Bürgerversammlung 5G in Freiburg

Video der gesammten Einwohnerversammlung zu 5G, Quelle Stadt Freiburg. Es lohnt sich das ganze anzuschauen und nicht nur auf die Argumente zu achten, sondern auch auf den Stil.

Nachdem die 5G Gegner in Freiburg genug Unterschriften hatten, mußte die Stadtverwaltung eine Bürgerversammlung durchführen. Allerdings bedeutet es nicht, dass ausschließlich die Antragsteller zu Wort kommen, auch die Stadtverwaltung darf sich äußern.

Das lief dann so: Erst gab es eine Einführung in die 5G Technik, durch Prof. Dr. Karsten Buse, Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM.

Folie von Dr. Karsten Buse, zur Einführung. Ganz deutlich ein Aspekt der mir bisher nicht bekannt war: Durch 5G brauchen wir 1/10 der Energie um die gleiche Datenmenge zu übertragen wie bei LTE. Screenshot aus dem Stream der Stadt Freiburg.

Darauf sprach 35 minuten plus 5 minuten durch Überziehung das Aktionsbündnis „Freiburg 5G-frei“. Für diese zunächst mal Dr. med. Wolf Bergmann, Facharzt für Allgemeinmedizin, der erstmal 4:30 min brauchte um zu begrüßen, sich zu bedanken und auf irgendwelche Termine hinzuweisen. Wolf Bergmann machte in einer etwas schwurbeligen Art und Weise Mobilfunk quasi für alle Krankheiten verantwortlich, bis hin zum Krebs. Außerdem führe er zu mehr Konsum und Stress.

Rhetorisch deutlich besser und klarer, war dann aber Jörn Gutbier, Architekt und Baubiologe, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Stadtrat von Herrenberg und diverser Anti-Handy und Anti-Medien im Unterricht Vereine. Der konnte immerhin klar formulieren und seine Beiträge wurden immer wiever von Applaus unterbrocen und am Ende mit standing ovations bedacht. Ein Großteil des Beitrages waren eigentlich auch eher Suggestivfragen, als Aussagen, was ja recht geschickt gemacht ist. Außerdem zitirte er wohl die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz aus dem Zusammenhang und „kritisierte“ die Zusammensetzung von Gremien, die die Grenzwerte festlegen.

In seiner Einleitung verwies Dr. Karsten Buse auf autonomes Fahren als eine der Anwendungen für 5G und die große Wahrscheinlichkeit, dass dadurch die Unfallzahlen deutlich zurück gehen würden. Überschlägig berechnet, sei dies etwa ein Unfalltoter pro Jahr in Freiburg weniger. Sicherlich hat so eine Rechnung viele fragwürdige Parameter. Krass war aber dann wie Jörn Gutbier das vom Tisch wischte.

Letzer Redner war Tjark Vogts von ISES e.V., er warnte vor dem frühen Mediengebrauch, bezog sich auf Manfred Spitzer (der ja mit seinen Thesen auch hochumstritten ist, um es jetzt mal nett zu formulieren) und die BLIKK Studie. Außerdem kursierten Kinderpornos auf Schülerhandies und Kriegsspiele auf großen Bildschirmen. All das sei ganz schlimm, habe aber jetzt nix direkt mit 5G zu tun.

Da war der Abend eigentlich noch ganz ok, als dann allerdings die gefühlte Mehrheit im Raum Gegenargumente zu hören bekam, da wurde sie dann unangenehm. Dr. Gunde Ziegelberger, Bundesamt für Strahlenschutz wurde mehrfach ausgebuht und etwa auf ihren Hinweis, das man auch krank werden kann, wenn man sich nur ganz fest vorstellt, das etwas krank macht – der Nocebo Effekt – gab es wieder wütende Zwischenrufe.

Dabei ist das Bundesamt für Strahlenschutz ja nun wirklich nicht unkritisch, rät zur Nutztung von Headsets beim telefonieren und sagt man muß bei Frequenzen um die 60 Mhz weitere Forschung betreiben.

Der Beitrag von Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor, Uniklinikum Freiburg, war leider nicht so sehr zu 5G, sondern versuchte nochal zu beleuchten wie bereits heute Smartphones in der Medizin sehr konstruktiv eingesetzt werden. Immerhin hat er nicht über- sondern unterzogen. Da hätte ich gerne mehr gehört. Er wies etwa auf die Region der Lebensretter App hin. Die bereits mindestens ein Leben gerettet hat!

Zuletzt gab es dann eine Einführung in die Digitalstrategie der Stadt Freiburg durch Bernd Mutter, Digitalisierungsbeauftragter Stadt Freiburg, Amtsleiter „Digitales und IT“. Der genau erläuterte, das viele der Vorwürfe der 5G Gegener, eben auf Freiburg nicht zuträfen.

Fazit

Sogar die 5G Gegner loben das von mir mitaufgebaute TTN Netz für Freiburg, als strahlungsarm und sinnvoll.

Sonst war es eine Veranstaltung bei der 5G Gegner anderen 5G Gegnern erklärt haben wie schlimm alles sei und gezeigt wie man auf Gegenargumente gar nicht erst eingehen muß. Für das Drittel im Saal aus Freiburger Aktivbürgern und interessierten jungen Leuten, war der Auftritt der Gegner sicher nicht überzeugend.

Leider liessen die 5G Gegner genau den Respekt gegenüber Menschen mit anderen Standpunkten nicht gelten und wurden leider verbal Übergriffig. Martin Horns Strategie scheint zu sein, eher zu präsidieren und konkrete Aussagen und Policy Statements seinen Amtsleitern zu überlassen.

Und man muß beachten, das ein Großteil der Anti-5G-Leute auch Schnittmenegen zu den Anti-Dietenbach und Anti-Stadion BIs hat. Es scheint also auch in Freiburg ein lautes Potential an strukturkonservativem Publiku zu geben, das sich eine Kleinstadt wünscht. Die sind rein optisch 50+, gut situiert und haben Zeit.

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