Keine Sterne in Athen, Keine Unterschrift beim Bürgerbegehren

Keine Sterne in Athen,
keine Unterschrift beim Bürgerbegehr’n,
Ich hab den Entscheid nicht gewollt
aber ihr habt gesagt es müsste sein.
(nach: Stephan Remmler / Keine Sterne in Athen, 1986)

zu: Erste Unterschriften gegen Dietenbach, Von Uwe Mauch Do, 27. September 2018 (Leserbrief)

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Bürgerinitiative „Rettet Dietenbach“ hat 1000 Unterschriften für ein Bürgerentscheid über die Bebauung der Dietenbachniederung übergeben. Ihr Ziel ist es einen Bürgerentscheid zu erzwingen. In diesem sollen die Bürger*innen Freiburgs, sich gegen den Neubau eines neuen Stadtteils Dietenbach entscheiden.

Weniger Bauen und dazu noch auf der „Grünen Wiese“ oder in diesem Fall auf Ackerland, Wiese, Wald und Aue klingt erstmal ökologisch, oder?

Auch nicht. Nach wie vor werden Menschen in die Region Freiburg ziehen, weil es hier viele (offene) Arbeitsplätze gibt. Das sorgt für steigende Mieten. Aber auch dafür, das Menschen längere Pendlerwege in Kauf nehmen. Pendeln mit dem Auto ist erstmal schlecht für die Umwelt, die eigene Gesundheit und den Geldbeutel. Sie wohnen dann außerhalb „im Grünen“, in Einfamilienhaussiedlungen, die mehr Platz und Ressourcen verbrauchen als urbaner Geschosswohnungsbau.

Gleichzeitig wird der Druck auf andere Flächen, wie St. Georgen West oder den Flugplatz zunehmen. Wer Unterschriften gegen eine Bebauung des Dietenbach sammelt, der läuft Gefahr, das sich ganz neue Allianzen für die Bebauung dieser Flächen bilden werden.

Auch in der Nachverdichtung werden dann sicher Abstriche bei der Wohnqualität, zugunsten einer hohen Dichte erfolgen. Dies und weiter steigende Mieten sind für den sozialen Zusammenhalt abträglich.

 

Jede Fläche auf der gebaut wird, ist immer ein Kompromiss mit Vorteilen und Nachteilen. Bevor man aus dem Bauch heraus unterschreibt, sollte man abwägen. Die Befürworter und Stadtverwaltung müßen ihre Argumente offensiv darlegen.

Ich werde beim Bürgerbegehren nicht unterschreiben und auch nicht gegen einen neuen Stadtteil stimmen.

 

 

Bürgerbegehen zur Bebauung des Flugplatzes?

Nachdem ich hörte, dass eine Gruppe von Dietenbachgegnern ein Bürgerbegehen wegen der Bebauung des Dietenbach plant und diese verhindern will, habe ich scherzhaft deren Unterschriftensammelliste umgebogen um Unterschriften für eine Wohnbebauung des Flugplatzes zu sammeln. Das habe ich dann als screenshot unter diverse Facebookseiten gepostet.

Bürgerbegehren160918

Erstaunlicherweise waren die meisten Kommentare: „Würde ich unterschreiben“, „Warum nicht“, „Meine Unterschrift hast du“.

Auf diesem Blog habe ich mehrmals darüber geschrieben:

Es gibt durchaus Gründe warum sich diese Fläche eignet: im Besitz der Stadt, Straßenbahnanschluß, nah an Arbeitsplätzen, etc.

Es gibt aber auch Hindernisse: Magerrasen, Kaltluftstenstehungsfläche, Lärm durch Stadion und Messe, keine Messeerweiterung mehr möglich, Flugplatz als Wirtschafts- und Freizeitstandort, laufende Verträge, Bürgerentscheid 1995, etc.

Bevor ich also so einen Vorschlag mache müßen sowohl die Parameter für eine denkbare Bebauung und für eine mögliche Frage abgeklärt sein. Ich möchte die Leser*innen hier einladen mit mir diese Abklärungen vorzunhmen, damit wir uns dann entscheiden können. Grundsätzlich stehe ich dem aber offen gegenüber und werde weitere Erkundigungen dazu einholen.

Project Fear: oder wie die Kampagne der Dietenbachgegner laufen wird

Project Fear ist ein Ausdruck der von den Brexit Befürwortern gebraucht wurde um die von den Brexit Gegnern erhobenen Warnungen über die möglichen negativen Folgen eines Austritts Großbritanniens aus der EU abzuwerten. Wir wissen ja alle das mit dem Brexit läuft so richtig gut (der Link geht zu einem netten Essay von Chris Patten).

Aber was hat das mit der Kampagne gegen den Stadtteil Dietenbach zu tun?

Ganz einfach: Die Stadtteilgegner – zum Teil Personenidentisch mit Freiburg Lebenswert und den Stadiongegnern – werden versuchen möglichst viele Zweifel über den geplanten neuen Stadtteil zu sähen, so wie sie es bereits beim Bürgerentscheid zum Stadion versuchten. Klar jedes Projekt das es noch nicht gibt, ob nun ein Stadion, ein neuer Stadtteil oder ein Asylbewerberheim eignet sich als Projektionsfläche für Ängste. Mit jeder neuen Sache an einer neuen Stelle, sind auch immer Einschränkungen für irgendjemanden verbunden (und natürlich Verbesserungen für jemand anderen).

Wenn es eine Sache noch nicht konkret gibt, dann gibt es Einschränkungen oder Nachteile für bestimmte Menschen, die relativ plausibel sind. Wenn ich etwa ein Stadion in der Nähe des Stadtteils Mooswald baue, dann gibt es vor und nach Fußballspielen mehr Verkehr, das ist erstmal eine plausible Befürchtung auf die man mit einem Verkehrskonzept (Anreise der Fans per Rad, enger Takt für Straßenbahn, mehr S-Bahnen, Parkraumüberwachung, temporäre Sperrung von Straßen für Anwohner, Polizeipräsens, graits Ticket für Fans, …) reagieren kann. Dadurch lassen sich die negativen Auswirkungen vielleicht nicht eliminieren aber minimieren.

Aber in der Vorstellung, die sich in Gruppen von Gegnern dann auch gerne Gegenseitig bestätigt wird, bleibt natürlich die Projektionsfläche Stadion vorhanden und kann weiter genutzt werden. Deswegen ist es in meiner Erfahrung als Moderator auch einfacher bei realen, bereits bestehenden Konflikten zu moderieren, weil da allen Seiten klar ist was die Beinträchtigung ist. Deshalb auch meine These: Die ultimative Projektionsfläche ist in dem Zusammenhang das Flüchtlingsheim, am beseten an einem bisher ausländerfreien Ort, weil da kann ich mir so richtig alles mögliche schlimme ausmalen. Ist auch einer der Gründe warum die AfD Propaganda so richtig gut dort funktioniert wo es kaum Ausländer gibt.

Die Argumente dagegen werden sein:

  • Dietenbach ist nur ein Spekulationsobjekt für fremde (nicht Freiburger) Interessen. Sie bereits das Titelbild von ihrer Webiste im tweet oben.
  • Innenentwicklung kann genausoviele Wohnungen bringen. Besonders lustig, weil ja Freiburg Lebenswert auch gegen viele Innenentwicklungsmaßnahmen war. Die hießen da noch Nachverdichtung. Und sind ja auch immer ganz konfliktfrei.
  • Der Wohnraumbedarf wird gar nicht so stark steigen.
  • Es sind eigentlich nur externe die Bauen, die die Mieten hochtreiben und sowieso Spekulanten oder Heuschrecken.
  • Die neuen Wohnungen werden eh viel zu teuer für den kleinen Mann (Spekulanten!)
  • Die Bauern, denen die Flächen gehören werden um den wahren Grundstückswert geprellt (das zieht dann in St. Georgen) und der Gewinn geht an die Spekulanten (!!)
  • Sowieso gabe s keine oder keine richtige oder nur zu späte Bürgerbeteiligung
  • Die Bürger werden sowieso von denen da oben verarscht.
  • Enteignungen (der armen Bauern)
  • Gelände ist eh wegen Hochwasserschutz (Damm in Günterstal) und Artenvielfalt (auf der Ackerlfäche) ungeignet
  • Bald haben wir auf dieser Fläche auf der neben einer bunten Biodiversität auch noch Nachrungsmittel gezüchtet werden, nix mehr zu Essen.
  • Großprojekte klappen eh nie
  • Viel zu teuer
  • 50% Quote ist eh Lüge
  • Gibt eh keine Handwerker die da bauen könnten
  • Lärmschutz durch B31 oder ZMF

Ja es würde mich reizen, dazu ein kleines Bingo zu machen, das kann man dann auf jeder Veranstaltung zu dem Thema abstreichen.

Zu guter Letzt ganz im Ernst: Ich werde weder Unterschreiben noch gegen einen neuen Stadtteil stimmen. (Auch wenn ich schon mal vorgeschlagen habe, den Flugplatz zu bebauen)

 

 

Experimente mit Open Street Cam

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Die Handyhalterung queer, so dass das Handy „Landscape“ die Straße fotographiert.

Seit einigen Tagen experimentiere ich mit Open Street Cam, die meisten von uns werden schon mal von Google Street View gehört haben: Einem Dienst für den Google durch die Straßen der Städte spezielle Autos geschickt hat um Fotos von der Straße zu machen. So dass die Leute von ihrem PC sehen können, wie ein Haus von Außen aussieht.

Als das damals in Deutschland gemacht werden sollte, gab es eine große und wenig sachlich geführte Datenschutzdiskussion. Mit dem Ergebniss, das Deutschland im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern, kaum erfasst wurde und dann auch noch zahlreiche Häuser verpixelt.

Freiburg ist nicht erfasst, die Stadtverwaltung hat dann zweimal einer Firma Geld bezahlt Freiburg erfassen zu lassen. Leider ist die Lizenz so seltsam, dass die Stadt zwar die Daten zwar nutzen kann, aber nicht weitergeben. Das finde ich reichlich bescheuert und habe deshalb zwei Sachen gemacht: Einmal einen Antrag für das Stadtjubiläum gestellt für ein Projekt im Rahmen von 900 Jahren Freiburg und selbst angefangen mit Open Street Cam zu experimentieren.

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An meinem Fahrrad habe ich einen Handyhalter queer angebracht, so das ich währen der Fahrt filmen kann und bin nun dabei Freiburg Straße für Straße neu zu entdecken.

Ich hoffe auf viele Menschen die mit ihr mit endecken. Es gibt noch viele Straßen Freiburgs, die noch nicht lila sind, daher durch die noch keiner gefahren ist.

Es gibt die App bei itunes und auf dem Google Play Store.

Weitere Informationen

 

Wieviele Leute sind in…

… meinem Geschäft? … auf dem Skateplatz? … im CoWorking Space? … an der Haltestelle? … im Bus? … warten in der Mensa?

Fragen sich die unterschiedlichen Menschen und Organisationen. Personen zu zählen braucht entweder Personal oder eine teuere Hardware. Doch heute hat fast jeder ein Smartphone dabei.

Deshalb haben sich clevere Bastler gedacht: Dann zählen wir doch einfach die Smartphones, die fast jeder dabei hat. Unter der Leitung des Chief Technical Officer von DB Station & Service baut seit einigen Monaten eine engagierte Community von Programmieren und Bastlern am „PaxCounter“. Dieser zählt wieviele Geräte er sieht – anhand von MAC Adressen im WLAN oder Bluetooth – und übermittelt diese Zahl per TTN an einen Server. Wo sie gespeichert und ausgewertet werden können.

„Das ganze geschieht Datenschutzkonform, wir übermitteln und speichern nur die Anzahl, nicht die Adresse. So kann kein Rückschluss oder ein Nachverfolgen von Personen erfolgen, lediglich wieviele Geräte und daher ungefähr Personen an einem Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt standen.“, erklärt Sebastian Müller von der TTN Community Freiburg.

Jonathan Niessen vom Grünhof: „Durch dieses Geräte ergeben sich viele spannende Anwendungsmöglichkeiten, wir wollen mit Freiburger Unternehmen, ob es nun Verkehrsunternehmen oder Start Ups sind herumexperimentieren, um zu schauen wie sie ihre Dienstleistungen verbessern könnten. Die VAG könnte etwa solche Geräte an der Haltestelle Messe einbauen und sehen wenn besonders viele Menschen von der Messe zurückkommen und dann die Bahnen häufiger fahren lassen. Das Studierendenwerk könnte messen wann besonders viele Studierende in der Mensa mittag essen oder der Skateverein wann gerade der Skateplatz voll ist.“

Für einen ersten Workshop um selber die sogenannten „Paxcounter“ zu bauen und in das The Things Network zu integrieren,
laden die TTN Community und der Grünhof
am 10.10. um 18:30
in die Lokhalle am Güterbahnhof.
Kreativpark Freiburg, Paul-Ehrlich-Str. 7, 79106, Freiburg

Wir werden gemeinsam bauen und uns gegenseitig bei Fragen und Problemen unterstützen. Technische Vorkenntnisse sind hilfreich aber nicht notwendig, es muß nicht gelötet werden. Der Referent hilft.

? Verbindliche Anmeldung: http://meetu.ps/e/FKHDj/zscGw/a

Bitte bring die folgenden Sachen mit: „Wieviele Leute sind in…“ weiterlesen