Leserbrief zu: Freiburgs Schulbürgermeisterin rät zum Stoßlüften, Fr, 18. November 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

Winter 2020, 2021 und 2022: Hätten wir doch im Sommer was vorbereitet für Schulen und Kitas.

Wieder streckt eine Erkrankungswelle Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und andere wichtige öffentliche Einrichtungen nieder. Unterricht fällt aus, Kinder bleiben unbetreut, Behandlungen werden verschoben. Menschen werden vermeidbar krank und müßen ins Krankenhaus.

Neben dem Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen ist eine einfache, kostengünstige und nachgewiesene Maßnahmen zum Schutz vor Krankheiten, die sich durch die Luft verbreiten, Räume mit Luftreinigern auszustatten.

Viele Landtage sind das bereits. Vor diesem Hintergrund wundert es, dass Frau Streif die Schulbürgermeisterin fragt: „im Nachhinein froh, keine energiefressenden Luftfilter für die Klassenräume angeschafft zu haben?“, und dann die Schulbürgermeisterin antwortet: „Tatsache ist, dass es bislang keine Evidenz dafür gibt, dass Luftfilter das Infektionsgeschehen beeinflussen. (…) Und ja, im Nachhinein hat sie sich als richtig erwiesen. Diesen Winter haben wir dadurch ein Problem weniger.“ Und zum Stoßlüften rät.

Stoßlüften im Winter braucht auch viel Energie. Es gibt seit Herbst 2020 haufenweise Anleitungen wie man Austauschanlagen mit geringen Kosten selbst bauen kann, etwa vom Max-Planck-Instituts für Chemie (https://www.mpg.de/15962809/corona-lueftung-aerosole-luft). Oder Luftfilter, wie die Corsi–Rosenthal Box (https://cleanaircrew.org/box-fan-filters/), ein einfacher Ventilator mit HEPA Filtern, der pro Einheit etwa 50 EUR kostet und im Betrieb 30 Watt braucht.

Der Nutzen der Geräte ist übrigens nachgewiesen. Entsprechende Studien und Berichte finden sich in: Nature 6.10.21 „Real-world data show that filters clean COVID-causing virus from air“ (https://www.nature.com/articles/d41586-021-02669-2), Clinical Infectious Diseases, Volume 75, Issue 1, 1 July 2022, Pages e97–e101,: „SARS-CoV-2 wurde in einer COVID-1) Station vor der Aktivierung der HEPA-Luftfiltration, aber nicht während des Filterbetriebs nachgewiesen; SARS-CoV-2 wurde nach der Deaktivierung des Filters erneut nachgewiesen“ (https://doi.org/10.1093/cid/ciab933).Oder auch in Science of The Total Environment, Volume 785, 1 September 2021: „Portable HEPA cleaners usage allowed the removal of SARS CoV-2“ (https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2021.147300).

Inzwischen gibt es Metastudien aus, etwa aus Neuseeland zur Wirksamkeit mobiler Luftfilter in Klassenräumen mit Fensterlüftung „The Performance of Portable HEPA Air Cleaners in Naturally Ventilated Classrooms – A Systematic Literature Review“ (https://temahau.govt.nz/covid-19/advice-schools-and-kura/ventilation-schools/covid-19-ventilation-research-and-studies) .

Ähnliche Ergebnisse gibt es aus Studien in Italien, oder auch Positionspapier der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Einsatz von mobilen HEPA-Filtern als Pandemieschutzmaßnahme in Schulen empfohlen.

Es verwundert mich sehr, das Frau Streif, als bei der BZ für Bildungsfragen zuständige Redakteurin und die Bildungsbürgermeistern diese Studien nicht kennen.

Interview: https://www.badische-zeitung.de/freiburgs-schulbuergermeisterin-raet-zum-stosslueften–225200989.html

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