Freiburger Querdenker bei PassAntisanitaire Demo in Straßburg

Am Samstag 28.8.21 war in vielen Städten Frankreichs Demo gegen den Pass Sanitaire. Das ist im Grunde unser Impfnachweis, aber der wird nicht wie in Deutschland vielleicht mal flüchtig angeschaut, sondern tatsächlich kontrolliert und ist zur Teilnahme im sozialen Leben wichtig. Gleichzeitig gibt eine Reihe von Berufen die sich impfen lassen müssen, scheinbar Pflegekräfte aber auch Feuerwehrleute.

Vor dem Hintergrund ist die – wenn auch nur gefühlte – Not der Impfgegner und Menschen mit einer Bauchgefühlabneigung gegen Infektionsschutzmaßnahmen sicher noch mal akuter. Nach Medienberichten sollen am Samstag bis zu 160.000 Menschen (11.000 im Elsaß) in ganz Frankreich auf die Straße gegangen sein. Das wäre schon deutlich mehr als die paar Tausend, die gerade ziellos und ungeliebt durch Berlin geistern. Dabei muss man wissen, Frankreich und das Elsass wurden von der Corona Pandemie deutlich heftiger getroffen als Südbaden. Im Frühjahr 2020 Mulhouse sorgte ein Ausbruch in einer Freikirche für dramatische Entwicklungen, in Frankreich war der „Lockdown“, eine tatsächliche Ausgangssperre und auch jetzt wird deutlich mehr Druck ausgeübt sich impfen zu lassen. Zu den statistischen Zahlen siehe den tweet oben, der recht deutlich macht, das mehr Menschen infiziert sind und waren, mehr Menschen starben, aber auch inzwischen die Impfquote deutlich über der von Deutschland liegt.

In Frankreich gibt es seit ca. sieben Wochen Proteste gegen dieses Kontrollregieme. Vor diesem Hintergrund hatte ein Teil der Südbadischen Coronaleugner Szene aufgerufen am Protest in Straßbourg teilzunehmen. Von den nach Angaben der Polizei etwa 3000 Teilnehemden, waren nach meiner Einschätzung etwa ein Drittel aus Detuschland. Darunter der harte Kern der Freiburger Querdenken Szene, den man auch von den Autokorso kennt. Etwa Marc Ss, der viele Demos angemeldet hat. Arif Chungtai hielt eine Rede, die auf Französisch übersetzt wurde. Er sagte dabei Sachen wie “in Deutschland sind alle Demos verboten worden“ und erklärte es handele sich um einen gemeinsamen Kampf.

Nach Reden auf dem Place de la Republique, dem ehemaligen deutschen Kaiserplatz, architektonisch das Zentrum und Symbol des deutschen Elsass, wo das Deutsche Reich zeigen wollte, wie gut es sich um die besetzten Gebiete kümmert, zogen die Menschen dann ins Europaviertel. Da ist es dann besonders passend – oder wiedermal bezeichnend für die Feinfühligkeit und das Geschichtsbewußtsein, wenn man dort mit einer preußischen Fahne oder der schwarz-weiß-roten Reichsflagge aufläuft.

Spannend an der Hauptrednerin Marianne Wonner, ist dass sie mal Abgeordnete der Macron Partei „La Republique en Marche“ LREM war, dort des linken Flügels und dann im Laufe der Corona Krise immer mehr abdrehte. Bei ihr finden sich dann auch alle Tropes der Coronarebellen: Sie ist gegen Masken, gegen Masken bei Kindern, hat Auftritte in seltsamen Videos mit Verschöwris hinter sich. Um die französische Wikipedia zu zitieren: “Im 11/2020 vertrat L’Obs die Ansicht, dass sie „zu einer der Bannerträgerinnen der Verschwörungsbewegung” geworden sei”. Sie war auf Demos mit ex Frontnational Mitgliedern. Die Wikipedia weiter Wonner „bezeichnete Boten-RNA-Impfstoffe als „gentechnisch veränderten Schrott“ (…) sagte, dass „der einzige Impfstoff, der funktioniert, der chinesische ist“, während chinesischer Beamter zur gleichen Zeit Zweifel an der Wirksamkeit äußerten“.

Nun lässt sich die Bewegung noch weniger fassen als in Deutschland oder Freiburg. Auf der einen Seite Menschen die man von Aussehen eher in Richtung Antifa zuordnen würde, aber eben auch Feuerwehrleute, alle Altersstufen und recht bürgerlich aussehende Menschen. Die Stimmung war recht entspannt, es wurde keine Konfrontation mit der Polizei oder Presse gesucht, auch war es im Gegensatz zu solchen Veranstaltungen in Deutschland gut möglich Bilder zu machen oder Menschen zu befragen. Es gab aber auch keine Gegendemo oder Unmutsbezeugungen von Passanten, wie man das aus Deutschland kennt. Die französische Polizei, sogar die CRS, hatte zwar Helme, Schilder und Tränengasgewehre dabei, war aber recht fröhlich drauf.

 

Louis Clarke Professor in Turku würde die eher so einschätzen: „Es gibt eine seltsame Mischung aus Libertären, linksradikalen Anarchisten, die Macron hassen, und Rechtsextremen. Eine seltsame Gruppe.“

Für mich macht es den Eindruck, dass es wie in Deutschland etwa vor einem Jahr war.

 

 

Luca App wird von Gesundheitsämtern kaum genutzt

Der Chaos Computer Club Freiburg hat eine Hintergrundrecherche zur Nutzung der Luca App veröffentlicht. Der CCC hat über 100 Antworten zusammen getragen, und wird dieses mal keine detaillierte Auswertung durchführen. Im wesentlichen liesse sich aber folgendes festhalten:

1. Es gab fast kein Einsatz, der eine Hilfe in der Pandemielage ist.
2. Falls die Tracings funktionieren, was auch nicht selbstverständlich ist, führen diese selten zu einer Quarantäne – die häufigste Ursachen dafür sind: Die Warnungen und Meldungen kommen zu spät, die zeitliche und örtliche Auflösung ist häufig viel zu grob. Teils sind auch die Daten mangel- und fehlerhaft.

Dabei veröffentlicht die Luca App selbst keine sinnvollen Statistiken. Was aber Mitglieder des CCC herausfinden konnten, dafür musste ein Zugang gewählt werden, der etwas hacken bedeutete. Auf jeden Fall konnten die Engagierten des CCC herausfinden:

Die Luca-App läuft auf ungefähr 6,3 Mio Endgeräten (Tageswert 15.8.21). Die Downloadzahlen in dem Apple- und Androidstore geben ein sehr verzerrtes Bild über die tatsächliche Nutzung. Beispielsweise werden gelöschte, oder dauerhaft geschlossene Apps nicht gesondert erfasst. Die Luca-App kann also bestenfalls von 10% der Bürger*innen eingesetzt werden.

Es gibt täglich nur etwas mehr als 1,2 Mio Checkins – in etwa 1 Checkin auf 80 Bürger*innen, bzw. etwa 1% der Bevölkerung macht am Tag maximal einen relevanten Checkin in Luca. Man kann also unabhängig von der theoretischen Einsatzmöglichkeit davon ausgehen, dass Luca im wesentlichen weder von Endnutzerinnen, noch von Betreibern und Kulturstätten genutzt wird.

Etwa 10% dieser Checkins werden nicht automatisch ausgecheckt, sind also in der Regel noch eingecheckt – ohne das die Bürger*innen das wollten.

Das bedeutet auch, dass bei einer substantiellen Anzahl von Fällen, die App nicht funktioniert wie sie soll, daher der automatische Check-Out funktioniert nicht.

Näher führt der CCC aus:

1) 172 Logins von einzelnen Mitarbeitern der Gesundheitsämter, die versuchen auf Daten zuzugreifen.
2) 1,25 Mio Checkins trotz Wochenende und ausgiebigen Kulturbetrieb
3) 137 angefragte Historien von Nutzenden.
4) daraus resultieren 5990 Kontaktdaten, eine Umfrage des CCC bei den Gesundheitsämtern hat ergeben, dass solche Daten in der Regel nicht in Folgemaßnahmen münden.

Übersicht

Auch sonst gibt es viele Merkwürdigkeiten:

Klare politische Forderung von mir: Verträge nicht verlängern und bei der Kontaktverfolgung auf die Corona-Warn-App umsteigen.

Impfungen in Freiburg nach Postleitzahlen.

Weiter unten Interaktiv.

Ich hatte ja schon vor einiger Zeit durch eine LiFG Anfrage herausbekommen, von wo überall Menschen ins Impfzentrum nach Freiburg gereist sind, um sich impfen zu lassen.

Die Grünen haben auch die Stadt Freiburg gefragt. Nachdem die Stadt Freiburg erst antwortete, sie habe diese Daten nicht, hat sie inzwischen Daten wohl vom Sozialministerium erhalten. In der Übersicht sind ausschließlich die Impfungen durch Impfzentren, mobile Impfteams, Krankenhäuser und betriebsärztliche Modellprojekte enthalten. Die Impfungen durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind in der Übersicht nicht enthalten, da diese nur mit der Postleitzahl der Praxis erfasst und nicht mit der Postleitzahl des Wohnorts der Geimpften erfasst werden. Daher dürfte hier eine Untererfassung vorliegen.

Dadurch ergibt sich das Bild, das in einigen Postleitzahlenbezirken, die aber teils mehrere Stadtteile umfassen, die Impfquote kleiner als der Bevölkerungsanteil, den sie an haben sollten. („Verhältnis (Quotient) prozentualer Anteil Impfquote an prozentualem Anteil Bevölkerungsanteil“)

Etwa in

  • 79114 Weingarten, Betzenhausen (Süd)
  • 79115 Haslach
  • 79112 Tunibergstadtteile
  • 79108 Hochdorf, Brühl
  • 79110 Lehen, Landwasser, Mooswald, Betzenhausen (Nord)

Nun würden sich dafür einige Erklärungen anbieten, gängig ist etwa das in Stadtteilen mit niedrigem Einkommen, die Menschen eher weniger Zugang zum Gesundheitssystem haben und auch weniger Fokus auf Gesundheit legen. Das würde etwa die niedrige Impfquote in Weingarten und Haslach erklären. Denkbar wäre auch, das ländliche Bereiche, für die es schwieriger ist zu einem Impfzentrum zu kommen, eher warten bis der Hausarzt impft und der ist nun hier nicht erfasst.

Immerhin haben bei den von der Stadt gemeinsam mit den Stadtteilakteurinnen und -akteuren bereits durchgeführten Impfaktionen in den Stadtteilen Weingarten (am 17.07.2021 mit 128 Impfungen), Landwasser (am 28.07.2021 mit 142 Impfungen), Haslach (am 12.08.2021 mit 199 Impfungen) und Brühl-Beurbarung (heute, 13.08.2021) bereits einen Beitrag zur Erhöhung der Impfzahlen gerade in den unterrepräsentierten Stadtteilen geleistet.

Leserbriefe zu Corona Impfung 9.8.21 in Bezug auf „Corona-Impfpflicht darf nur das letzte Mittel sein“ von 25.7.21 von Sebastian Kaiser.

Leserbriefe zu Corona Impfung 9.8.21 in Bezug auf „Corona-Impfpflicht darf nur das letzte Mittel sein“ von 25.7.21 von Sebastian Kaiser.

Auf die Leserbriefe will ich antworten:

Ja, auch geimpfte können andere Anstecken – so wie Menschen die eine Maske tragen – die Chance wird jedoch deutlich reduziert, das sie kürzer das Virus ausstoßen und weniger Virus produzieren.

Auch Kinder können schwer an Corona erkranken und daran versterben, so schreibt das RKI: „Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern sind auch schwere Verläufe beschrieben“.

Die Verfasser argumentieren, dass die Folgen einer Corona-Infektion, ausschließlich von ihnen selbst zu tragen wären. Das ist falsch: Im Sozialstaat, sind viele Risiken sozialisiert: Das Risiko des Quarantäne bedingten Verdienstausfall, das Risiko von Behandlungskosten, alle diese trägt die Gemeinschaft. Das Risiko andere anzustecken, tragen Dritte. Infektionsschutzbeschränkungen können auch alle betreffen, selbst Geimpfte.

Aus diesem Grund ist es unstrittig, dass der Staat in unsere Freiheit eingreift, uns Schützt und bestimmte Risiken verhindert. Auch durch Verbote: Wie etwa Autofahren ohne Gurt, Verkauf bestimmter Drogen, Betrieb gefährlicher Anlagen, Blei in Farben. Oder in dem er fremd schädigendes Verhalten eindämmt, etwa durch Rauchverbote, Flugverbote, Lärmschutz, ….

Die Furcht vor Spätfolgen bei einer Impfung ist unbegründet. Anders als Arzneimittel die man lange einnimmt (z.b. Blutdrucksenker lebenslang, Antibiotika eine Woche, …) bekommt man ein Impfung einmal oder zweimal. Der Impfstoff wird im Körper verstoffwechselt, er kann nicht in das Erbgut eingebaut werden, Nebenwirkungen treten binnen weniger Minuten bis maximal 14 Tage auf, nicht nach Jahren.

Der Begriff „Spätfolgen“ ist irreführend. Wenn eine bestimmte Nebenwirkung nur bei einer von 100.000 Personen auftritt, braucht es eine sehr große Anzahl Geimpfter, um diese zu erkennen – und bis genug geimpft sind, dauert das normalerweise längere Zeit. Gegen Corona hat man aber bis heute alleine in Deutschland 95 Mio. Impfdosen verabreicht. Auch sehr sehr seltene Nebenwirkungen oder Konstellationen sollten – bei einer großer Aufmerksamkeit aller – auffällig sein. (Mehr dazu)

„Leserbriefe zu Corona Impfung 9.8.21 in Bezug auf „Corona-Impfpflicht darf nur das letzte Mittel sein“ von 25.7.21 von Sebastian Kaiser.“ weiterlesen

Interview mit Henning von der Leitstelle

Was passiert eigentlich auf der Leitstelle, damit die kommen?

Die integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst Freiburg-Breisgau-Hochschwarzwald hat neue Technik bekommen. Im Chaosradio haben wir deshalb mit Henning gesprochen, der auf der Leitstelle arbeitet.

Das Interview zum Nachhören findet ihr hier als MP3.
Weil beim Chaosradio sind die Sendungen nur 7 Tage online, hier habe ich die Musik rausgeschnitten.

„Damit verabschiedet sich die Leitstelle von ihrem zehn Jahre alten Leitsystem Siveillance Command von Siemens und der bestehenden Kommunikationsanlage Frequentis ICCS. Der Betreibervertrag mit der Firma Siemens war ausgelaufen und konnte nicht verlängert werden (…)

Die Kommunikationsanlage der Firma Elara aus Aachen, direkte Nachfolgerin der bestehenden Frequentis-Anlage, ist eine komplette Neuentwicklung und baut auf einer IP-Plattform auf. Mit dem Einzug der IP-Technik wird auch der Notruf vollständig von ISDN auf IP umgestellt (…)

Bei der ersten Ausstattung im Jahr 2011 wurde ein Betreibermodell mit vollem Service gewählt. Ein Vorgutachten ergab, dass ihr Kauf eine wirtschaftlichere Lösung bei höherer Flexibilität bietet. Dies hat zur Folge, dass die ILS in Zukunft eine eigene IT-Abteilung mit Systemadministratoren aufstellt. Das Team aus vier Informatikern hat die Arbeit bereits aufgenommen. (…)

Bei den Rettungsdiensten wird mit diesem System die sogenannte georeferenzierte Disposition eingeführt. Sie nutzt Routingdaten, um bei einem Notfall zu ermitteln, welche Rettungsmittel den Einsatzort am schnellsten erreichen können. Neu ist auch eine integrierte Strukturierte-Notruf-Abfrage, die die Mitarbeitenden der Leitstelle bei der Abfrage von Notfällen unterstützt“

Pressemitteilung der Stadt Freiburg zur neuen Leistelle

Klar das es uns um Themen wie Sicherheit, Mowas, Cellbroadcast, die kommende Notruf App „Nora“ und überhaupt darum geht, was denn passiert wenn man die 112 wählt.

Henning hat übrigens auch das System mitentwickelt mit dem Bundesweit allen Leitstellen die Ortsdaten der Anrufer angezeigt werden.

In Deutschland ist das System zur Positionsbestimmung in Notfällen bei der ILS in Freiburg im Breisgau angesiedelt. Sie erfasst und übermittelt bundesweit die Positionsdaten der Anrufer. Selbst wer in Hamburg, Berlin oder München die 112 anruft, wird telefonisch zwar mit „seiner“ Leitstelle vor Ort verbunden. Sein Standort wird aber via Freiburg praktisch live auf den Computer des Disponenten in der lokalen Leitstelle übertragen.

Das sagt uns die Telekom

#fr0801: Freiburger Querdenker mischen in Berlin mit

Eine Woche ist es her, das in Berlin zunächst kaum merklich und friedlich, dann am Sonntag, den 1.8.2021 auch gewalttätig durch Querdenker demonstriert wurde. Am Samstag war es in Berlin noch friedlich, die verschwörungsideolgischen Gruppierungen wie „die Basis“ und die angeblich „Freie Linke“, hatten einen Markt auf einem kleineren Platz im Wedding. Das spannende war dann eher das Polit-Mimikry durch die „Freie Linke“ und die Selbstinszenierung von Markus Haintz.

Es waren auch fast alle Promis aus der Szene in Berlin: Ex-Polizist Hilz, Bodo Schiffmann, der sich aber vor Sonntag schon aus dem Staub mache, Markus Haintz und andere.

Schon im Laufe des Sonntags gab es erste Meldungen, dass auch Freiburger Querdenker in Berlin ganz vorne mitmischten. Auf Tweets in den sozialen Medien konnte man auf jeden Fall Malte W., die „Frau mit der Lila Jacke“, der blaue Bulli mit seinem „freie Impfentscheidung“ Schuld und sicher auch andere. Ob es allerdings Hunderte waren, wie in einschlägigen Telegram Kanälen geprahlt wird, wage ich sehr zu bezweifeln.

Auch am Autokorso am darauf folgenden Dienstag wurde Berlin erwähnt. Wie die Ereignisse um #b0801 Berlin erwähnt wurde, ließ mich aber fast aus den Schuhen kippen. In Berlin verstarb im Krankenhaus, nachdem er in Polizeigewahrsahm genommen wurde ein Querdenken Demonstrant an einem Herzinfarkt. Während der Anwalt der Familie warnt, den Tod nicht zu instrumentalisieren, tun sie nicht nur in Berlin sondern auch in Freiburg genau das.

„#fr0801: Freiburger Querdenker mischen in Berlin mit“ weiterlesen

Stadt im AfD Blick oder AfD Gruppe im Gemeinderat verteilt „Info“-Zeitungen

Vor der Bundestagswahl hat die Gruppe der Freiburger AfD Stadträte ihre Infopostille, „Stadt im Blick Freiburg“, an die Freiburger Haushalte. Die Verbreitung sollte allerdings dieses Mal erheblich langsamer und schwieriger voran gehen, als im Dezember 2020. Damals gab es bundesweit Empörung und Aufsehen, weil die Sonntagszeitung aus dem Verlag der Badischen Zeitung, diese Postille druckte, beilegte und es so in alle Haushalte verteilen ließ. In Folge des Vorgangs musste sich der Chefredakteur entschuldigen.

Nun ist es nicht verboten, dass man die nach Satzung der Stadt Freiburg zustehenden Mittel der Fraktionen für Öffentlichkeitsarbeit nutzt und eine Zeitung herausgibt und verteilen lässt, das tun etwa die Grünen auch. Die Empörung beim letzten Mal waren auch weniger die einseitigen und verkürzten Aussagen, als dass eine Lokalzeitung, ein Blättchen verteilen lässt, dessen Urheber auch mal Journalisten nötigt.

Die im Stil einer Boulevardzeitung gehaltene Postille wird nun, so scheint es von der AfD selbst verteilt. Auf jeden Fall deutet es darauf hin, denn es ist in unterschiedlichen Stadtteilen noch gar nicht im Briefkasten gewesen.

Die AfD Stadträte im Freiburger Gemeinderat fallen vorallem dadurch auf, dass sie bei Sitzungen fehlen und gerne weniger in Ausschüsse Sacharbeit machen wollen, ein Vorstoß, der wie so viele gescheitert ist.

Inhaltlich bietet die Zeitung ein paar neue und ein paar alte AfD Themen:

Fast schon selbstverständlich ist es, dass die AfD Gruppe der KTS das Geld kürzen will, sind es doch immer wieder die Leute aus dem KTS Umfeld, die sich gegen AfD und andere rechte Umtriebe stellen und Dinge aufdecken und etwa Details zum Messerangriff eines AfD Mitglieds aus Freiburg recherchierten, die der Polizei scheinbar zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt waren.

Ein weiteres Aufregerthema für die Freiburger AfD ist auch, die möglicherweise kommende Erhöhung der Parkgebühren. Allerdings ist die Darstellung im Artikel „Anwohnerparkgebühren“ auf Seite 9, nicht ganz zutreffend. Der Gemeinderat hat beschlossen: „Parkausweise für kleine Autos sollen weniger Geld kosten, Parkausweise für SUVs zum Beispiel eindeutig mehr – bis zu 360 Euro aber nicht 1.000 Euro wie es zuvor zu lesen war. Aber nicht nur die Größe des Autos soll die Gebührenhöhe bestimmen, auch soziale Kriterien. Gregor Mohlberg von „Eine Stadt für Alle“ präzisiert, dass einige Gruppen bevorteilt werden und weniger zahlen sollen, zum Beispiel Personen mit niedrigem Einkommen sowie Menschen mit Behinderung und, oder Pflegegrad.“

Daher es sollt natürlich eine soziale Staffelung eine Staffelung nach Größer des Kfz geben. Auf der Website der Grünen Gemeinderatsfraktion, werden zahlreiche Fragen beantwortet. Die listet auch etwa auf, dass der Marktwert eines Parkplatzes etwa 45 EUR kosten würde, was deutlich mehr als 360 EUR im Jahr sind. Auch den Grünen ist wichtig zu betonen: „Kleine und niedrige Fahrzeuge sollen billiger sein als große und hohe. Menschen, die Sozialleistungen bekommen sollen eine geringere Gebühr zahlen“

Ein Dauerthema der Freiburger AfD, aber auch vieler anderer Gruppen im Gemeinderat von CDU bis Linke, ist die Sanierung des Freibads im Freiburger Westen. Leider scheitert dieses Freibad – was nun wirklich eine freiwillige Leistung ist – nachdem man in den vergangen Jahren viele Mio in die Sanierung der Bäder gesteckt hat, an Einsparungen wegen Corona. Übrigens ist es nicht nur die AfD die sich dafür einsetzt, sondern alle Bürgervereine, viele Parteien oder Gruppen.

Auch sonst ist die AfD in ihrer Zeitung vor allem: Dagegen. Gegen Digitialisierung in der Verwaltung, weil wir ja wissen, dass diese in Deutschland sowieso übertrieben wird (Sarkasmus aus).

Dagegen, dass sich der Gemeinderat mit dem Lieferkettengesetz beschäftigt und sich zusammen mit 34 anderen Komunen an einer entsprechenden Resolution beteiligt.

Gegen Migration – wen würde das wundern? Vielleicht diejeningen die wissen, das beide Stadträte der Freiburger AfD weder in Freiburg und schon gar nicht in Deutschland, sondern Sarajevo oder Rumänien geboren sind.

Gegen Klimaschutz und diffamieren engagierte Jugendliche von Fridays for Future die 121 konkrete Forderungen aufgestellt hat, mit denen sich der Gemeinderat befasste. Sprachlich werden diese junge Menschen abgewertet: „mit teilweise frechen Forderungen vernebelter Klimajünger“, die Arbeit der Stadtverwaltung diffamiert als „Mit religiösem Eifer haben unzählige Mitarbeiter die Forderungen der Jugendgruppe abgearbeitet.“

Gegen Coronatests. Der Test bezieht sich allerdings großenteils auf Dinge außerhalb Freiburgs und verwechselt Impfzentrum und Schnellteststelle: „Mittlerweile hat die BZ mehrere Freiburger Impfzentren getestet und ein sehr durchwachsenes Ergebnis erhalten.“ Richtig ist, dass die Badische Zeitung mehrere Schnelltestzentren getestet hat und das Gesundheitsamt in Folge, einige wenig seriöse Anbieter geschlossen hat.

Gegen das NS Dokumentationszentrum. Klar warum wollte auch die AfD, dass die verbrechen des Nationalsozialismus in Freiburg gut dokumentiert sind.

Auf der letzten Seite, entdeckt die AfD ihr Herz für die Feuerwehr. Es gibt sogar ein Interview mit einem freiwilligen Feuerwehrmann, der sich beschwert, das sein Feuerwehrhaus in Kappel noch nicht saniert sei.

Nun sollte man wissen, dass Freiburg gerade den Bau eines großen Rettungszentrums plant (zweistelliger Mio Betrag) und auch dafür Geld im Haushalt eingestellt und den Bebauungsplan bereits 2018 geändert hat und seit 2013 auch der Hauptfeuerwache ständig saniert und erweitert. Zuletzt übrigens heute die Leitstelle für 2.5 Mio EUR.

Zu guter Letzt sei noch angemerkt wie das vorgetragen wird. Wer auf dem Titel seiner Postille einen grünen Adler druckt, bei dem weiß man gleich dass es hier nicht geht ohne derbe und harte Sprache. So werden engagierte Jugendliche als „vernebelte Klimajünger“, es gibt die „Claqueure der Mainstreamparteien“, die „linksradikalen ldeologieprojekten der Klima- und Energiewende“, sowieso ist fast alles ein „ideologischen Handeln“, „ideologiegetriebene Projekte“ wie etwa der Bau von Radwegen.

Kurzum die AfD kann keinen erfolgreichen Antrag vorweisen, keiner redet mit ihr, wenn die Stadträte mal da sind und was von ihr kommt erscheint schlecht informiert und ist aggressiv formuliert.

Wo kommen die Leute her, die im Impfzentrum Freiburg geimpft wurden?

Großes Bild unten.

Ich interessiere mich ja für viele Dinge, die in der Pandemie so passieren. Im Impfzentrum (nicht in dem in Freiburg), hatte ich gefühlt bis zu einem Viertel Patienten, die nicht aus der Region des Impfzentrums kamen, sondern, teilweise von längerer Anreise berichten. Nun wollte ich das und andere Dinge aber genauer wissen. Darum habe ich per fragdenstaat.de, erst eine Anfrage an das Impfzentrum Freiburg und dann, als diese darauf verwiesen, die Daten nicht zu haben, an das Sozialministerium gestellt.

Etwas über der vom LIFG BW vorgegeben Frist (29. Juni 2021 gestellt, daher Frist bis zum 31. Juli 2021), habe ich dann auf einen Teil der Fragen eine Antwort bekommen (in dieser ist die gesamt Excel Datei hinterlegt):

„Innerhalb eines Merkmals (etwa innerhalb eines PLZ-Bezirks) sind die Daten nach Einschätzung des Ministeriums personenbeziehbar, wenn eine Personengruppe von 20 oder weniger Menschen betroffen ist. Umso umfangreicher der Datensatz ist und umso mehr Merkmale er enthält (bspw. Alter/ Altersgruppe, Geschlecht, …), umso wahrscheinlicher ist auch hier eine Personenbeziehbarkeit. Denn je nach Fragestellung können die unterschiedlichen Merkmale in Kombination kleine bis sehr kleine Personengruppen ergeben (z.B. Zum Impfzentrum in A-Stadt sind 8 Leute aus dem B-Kreis gefahren, darunter zwei Frauen über 60). Eine Weitergabe der Rohdaten ist daher aus Datenschutzsicht nach Einschätzung des Ministeriums aus oben genannten Gründen nicht möglich. Lediglich Daten, bei denen eine Personenbeziehbarkeit wie hier dargestellt, von unserer Seite aus ausgeschlossen ist, können wir weitergeben.“

Antwort des Sozialministeriums auf meine Anfrage.

Da ich ja keine Personenbezogenen Daten haben wollte, sondern eine statistische Übersicht, war das für mich völlig in Ordnung.

Zunächst mal, es wurden 447.380 Impfungen vorgenommen, es ist im Datensatz nicht beziehbar, wieviele Personen das sind. Daher es könnte ja auch eine Person eine Impfung (Johnson&Johnson, Genesen oder wartet noch auf die Zweitimpfung) erhalten haben.

Zur Altersverteilung gibt es die folgenden Daten. Da Personen zwischen 14 und 18 Jahren nur mit mRNA Impfstoffen geimpft werden, dürfte man hier die Zahl durch zwei teilen können. Es sind also bis zum 22.7.21 maximal 2.699 Jugendliche geimpft worden sein. Allerdings deuten bestimmte tweets darauf hin, das bis zum 19.7. in BW bereits 16% eine Erstimpfung erhalten haben.

AltersgruppeAnzahl Impfungen
 bis 17 Jahre                             5.397
18 – 29 Jahre                           80.744
30 – 39 Jahre                           63.499
40 – 49 Jahre                           59.387
50 – 59 Jahre                           83.302
60 – 69 Jahre                           53.097
70 – 79 Jahre                           41.156
80 Jahre und älter                           60.798
Impfungen im Impfzentrum Freiburg, Stand 22.07.2021

Spannender für mich, war aber die Herkunft der Geimpften. Daher kommt in Freiburg ein großer Teil, von weit weg um sich impfen zu lassen? Was ja etwa auf ein gut funktionierendes Impfzentrum hindeuten würde, also eines das viele Termine bereit stellt. Denn in der Grafik ist nicht enthalten, ob sich etwa Menschen aus Freiburg außerhalb haben impfen lassen oder die die beim Hausarzt geimpft wurden.

Etwa allein aus dem Postleitzahlenbereich Stuttgart dürften rund 1000 Impfungen in Freiburg vorgenommen worden sein, aus Ulm etwa 50.

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