»Corona-Rebellen« in Freiburg seit April: Der Versuch eines Rück- und Überblicks

Ich versuche eine Einordnung und Zusamemnfassung der Aktiviäten der Freiburger Coronarebellen von Querdenken761 und anderer Gruppen. Seit Ende April beobachte ich im Grunde jeden Samstag die Kundgebungen, Aktionen und Telegramm Gruppen der Freiburger “Corona Rebellen”, zunächst meist die auf dem Münsterplatz, aber auch die auf dem Platz der alten Synagoge oder beim Besuch Bodo Schiffmans. Und habe sogar einmal die Teilnehmer per Fragebogen befragt.
Rechte Gruppen haben sich von Anfang an immer unter dise Rebellen gemischt und sind inzwischen fester Bestandteil dieser Gruppierungen. Abgrenzungversuche gibt es keine. Das Potential in der Region dürfte auf die 350 Personen beschränkt sein, mehr werden es nicht.

Beim diskutieren mit »Freies Mikrophon Freiburg« am 25.7.2020

Seit Ende April beobachte ich im Grunde jeden Samstag die Kundgebungen, Aktionen und Telegram-Gruppen der Freiburger »Corona-Rebellen«, zunächst meist die auf dem Münsterplatz, aber auch die auf dem Platz der alten Synagoge oder beim Besuch Bodo Schiffmans. Ich habe sogar einmal die Teilnehmer per Fragebogen befragt. Den Leuten vom Freies Mikrophon Freiburg habe ich auch angeboten zu diskutieren, dazu kam es dann aber nicht. Ich versuche eine Einordnung und Zusammenfassung der Aktivitäten der Freiburger »Corona-Rebellen« von Querdenken761 und anderer Gruppen.

Im Märzen der Schwurbler

Zu Beginn hatte ich den Eindruck, dass die Veranstaltungen von Menschen geprägt waren, die direkt durch die von der Landesregierung erlassenen Beschränkungen betroffen waren: Etwa Auftrittsverbote, Verbote das eigene Yogastudio zu betreiben, die Beschränkungen einen Freund nicht sehen zu können, weil der nicht aus der Schweiz einreisen durfte oder auch Angst um den Job im Tourismus-Sektor. Und nicht immer ist nachzuvollziehen, warum das eine erlaubt ist (Frisör), das andere (Piercingstudio) aber nicht. Es gab allerdings auch schon immer einen Zusammenhang mit den Bundesweiten »Hygienedemos« und KenFM-Aktionen.

Ganz zu Beginn waren die Demos weder gut organisiert und es gab zahlreiche Veranstaltungen immer Samstags. Fast schon ikonisch: Die Dame spricht in einen Alulampenschirm. weil kein Megaphon oder ähnliches da war.

Kundgebungen

In Freiburg hatte sich lange Zeit das Kundgebungsgeschehen aufgeteilt. Ganz zu Beginn waren es sogar mehr als zwei Demos. Ich erinnere mich an einen Samstag mit Demos auf dem Münsterplatz, Augustinerplatz, Platz der alten Synagoge und Rathausplatz, die zumindest angekündigt waren. Vom Aussehen nahmen auch sehr diversen Gruppen an diesen Demos teil. Vom 5G-Gegner über Menschen in Kleidung mit rechter Symbolik, bis zum Bürgeriniativen-Publikum.

Eines der Bilder von den »offenes Mikrophon Freiburg« Demos, auf denen lebenslänglich für Drosten gefordert wrude.

Diese »offenes Mikrophon« Demo zog dann vom Rathausplatz um auf den Münsterplatz. Damit wandelte sich auch das Publikum, von einer eher wirren »5G ist gefährlich« Gruppe hin zu einem deutlich rechten Publikum. So trugen die Menschen eindeutige T-Shirts, eine Maske die stark einer NS-Armbinde mit Virus statt Hakenkreuz, nachempfunden war. Dort wurde auch das »Lebenslänglich für Drosten« Schild hochgehalten.

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Drei Demos gegen Corona

ja aber anders als du denkst. Bild von der Demo auf dem Platz der alten Synagoge. Eigenes Foto.

Begann der Samstag mit ganz guten Nachrichten: Seit drei Tagen keine weiteren Covid-19-Todesfälle im Raum Freiburg und nur drei Neuinfektionen, so endete er mit der Nachricht, dass das RKI die Reproduktionsrate wieder auf einen Wert über 1 schätzt. Dazwischen lag für mich der Besuch bei drei mehr oder weniger bizzaren Demonstrationen.

Zunächst mal: Es ware schon fast ein Sommertag und die Kajo und die anderen Straßen in der Stadt waren voll. Gefühlt nicht so voll, wie beim Megasamstag, aber durchaus schon voll.

Auf dem Rathausplatz waren etwa 50 Personen versammelt und eine Gegendemo aus Antifa und etwa 5 Leute von der Partei „die Partei“, welche die Veranstaltung trollten. Auch da war ein bekanntes Freiburger AfD Mitglied. Die Demo schien sonst aus Leuten zu bestehen, die den „Schwedischen Weg“ irgendwie toll fanden, 5G doof – eine ältere Dame kam gleich auf mich zu und versuche mir zu erklären, dass Corona nur eine Ablenkung sei, damit die Leute drin blieben, während überall 5G Masten aufgebaut würden. Immer wieder betonten Redner, dass es ihnen um die Meinungsfreiheit ginge. Dabei auch immer wieder der Hinweis, das man nicht mit Nazis oder AfD Mitglieder gemeinsam demonstrieren müße.

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Das ganze fühlte sich stellenweise an wie in einem absurden Kabarettstückchen über Demonstrationen. Stellenweise war es so absurd, das sogar die Polizei die Demo auslachte.

Deutlich wenige lustig, war es dann schon auf dem Platz der alten Synagoge, da hatte sich ca 200 Personen und ein Huhn versammelt, meist eher ältere Leute, Frauen in Leinenkleidern, Männer im bunten Sommerhemden, und auch viele die Meditieren. Man hätte denken können, das es Menschen sind die gerade noch im Alnatura eingekauft haben.

Leider war der Ton auf allen Demos nicht so gut, so dass ich häufig das Problem hatte zu verstehen was nun gefordert wurde.

Viele der Transparente hatten irgendwas mit Impfen zur Aufschrift, anderen ging es um Menschenrechte, die Meditirenden trugen alle keinen Mundschutz und von denen die Zusammenstanden, näher beim Redner auch viele eher keinen. Da habe ich es nicht erlebt, dass die Polizei einschritt.

Blick auf den Platz der alten Synagoge mit Demo. Es war friedlich.

Am krassesten war dann schon die „Freunde der Freiheit“ Veranstaltung auf dem Münsterplatz. Zum einen weil das gefühlt die meisten Menschen waren, sicher mindestens 200 und auch die empörteste Stimmung.

Hier ging die Polizei tatsächlich durch die Demo und wieß immerwieder Personen darauf hin doch einen Mundschutz zu tragen. Was sie auch taten, aber offensichtlich ist es OK auf einer Demo zu rauchen, da trägt man dann natürlich kein Mundschutz.

Und auf der Veranstaltung muß ein deutlich rechteres Publikum gewesen sein, auf jeden Fall auch Menschen, die mit einer sehr seltsamen Symbolik aufwarteten oder deutlich agressivere Sprüche auf ihren Transpis hatten.

Auf dem Schild: „Lebenslänglich für Dr. Drosten, Verursacher der Panhypochondire“
Krankheitsfälle in Schweden ?? (gelbe Kurve) und Deutschland ?? (schwarze Kurve) obwohl die Fälle in Schweden später losgehen und langsamer Steigen ist das Infektionsgeschehen noch nicht beendet. QuelleQuelle

Immer wieder auch hier der Verweis auf Schweden und die Angst vor Impfungen. Wohlgemerkt eine wohl nie angedachte Impfpflicht – mit einem Impfstoff, den es ja noch gar nicht gibt und vielleicht auch erst in einem Jahr.

Todesfälle pro 100.000 Einwohner im Vergleich:
?? grüne Kurve
?? gelbe Kurve
?? schwarze Kurve
?? graue Kurve
QuelQuelle
https://platform.twitter.com/widgets.js

Eines muß dann wohl konstertieren: Die Demos haben sich verfestigt. Insgesamt haben am Samstasg sicher über 400 Menschen demonstriert, das ist das 10fache von dem was die AfD auf die Straße bekommt und es ist ein deutlich bürgerliches Publikum, das wohl bis weit in „die Mitte“ anschlußfähig sein dürfte.

Dabei ist wohl nach aktuellen Demoskopischen Zahlen, die Mehrheit der Deutschen ganz zufrieden mit dem Handeln der Situation durch unsere Regierung. Auch wenn die Zufriedenheit oder Zustimmung zu einzelnen Maßnahmen etwas abnimmt.

Besonders krass finde ich, dass dieser krasse Protest gegen „die Maßnahmen“ zu einer Zeit kommt, in der viele Maßnahmen ja schon wieder weg sind oder absehbar aufgehoben werden sollen. Sicherlich ist in vielen Teilen noch kein Leben wie vor der Krise da, aber auch kein absoluter Ausnahmezustand mehr.

Es bleibt aber die Frage was man gegen diese seltsamen Demos unternimmt. Zum einen scheinen die Teilnehmden gerne die Infektionsschutzregeln zu mißachten, zum anderen braut sich hier eine gefährliche Mischung zusammen und weit rechts stehende Gruppen wittern Morgenluft.

Jetzt spricht Kathrin Vogel

Seit Tagen erschüttert ein Antifa-Papier über mögliche Nazikontakte der Junges Freiburg Vorsitzenden Kathrin Vogel die Wählervereinigung und die Fraktionsgemeinschaft Junges Freiburg, Die Partei, Grüne Alternative. Es gibt diverse Presseberichte und auch Radiointerviews der Stadträte von Junges Freiburg, sowie Tweets von Monika Stein. Gerade Radio Dreyeckland hat aber nicht mit Kathrin Vogel gesprochen. Kathrin Vogel ist inzwischen zurückgetreten.

Bild: Wahlkampf Testimonial von Kathrin Vogel: “ …spricht Monika Stein mit allen auf Augenhöhe. Sie steht für mich für den positiven Umgang und die Fairness…“

Frage: Hallo Kathrin,gleich mal zu Beginn: Bist du eine krasse Nazibraut?

Vogel: Na klar. Nächste Station: Mutterkreuz! Nein, im Ernst. Ich sehe dass dieses Bild von mir gezeichnet und von manchen aufgegriffen wurde, aber abgesehen davon werde ich meist eher als links-grüne, zumindest progressive Person wahrgenommen.

Frage: Wolltest du in den Gemeinderat einziehen um dann ggf. rechte Politik zu betreiben? Gar eine Fraktionsgemeinschaft mit der AfD zu bilden?

Vogel: Absolut nicht. Als ich 2016 beschloss, politisch aktiv zu werden, hatte ich neben Junges Freiburg die Grüne Jugend, die Jusos und die Julis in Betracht gezogen. Junges Freiburg kam zuerst, ich habe mich wohlgefühlt, mich mit den Inhalten identifiziert und bin geblieben. Wie viele politische Individuen und Parteien würde ich eine Fraktionsgemeinschaft mit der AfD ausschließen.

Frage: Wie ist dein Verhältnis zu Philipp Mang, Manuela Kaiser und Nicolai Hessmann?

Daexistiert keins mehr. Ich habe die drei neben vielen anderen als ichca. 15 war im AT in Herbolzheim kennengelernt. Sie gehörten nochanderen Freundeskreisen an, davon wusste ich, dass einer ziemlichrechts ist, aber zu dem gehörte ich nie. Ich habe Mang, Kaiser undHessmann lediglich im AT oder in anderen Metal-Locations getroffen,es bestanden keine privaten Freundschaften. Das gemeinsame Interessewar Musik, der Kontakt war nicht politisch und er wäre aufgrund derpolitischen Differenzen auch nicht enger geworden. Und schon bevor2015 der letzte Kontakt über Facebook in Form vonGeburtstagswünschen stattfand, sah man sich live überhaupt nichtmehr.

Vogel: Warum hat sich dein Name von Kathrin Kaltenhäuser zu Kathrin Vogel geändert?

Vogel: Das ist eine sehr persönliche Frage. Ich hatte lange den Nachnamen meines Stiefvaters und habe mit 19 beschlossen, den Nachnamen meines biologischen Vaters anzunehmen.

Frage: Wieso bist du in die Damenverbindung Merzhausia gezogen?

Vogel: Zunächst mal haben wir kein gemeinsames Haus mit Schlafzimmern usw., ich bin da also nie „eingezogen“. Die damaligen Aktiven habe ich in verschiedenen Freundeskreisen, teilweise unabhängig voneinander kennen- und mögen gelernt. Ich habe mich vor meinem Beitritt sowohl mit dem externen Ruf als auch mit den internen Abläufen, den Individuen, der Gemeinschaft und der Satzung befasst. Ich konnte den Verein und die Aktiven mit meinem Gewissen vereinbaren, mir kam nichts undemokratisch, besonders konservativ oder dergleichen vor – das meiste sind einfach Klischees. Der Sexismus-Vorwurf an nicht gemischten Bünden ist in meinen Augen der Diskussion absolut verständlich, aber als Frau die sich bewusst als Frau definiert sah ich mich keinen Einschränkungen gegenüber.

Frage: Wenn ich es richtig sehe, bist du kein aktives Mitglied dieser Verbindung mehr, weshalb?

Vogel: Ich bin noch immer reguläres Mitglied, zähle mich aber mittlerweile zu den „Inaktiven“. Das ist eine Übergangsphase zur Hohen Dame oder zum Alten Herrn (die eher Fördermitglieder sind), wenn man schon einige Semester aktiv war und jetzt auf den Abschluss zusteuert und damit mehr fürs Studium machen muss.

Frage: Du hast einen Antrag zur Distanzierung von der Burschenschaft Saxo-Silesia gestellt, warum hatte der keine Mehrheit?

Vogel: Meine Verbindung hält stark daran fest, dass wir als Bund unpolitisch sind. Zudem war ich, als der Antrag abgestimmt wurde, abwesend, weil krank und konnte ihn nicht selbst vortragen. Nicht wenige Freiburger Korporierte, auch aus meiner Verbindung, wie ich, meiden den Umgang mit der Saxo-Silesia, seit diese so offen mit der JA übereinstimmt, ein offizieller Ächtungsbeschluss wäre für viele aber immer noch ein sehr drastischer und politischer Schritt.

Frage: Hat sich in den vergangen Jahren deine politische Einstellung gewandelt und wenn ja wie?

Vogel: Ich war seit ich politisch denken kann immer irgendwie links-grün. Mit 15, zu der Zeit also in der mir auch Kontakte zur rechten Szene vorgeworfen werden, habe ich beispielsweise in Freiburg gegen Nazis demonstriert. Dazwischen liegt eine politisch inaktive Phase, die 2015 ein Ende fand, als ich sah, wie sich das gesellschaftliche Klima ändert. Ich distanziere mich mittlerweile von Linksradikal, mehr noch aber und schon immer von Rechts und Rechtsradikal.

Ein Bild aus dem Wahlkampf: Links Sergio Schmidt

Frage: Warum glaubst du kommen diese Vorwürfe jetzt, immerhin bist du seit fast zwei Jahren Vorsitzende von Junges Freiburg?

Vogel: Ich kann mir vorstellen, dass sie mit der Listenaufstellung Junges Freiburgs am 31.1. zusammenhingen. Dem Antifa-Papier ging wenige Tage zuvor ja noch eine Twitter-Diskussion voraus, in der auch schon gefragt wurde, ob Junges Freiburg denn vorhätte, mich als Kandidatin aufzustellen. Außerdem konkurrieren Junges Freiburg mit der GAF um ein sich überschneidendes Wählerklientel – die Probleme, die Junges Freiburg nun erschüttern, machen es der GAF leicht, sich zu profilieren.

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