Listenaufstellung der Freiburger AfD

Die Kandidaten (es sind nur Männer) der Freiburger AfD ind smart und höflich im Auftreten. Auch auf Platz fünf ist ein Kandidat, der durchaus beim Thema Wohnen Fachkompetenz besitzt. Mit Dubravko Mandic ist auf Platz vier jemand der in der Vergangenheit üble Dinge gesagt hat und gut in rechte Kreise vernetzt ist.

Platz 1: Andreas Schumacher 25 Jahre, Kreisvorsitzender, Platz 2: Detlef Huber, Platz 3: Karl Schwarz, 25 Jahre. Foto: Sebastian Müller

Montag früher Abend, in einem Hotel mit interessanter Fassadenfarbe in einem Vorort von Freiburg, der Freiburger Kreisverband der AfD tagt und stellt seine Kommuanlwahlliste für 2019 auf. Zunächst mal 16 Männer und wenn man dann noch acht weitere findet, sollen es insgesammt 24 werden. Im Raum sind 22 Männer und vier Frauen. 21 davon sind stimmberechtigt. Geleitet wir die Versammlung von AfD Bundestagskandidat für Freiburg und Kreisrat Volker Kempf. Stephan Wermter war weder anwesend noch Thema.

Bei der Versammlung sind zwar Frauen anwesend, aber keine (!) Frau wurde gefunden, die bereit war auf der AfD Liste zu kandidieren. 2019 feieren wir übrigens 100 Jahre Frauenwahlrecht. Im Gegensatz zur Grünen Alternativen oder auch den lokalen Rechtspopulisten von Freiburg Lebenswert, halten sie ihre Versammlung öffentlich ab und lassen Presse und auch mich zu. Von der „linksextremen, linken Presse“ (Versammlungsteilnehmer) in Freiburg ist BZ Redakteur Fabian Vögtle anwesend. Der sich zwischen den Mitgliedern am Tisch platziert hat und auch immer wieder „angesprochen“ wird. Die BZ schickt auch einen Fotographen und man possiert für Bilder.

Strukturell läuft das ganze ab wie die Versammlung zur Listenaufstellung in einer kleinen Partei oder Wählervereinigung nun mal ablaufen. Die vorderen Plätze werden einzeln gewählt, Personen auf der Versammlung schlagen jemanden vor, dann wird eine weitere Person vorgeschlagen beide werden gefragt ob sie kandidieren wollen, stellen sich vor und es gibt bis zu drei Fragen. Dann wählen die Teilnehmer einen Kandidaten. Für die hinteren Plätze, 6 – 16 gibt es dann Blockwahl.

Inhaltlich ist das was gesagt wird, dann halt nicht so normal. Ich verzichte jetzt bewußt darauf die einzelnen Aussagen konkreten Personen zuzordnent. Aber es kamen dann Statements wie: „das größte Problem sind die aufgehetzten Massen Linker“, für fast alle die sich vorgestellt haben war die „städtische Unterstützung der KTS“ eine Sache die sie bekämpfen wollen, da es sich dabei um eine „terroristische Antifa-Organisation“ handele.

Aber auch die Kriminalität bekämpfen und schauen ob es Veruntreuung beim städtischen Haushalt gebe. Wo genau wußte der Kandidat nicht so sehr. Klar das auch Dieselfahrverbote, Tempo 30 oder der CSD, die Gemüter erregen. Einer der Kandidaten sprach sich dann auch gegen „künstliche Absenkung der Mieten aus, da dadurch noch mehr Menschen nach Freiburg kommen“. Zumindest hier ist man inhaltlich sicherlich in Richtung Freiburg Lebenswert Anschlußfähig.

Man kann das Flüchtlingselend im Mittelmeer auch so deuten, das den Schleppern das Handwerk gelegt werden muß und nicht den Flüchtlingen geholfen. Gemeint ist nicht das städitsche Jugendbüro, sondern ein Jugendbüro der Jungen Alternative.

Was nicht normal ist, sind die Fragen die den Kandidaten zur Qualifikation gestellt werden: Etwa weil ein Kandidat irgendwas peinliches zur Holocaust Leugnerin Ursula Haverbeck geliked hat oder man nach dem christlichen Wertekontext fragt, weil der ja was gefähliches sei (Amtskirchen und so).

Auf Platz vier kandidert dann Dubravko Mandic, auch Karl Schwarz (Platz 3), dürfte seinem Lager zuzurechnen sein. Da gab es dann eine kleine Diskussion über einen „privaten“ Neujahrsempfang von ihm, zu dem „Doris Sayn-Wittgenstein“ eingeladen wurde, was auch wieder Fragen zu Flügel und Spaltung bewirkte.

Auch sonst wurde bei allen Kandidaten gerne gefragt ob sie berufliche Nachteile durch ihr Engagement bei der AfD fürchten, da waren sich dann aber alle immer einig, dass dies nicht der Fall sei. Viel Beifall bekomtm man bei seiner Vorstellung, wenn man anstelle inhaltlicher Positionen einfach „Merkel muß weg“ ruft.

Auch sonst sind die Biographien interessant: Vom fast katholischen Pfarrer, der die Pius Brüder gut findet und sich beim „Abhängen“ eines Grünen Plakates vor seinem Haus verletzt hat, über den Stadtbau Elektriker mit tunesischem Schwiegersohn: „Aber in Tunesien ist es sehr dreckig“.

Als dann die Listenplätze 8 – 16 gewählt wurden, viel mein leeres Apfelschorleglas runter und sprang in tausend Splitter. Was eine Teilnehmerin der Versammlung rufen lies: „War das jetzt ein Anschlag?“ Ich kehre die Scherben auf.

Während der Ergebnissverkündung für die Plätze 8 – 16 macht Schatzmeister Michael Dyllick-Brenzinger „Meine Frau hat mir verboten zu kandidieren“, noch ein bischen Werbung für die Junge Freiheit, was einen Teilnehmer dazu bring hereinzurufen: „Aber der Herausgeber ist Luckist“.

Ein Wahlprogramm sei noch nicht fertig, aber in der Schlußredaktion, die vollständige Liste wird demnächst veröffentlicht so wie auch das Wahlprogramm. Von den anwesenden Frauen machte keine den Eindruck, dass sie den teils sehr eloquenten und rhetorisch gewandten jungen Männern auf den vorderen Plätzen ebenbürtig war. Die sind smart und höflich im Auftreten. Auch auf Platz fünf ist ein Kandidat, der durchaus beim Thema Wohnen Fachkompetenz besitzt. Mit Dubravko Mandic ist auf Platz vier jemand der in der Vergangenheit üble Dinge gesagt hat und gut in rechte Kreise vernetzt ist.

Aber auch das muß ich zum Schluß anmerken: Ich wurde nicht unhöflich behandelt, beschimpft oder bedroht.

Bericht der Badischen Zeitung mit kompletter Liste

2 Gedanken zu „Listenaufstellung der Freiburger AfD“

  1. „Von den anwesenden Frauen machte keine den Eindruck, dass sie den teils sehr eloquenten und rhetorisch gewandten jungen Männern auf den vorderen Plätzen ebenbürtig war.“ ???
    Was meinst Du denn damit?

Kommentare sind geschlossen.

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