Seit einigen Wochen spekuliert die Badische Zeitung und andere wer denn nun gegen den Dieter Salomon bei der OB Wahl antreten wird. Ich werde meine Gedanken dazu in einer kleinen Blogartikel Serie hier aufgreifen und freue mich auf eure Kommentare.
Bei Bürgermeisterwahlen darf in Baden-Württemberg erst mal jeder antreten, der es schafft eine bestimmte Anzahl von Unterstützungsunterschriften zu sammeln. Das sind in Freiburg 250 Stück. Ich erinnere mich mal für Junges Freiburg eine ähnlich Zahl gesammelt zu habenund die waren mit Hilfe von einigen engagierten jungen Menschen in ca 1 Woche drin.

Solch niedrige Kriterien sind erstmal gut, da es sicher Talente gibt, die sonst nicht kandieren würden um man am Ende in einer Singapur Situation landet, wo es für viele Posten nur einen Kandidaten gibt. Was natürlich der Regierung gefällt (dazu nicht mehr im Artikel geht es um die Freiburger Kommunalwahl und nicht um Wettbewerbsautoritarismus).
Ich schlage daher für die Wähler*innen ein zweistufiges Prüfungsprinzip vor:
- Ist ein Kandidat, nach meiner Einschätzung, in der Lage das Amt des Oberbürgermeisters auszuüben.
- Stimme ich mit seinen politischen Orientierung mehr oder weniger überein oder lehne ich sie grundsätzlich ab.
Wie komme ich auf dieses Prüfschema:
Ich habe mal das Jugendforum zur Bürgermeisterwahl in Grenzach-Wyhlen moderiert und da waren Kandidaten, die für mich schon bei Punkt 1 durchfielen. Ja sogar solche, die man fast vor sich selbst schützen mußte, damit sie nachher nicht in ihrer beruflichen Zukunft oder im sozialen Umfeld am Ort nicht leiden würden.
Generell sollte der Wähler bedenken, dass eine Kommunalverwaltung zu führen nicht einfach ist. Führungsqualitäten oder Erfahrungen die man an anderer Stelle erwirbt sind möglicherweise nicht oder nur begrenzt transferierbar.
Eine Kommunalverwaltung ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, macht viele Dinge die wirtschaftlich erstmal nicht notwendig sind und die sich auch wenig rationalisieren lassen. Auch habe ich ganz andere Stakeholder, als etwa ein Unternehmen vergleichbarer Größe, das wären für Freiburg: ca. 4500 Mitarbeiter und ca. 1 Mrd. Euro Bilanzsumme.
Bei der Bundeswehr wäre das übrigens von der Anzahl Personen die geführt werden, etwa eine Brigade und die wird in der Regel von einem Brigadegeneral (so eine „Einsternegeneral“ umgangsprachlich) oder Oberst (oder Kapitän zur See) geführt. Für Star Trek Nerds Captain Picard kommandiert “nur” 1212 Personen auf der Enterprise.
Daneben muß man als Oberbürgermeister mit ganz vielen unterschiedlichen Anspruchsgruppen umgehen und die etwa zufriedenstellen: Gemeinderäte, diversen Szenen die sich für sehr wichtig halten, etwa die Kulturszene, Ökoszene. Der lokalen Wirtschaft mit unterschiedlichen Interessen von Einzelhandel bis Solarstartups. usw.
Daher die Person sollte Ahnung von Politik und Verwaltung haben. Das nicht nur theoretisch sondern auch praktisch. Für mich persönlich ist egal ob die Person verheiratet wäre oder nicht und ob sie Kinder hat oder nicht. Auch die Religion spielt da eher keine Rolle.

Dazu kommt noch, das man sehr man jeden Tag viel arbeitet und nahezu jeden Abend eine Abendveranstaltung hat. (Und das Bürger arbeiten und Feschtle besuchen auch noch häufig miteinander verwechseln) Dann wird man viel mit Bürgern konfrontiert, die an der “der Politik” – ob es jetzt die eigene oder die anderer Ebenen ist – etwas auzusetzen haben. Die auch gerne mal die Gelegenheit nutzen um einen mal gerne so richtig tüchtig auszuschimpfen. Auch gerne für Dinge für die man gar nix kann (Vor der eigenen Amtszeit, andere Ebene, Privatunternehmen, gesetzliche Vorgaben, …)
Dankbarkeit oder Lob wird einem eher selten entgegen gebracht, eher braucht man noch Polizeischutz (von der Möglichkeit das einen ein Angetrunkener versucht abzustechen, mal ganz zu schweigen).
Kurzum: Einen jemand zu finden der sich das ganze antun will ist nicht einfach. Und vor der Anstellung steht auch noch ein Wahlkampf von acht Wochen.
2 Gedanken zu „Freiburg vor der OB Wahl (1): Wer ist ganz abstrakt ein guter Bürgermeister?“
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