Offener Brief zur „Friedenskundgebung“ von DFG-VK, attac, VVN-BdA, RIB, DGBStadtverband, IPPNW, FARBE e.V., pax christi, Bonhoeffer-Grupppe, BUND am Freitag in Freiburg

Am kommenden Freitag planen eine Reihe von Gruppen um 16:30 eine „Friedenskundgebung“ am „Antifaschistisches Mahnmal“, Ecke Rathausgasse/Rotteckring durchzuführen.
Im Aufruf und Flyer heisst es: „Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete! Denn diese munitionieren, verlängern, verschärfen Kriege und sabotieren die Notwendigkeit und den Willen zu Verhandlungen (…) Ukraine-Krieg: drohenden Atomkrieg und Dritten Weltkrieg verhindern! Erst Helme, jetzt Kampfpanzer. Morgen Kampfjets und Langstrecken-Raketen? Wann geht es um Atomwaffen?“

Update: der BUND hat wohl seine Unterstützung zurück gezogen!

Es gibt auch eine Kundgebung der CDU, SPD, FDP, Grüne zusammen mit der Deutsch-Ukrainischen-Gesellschaft Freiburg. um 17:00 auf dem Rathausplatz und um 14:00 auf dem Platz der alten Synagoge von verschiedenen religiösen Gruppen, unter anderem auch der jüdischen Gemeinde. Ich empfehle diese Veranstaltungen zu besuchen.

Zu diesem Aufruf, habe eine Reihe von Personen einen offenen Brief an die unterzeichnenden Organisationen verfasst:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit einiger Verwunderung lese ich Ihren Demoaufruf bzw. Flyer zur Friedenskundgebung am Freitag, den 24.2.23 in Freiburg. 

Am 24. Februar 2022 sind Truppen der russischen Föderation ohne Anlass und Provokation in die Ukraine einmarschiert und versuchen seither das Staatsgebiet der Ukraine dem Territorium Russlands einzuverleiben. Im letzten Jahr haben diese russischen Truppen (nach ukrainischen Angaben) dabei mehr als 65.000 Kriegsverbrechen begangen und sind wohl für den Tod von insgesamt mehr als 100.000 ukrainischen Zivilisten und Angehörigen des Militärs verantwortlich. Die Rolle Russlands findet in Ihrem Flyer jedoch keine Berücksichtigung. 

Dazu stellen sich für mich einige Fragen:

  • Warum wird die Rolle Russlands nicht thematisiert?
  • Warum wird die Bezeichnung russischer Angriffskrieg nicht verwendet?
  • Könnte Putin den Krieg in der Ukraine beenden? Wenn ja, warum tut er das nicht?
  • Wie sollte der Westen auf die Kriegsverbrechen, beispielsweise in Irpin und Bucha, reagieren?
  • Welche Alternative hätte die Ukraine?
  • Wie könnte eine diplomatische Lösung aussehen? Wer sollte mit wem verhandeln? Um was?
  • Gehen sie davon aus, dass Russland – das man heute als eine fossilkapitalistische Diktatur, ohne freies Bürgertum und klassische Arbeiterklasse klassifizieren muss – Klimaschutz und Energiewende fördert?
  • Der Entzug der militärischen Unterstützung der Ukraine würde nach menschlichem Ermessen zu deren gewaltsamer Unterwerfung durch Putins Russland führen. Fänden Sie einen solchen Ausgang wünschbar und akzeptabel?  
  • Wie gehen Sie mit den genozidalen Absichten der russischen Führung, welche durch die Delegitimierung der ukrainischen Identität und Kultur mehr als deutlich wurde, um? Wie mit der Verschleppung ukrainischer Kinder durch russische Behörden?

Ich finde es befremdlich, dass Sie deutsche Waffenlieferungen kritisieren, nicht jedoch den Angriffskrieg Russlands verurteilen.

Des Weiteren behaupten sie: Waffenlieferungen könnten keinen Krieg beenden, obwohl es zahlreiche empirische Beweise gibt, dass eben Waffenlieferungen und damit die Stärke des Angegriffenen zu einer Situation führen, in der erst sinnvolle Verhandlungen möglich sind. 

Ihr Aufruf und Ihre Kundgebung wäre wesentlich glaubwürdiger, wenn Sie darauf eine argumentative Antwort fänden.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Sebastian Müller,  Markus K, Jochen Sautter, Christine S

Um 17:00 gibt es auf dem Rathausplatz eine Kundgebung verschiedener demokratischer Parteien.

2 Gedanken zu „Offener Brief zur „Friedenskundgebung“ von DFG-VK, attac, VVN-BdA, RIB, DGBStadtverband, IPPNW, FARBE e.V., pax christi, Bonhoeffer-Grupppe, BUND am Freitag in Freiburg“

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