Rechts blinken in der FDP: Tino Ritter im Wahlkreis Emmendingen

Leserbrief zum „FDP-Kandidat Tino Ritter tritt mit Angriffslust an seinen Info-Ständen an“:

„Ritter ist bewusst nicht gegen Corona geimpft. „Ich bin in einem Alter mit nahezu null Risiko für einen schweren Verlauf“, sagt der 49-Jährige im Gespräch mit der BZ zur Begründung. (…) Auch im digitalen Wahlkampf zeigt sich Ritter sehr aktiv und streitlustig, teilt auch provokante Beiträge.“

Badische Zeitung. „FDP-Kandidat Tino Ritter tritt mit Angriffslust an seinen Info-Ständen an“, Mark Alexander

Es liegt in der Eigenverantwortung jedes Bürgers, sich gegen eine potentiell tödliche Infektionskrankheit zu schützen. Die im Wettbewerb verschiedener Unternehmen entwickelten, breit erprobten und bewährten Impfstoffe, bieten dazu eine sehr gute Möglichkeit. Gerade auch vor dem Hintergrund, das Lungenfachärzte, wie Cihan Çelik (FAS 19.09) berichten, dass das Durchschnittsalter der Patienten, die sie in die Intensivstation verlegen inzwischen 51 Jahre beträgt, alle ungeimpft. Auch von diejenigen die nicht ins Krankenhaus müssen, haben teils noch Lange mit den Folgen zu kämpfen (ca. 10% der Coronaerkankten bekommen ‚Long Covid‘).

Die Beschreibung des twitter Accounts als provokant finde ich verharmlosend. Schaut man sich die Beiträge von Herrn Ritter an, aber auch diejenigen die er teilt, dann finden man etliche die sich mindestens im Grenzbereich zu rechtsextremem Gedankengut bewegen und verschwörungsmythischem Aussagen enthalten:

Am 9.9. ein Tweet mit „Deutschland wird bunt #Messergrüsse aus #Afghanistan“. Er nutzt auch Ausdrücke, wie „Neger“ oder „Zigeuner“, die heute von Vielen aufgrund ihrer Geschichte als unnötig verletzend empfunden werden. (28.7.)

Auch sonst raunt er viel, etwa über Briefwahl, die häufig „gelenkt“ sei und gegen die Wahlgrundsätze verstiesse (24.8.) oder spekuliert der Corona Virus sei von Chinesen künstlich hergestellt und bewusst verbreitet worden. (13.8.)

Ritter behauptet immer mehr Bürger ließen sich in Absprache mit ihren Ärzten etwas anderes spritzen als Impfstoff, die Ärzte würden das aber als Corona Impfung dokumentieren. (11.8.) Was für den Arzt und Patienten wahrscheinlich eine Straftat wäre.

Er wettert unsachlich gegen den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (4.7) oder behauptet: Gendern ist die Wohlstandskrankheit einer dekadenten Gesellschaft ohne echte Probleme.“ (9.8.) Daneben zeigt er Sympathien für den rechten Reporter-Aktivisten Boris Reitschuster (2.8.) oder lästert über das Maskentragen.

Es sind nicht einzelne Aussagen, sondern nach meiner Überzeugung als Inhaber eines Staatsexamen in Politikwissenschaft, der sich auch beruflich intensiv mit rechte Gedankengut auseinandersetzt, kalkuliertes Blinken nach weit rechts und in Richtung von Coronaleugner Gruppen, mit den typischen Themen, Ausdrücken und Einstellungen in diesem Bereich. Er würde besser zur AfD oder „Die Basis“ passen als zur FDP.

Sebastian Müller, Freiburg

Nachtrag und Update

Nach Veröffentlichung dieses Beitrages hat Tino Ritter einen Tweet verfasst, in dem er mir „Diffamierung“ vorwirft. Auf die kritisierten Äußerungen bei twitter ist er jedoch nicht eingegangen. Den Unterschied zwischen einem Leserbrief und einem Artikel in einer Zeitung scheint er da nicht zu beachten.

Aus dem Umfeld der FDP hat man mir angedeutet, dass schon lange kein Wahlkampf mehr für ihn laufe und die „Tino Ritter Plakate“ durch generische FDP Plakate überklebt worden seien. Man mache für ihn auch keinen Wahlkampf und habe einfach gehofft das es keiner merkt. Kandidat sei Ritter wohl geworden, weil er der einzige war, der es machen wollte.

Ebenso bestätigten mir Wissenschaftler, dass hier in Teilen problematische Anleihen an rechtspopulitische Argumentationsweisen und Rhetorik genommen werden.

Auch sonst gibt der twitter Account noch viel Material her, das aus meiner Sicht einen eindeutigen Schluss zulässt:

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