher links. Keiner als rechts oder eher rechts.

Einstellungen

Bei einem Teil der Fragen habe ich mich an einer online Studie bzw. Umfrage von Dr. Sebastian Jäckle am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Uni Freiburg orientiert. Daher sollten einige Items vergleichbar sein. Andere sind aus Mittestudie oder ähnlichem entlehnt. Bitte hier immer beachten: Es handelt sichum 17 Antworten, daher sind die Prozentzahlen, etwas irreführend.

Zunächst stellte ich Fragen zur eigenen Belastung durch die Krise:

Die Mehrheit der Befragten sieht sich durch die Krise finanziell und generell belastet.

Dann einige Items zu Impfungen, Übernatürlichem, Homöpathie und 5G. Kein klares Bild im Bereich des Übernatürlichen, Impfungen werden deutlich abgelehnt, Homöpathie befürwortet. Eine Mehrheit fürchtet auch negativen Einfluß durch elektromagnetische Felder.

Nun einge Fragen die darauf hindeuten ob jemand eine nationalistische Orientierung hat, wie er zur Demokratie steht und wie er zu Autoritarismus steht. Bei diesen Fragen gibt es sich entweder kein klares Bild (Stolz Deutscher zu sein), bei „Starker Hand die Ordnung bring“, deutliche Ablehnung. Das alles deutet jetzt nicht darauf hin, das hier Rechtsextreme am Werk sind. Diese These würde auch durch die Antwort auf die Fragen nach Parteineigung (kommt weiter unten), es kam jeweils einmal: Linke, Grüne, Grüne/Linke, Tierschutzpartei, ÖPD und „keine“, „wähle nicht“ oder „weiß nicht“. Bei der Frage nach der „Starken Hand“, kamen eher Kommentare, wie „das muß das Volk machen“, oder „das muß von unten kommen“. Eher lässt sich hier eine, vielleicht auch nur gegenwärtige, Unzufriedenheit mit dem politischen System herauslesen.

Gerade bei der Selbsteinstufung nach “rechts oder links”, fiel mir auf, das viele Befragte diese ablehnten “sehe mich da nirgends”, oder “das ist nicht relevant”. Drei gaben sich als Mitte an, drei als eher links. Keiner als rechts oder eher rechts.

Demographisches

Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 48,2 Jahre alt, Median 51 Jahre, 10 Frauen, 7 Männer. Sie waren im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung gut gebildet.

Sie kamen entweder aus Freiburg oder dem Umland.

Zusammenfassung der Mini-Studie

Die Befragten auf dem Platz der alten Synagoge haben:

  • kein Vertrauen in traditionelle Medien, weder öffentlich-rechtlicher Rundfunkt noch Zeitungen;
  • Youtube, Messenger und Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle;
  • Von der Selbsteinschätzung eher eher Mitte Links, als Rechts. Tendenziell auch nicht nationalistisch oder Autoritär; aber mit demokratischen System unzufrieden;
  • Sie sind besorgt über 5G, finden Impfen nicht gut oder aber Homöpathie;
  • haben Angst um Grundrechte und Meinungsfreiheit; finden Masken nicht gut
  • fühlen sich durch die Maßnahmen und Krise betroffen und belastet.
„Demobefragung: Oder wer sind die Corona Rebellen auf dem Platz der alten Synagoge?“ weiterlesen

Auswertung der Fridays For Future Befragung

Bild von der Demo

Insgesammt gab es 268 Antworten, was eine Rücklaufquote zwischen 2,5% und 4% entspricht, je nachdem wieviele Teilnehmer*innen man annimmt. Befragt wurde über einen Link der angesagt wurde und über QR Codes die aushingen, was erfahrungsgemäß Menschen die über kein Smartphone verfügen, in dem kein Internet haben (gerade Personen unter 14 Jahren) oder oder mit der Technik nicht gut umgehen können (häufig ältere Personen), ausschließt. Gewählt haben wir aber diese Form der Befragung, weil sie am wenigsten Aufwand für uns macht.

Mehr als 57% der Antwortenden waren Frauen.
Die meisten Teilnehmenden gehen in die Schule: Mittelstufe, Oberstufe überwiegen deutlich. Rund 10% arbeiten, 15 % studieren. Ein kleinerer Anteil leistet unterschiedliche Freiwilligendienste.

Bei der Altersverteilung ist Vorsicht geboten. In der Regel nehmen ältere Menschen, die über kein Smartphon verfügen oder sich nicht sicher sind mit dieser Technik, nicht an derartigen online Befragungen teil. Junge Personen unter 14 Jahren haben häufig kein Internet im Smartphone. Allerdings sieht man einen deutlichen Peak bei 17 Jahren, der sich langsam in Richtung 25 Jahre abflacht. Genau den Datensatz duchrechnen muß ich noch um etwa Median oder Mittelwert anzugeben. Der jüngste Teilnehmende war 9 Jahre, der älteste 70 Jahre. Durchschnitt: 19,81 Jahre. Median 17 Jahre.

„Auswertung der Fridays For Future Befragung“ weiterlesen

Forschung zum Wahlkampf am Bürgerentscheid: Teil 1 die Online Umfrage

Der Bürgerentscheid ist vorbei. In den kommenden Stunden werden wir wissen wie die Bürger in Freiburg entschieden haben. Das ist gut so ich konnte das Thema selber am Ende nicht mehr hören und vielen Leuten die sich damit beschäftigt haben denen ging es genauso.

Neben der Beobachtung von Wahlkampfständen und dem Befragen von Menschen die gerade an einem Wahlkampfstand waren und dem Befragen von Wahlkampfmanager, habe ich auch eine online Umfrage durchgeführt. Diese sollte eigentlich mehr dazu dienen eine ungefähre Zahlenbasis zu haben wie viele Menschen ein Wahlkampfstand gehen und wie bestimmte Plakate erlebet werden.
Eine der Fragen war natürlich auch wie die Menschen planen abzustimmen. Das war für mich nicht wichtig weil ich glaube, damit das Abstimmungsverhalten der Menschen herausfindne zu können, sondern weil ich wissen will ob eine bestimmte Wahlabsicht mit einer vorteilhaften Bewertung der Proplakte etwa einhergeht oder ob Menschen die sich noch unsicher sind, sich noch nicht informiert habe. Dennoch hier mal die Daten:

Auf die Frage: Wie planen Sie am Bürgerentscheid abzustimmen?

chart1

Bekam ic stabil ein 2:1 Verhältniss der Befürworter. 140 Menschen haben an der Online Umfrag insgesammt teilgenommen. Aber, es handelt sich um Personen aus meinem Umfeld. Zudem verzerrt Onlien natürlich auch zu Personen die Internet haben (ca 30% der Bevölkerung hab keines).

chart3

Welche Liste, haben Sie bei der letzten Kommunalwahl überwiegend gewählt?

chart2

Das wäre schon ein Kommunalwahlergebniss wie es mir gefallen würde. Die Koalition aus Grünen und Junges Freiburg würde dann im Gemeinderat so einiges durchsetzen…

Basierend auf der online Umfrage dürften wir Befürworter also den Bürgerentscheid komfortabel gewinnen.  Eine online Umfrage die wahrscheinlich von Personen in meinem Umfeld durchgeführt wurde ist nicht repräsentativ, ich hoffe bald repräsentativere Zahlen anhand der Papierfragebögen die die ich an einigen Schulklassen und der Uni verteilt habe beibringen zu können, aber so eine Dateneingabe ist ein umfangreiches Unterfangen und das braucht natürlich seine Zeit.

Einzelne Plakate

Die Bewertung von Wahlpalkaten ist auch spannend. Zum einen scheinen die Befragen ein durchwachsenes Verhältniss zu Wahlplakaten im allgemeinen zu haben:

Wahlplakate sind eine gute Möglichkeit sich zu informieren

Wahlplakte gute Infomo?glichkeit

Ich bin von Wahlplakten eher genervt

genervtwahlplaktechart

Aber gleichzeitig geben bei Informationsverhalten dennoch viele Befragte an:

Über den Bürgerentscheid habe ich mich wie folgt informiert:

u?berBEinformiertchart

Wohl gemerkt ich habe jetzt noch nicht geschaut welcher Informationsstand und welche Bewertung bzw. Nutzung von Plakaten miteinander korrelieren.

Es folgen weitere Posts zu diesem Thema…