Make Freiburg Great Again – szenische Betrachtungen zum Wahlausgang

Einige kurze szenische Betrachtungen zum Wahlausgang: Ich radle in die Stadt, komme an der ersten Wahlparty vorbei, der von Monika Stein. Ich gehe kurz hin. Es ist klar, Dieter Salomon wurde abgewählt. Beim einem Teil des Wahlbündnises sind die Menschen sogar guter Stimmung: „Unser Ziel Salomon abzuwählen haben wir erreicht“. Nicht bei allen scheint die Stimmung aber so gut zu sein. „Am schlimmsten sind SPDler im Siegestaumel.“

Ich radle weiter. Zur Wahlparty von Dieter Salomon. Eher Wahl als Party. Um mich herum Menschen mit Tränen in den Augen, besonders bei denen aus der Stadtverwaltung. Viele Wissen nicht wie es jetzt weiter gehen soll, ganz konkret. Immer wieder kommen Menschen und drücken Dieter Salomon, Bürgerinnen, Bürgermeister von Nachbargemeinden.

Ein Freund sendet mir die Nachricht: „Make Freiburg Great Again“. Auf einer Grünen Versammlung, hatte ich geäußert: „Leute regieren, wie sie Wahlkampf machen, das sieht man an Trump. Bei dem dachte man auch, er würde sich auf twitter mäßigen.“

Jetzt ging es mir darin nicht darum Horn und Trump zu vergleichen, sondern ich fürchte er wird viel inszenieren und wenig substantielles bewirken, erstmal. Zynisch gesehen und um Verwaltungsmitarbeiter zu trösten könnte man formulieren: Jetzt regiert vielleicht erstmal der Apparat. Ob das gut ist, weiß ich nicht.

Warum die Wahl so – aus Sicht der Grünen und auch mir – so schief gehen konnte, wird in den kommenden Wochen intensiv zu analysieren sein. Ich hatte den Eindruck, dass es nicht an den Mitgliedern der Grünen Partei lag, die ja erst ab dem zweiten Wahlgang eingeladen wurden sich wirklich einzubringen und das dann auch massiv taten.

Sondern eher an einer Selbstüberschätzung des Amtsinhabers, der sicher von vielen sehr positive Rückmeldungen bekommen hatte. Ich erinnere mich an den Empfang eines Bürgervereins in der Wiehre, in dem Vorsitzenden offen zur Wahl von Salomon aufrief. Vielleicht auch einfach, an einer diffusen Lust nach dem Wechsel.

Nun dienten sowohl Horn als auch Salomon im Wahlkampf als Projektionsflächen. Salomon in negativer Weise für alle die Dinge die einem in Freiburg nicht passen und für die er zum Teil nichts konnte. Ohne Witz: Draußen hupt es, jetzt wähle ich Salomon ab.

Und Martin Horn blieb inhaltlich vage und auch so Projektionsfläche: Jeder dem irgendwas nicht passt, konnte in ihm den Erlöser finden: Stadion an der falschen Stelle, Wohnungen zu teuer, Grünflächen zugebaut, Internet zu langsam, KiTa Gebühren steigen (vielleicht). Und denen hat er allen irgendwie, irgendwas versprochen. Etwa sich beim Städtetag für eine Initative für niedrigere Kita Gebühren bei der Landesregierung einzusetzen (da wartet die gerade drauf), sich mit Wiehre für alle und der Familienheim zu treffen oder bei Freiburg Lebenswert, das ja bald die Bindungsfrist fürs Stadion abgelaufen sei und in der BZ das er nicht für oder gegen die Spiegelvariante wäre.

Seit gestern 18:00 wird Martin Horn als der neue Messias der SPD gefeiert. Nachdem er mit „meiner überparteilichen Kandidatur“ warb.

Sicher war ein Teil der Themen von Martin Horn sozialdemokratisch: Wohnen, Kita. Aber gerade ist er ja nicht als Sozialdemokrat angetreten. Jetzt wird auch die, teils zerstrittene Freiburger SPD Fraktion, man erinnere nur an die unterschiedlichen Positionen zum Thema KOD, eine neue Rolle finden müßen. Haleluja.

Und jetzt muß er zeigen wie er diese Ziele erreicht. Heute morgen etwa meldete der SWR er wolle schauen das Freiburg Ökohauptstadt bleibt.

Welche Mehrheiten Martin Horn im Gemeinderat finden wir, ist für mich noch offen. Wie man die unterschiedlichen Vorstellungen von Freiburg Lebenswert, SPD, FDP und Kulturliste unter einen Hut bringen kann?

Ich bin mir sicher, dass sich die Freiburger Grünen nicht auf eine Fundamentalopposition oder Schmollrolle zurück ziehen werden, dafür ist gerade die Gemeinderatsfraktion zu konstruktiv und auch zu sehr in den Details. Aber jetzt muß man auch nicht auf den eigenen Oberbürgermeister und seien Verwaltung Rücksicht nehmen.

Zu guter Letzt: Till Westermayer hat auf seinem Blog nochmal alles genau analysiert:

  • Kein Ende einer Grünen Äre in Baden-Württemberg oder gar Zeitenwende
  • Salomon konnte die absolute Stimmenzahl halten, bei Stein ging sie leicht um etwas mehr als 1000 zurück und Martin Horn konnte 8000 zulegen.
  • die Visionen für die nächsten acht Jahre fehlten
  • amerikanisierter Wahlkampf mit viel Präsenz (der der Suggestion von Präsenz), viel Händeschütteln und Sorgen anhören, mit einem populistisch angehauchten Auftreten ohne viel Inhalte, aber mit einprägsamen Slogans

So ganz klar scheint Martin Horn vieles noch nicht zu sein:

 

Ein Gedanke zu „Make Freiburg Great Again – szenische Betrachtungen zum Wahlausgang“

Kommentare sind geschlossen.