„These are anti-vaxxer turned peace protest or Pro-Putin”

Die alten Slogans liegen lieblos abgelegt hinter der Bühne, Querdenken in Freiburg hat neue Themen gefunden

War die kurze Erklärung, die ich zwei amerikanischen Austauschstudierenden gab, die mich fragten, was das da eigentlich für eine Versammlung sei.

Die Freiburger Querdenker Szene hat den Themenwechsel endgültig vollzogen. Im Herbst bestanden die Demos – wenn man die Plakate anschaute – aus ca 2/3 Frieden und 1/3 Corona. Gestern am 4.2.23 gab es noch eine Frau, die wohl das Memo nicht gelesen hatte und die ein „Digitaler Impfpass stoppen“ Schild mit sich rumtrug.

Alle anderen Schilder, die Rede von Uwe Sacher, der den inneren Ganser channelte und der auch stellenweise ein wenig wie Goebbels klang und auch die Sprechchöre („Stalingard nicht mit uns“), drehten sich alle um „Frieden“.

Seltsamerweise gab es keinerlei Kritik an der Politik der Russländischen Föderation, ihrer Eliten oder Präsident Putin. Die Schuldigen am Ukraine Krieg sind die NATO mit ihrer Osterweiterung. Auch sonst war spannend, was Uwe Ganser in seiner Rede so fabulierte: „Die Krim schließt sich Russland (…) Russland bettelt um Sicherheitsgarantien“, als es die bekam, sei es quasi genötigt gewesen 2014 im Osten der Ukraine einzufallen. Boris Johnsom habe einen bereits fertig ausgehandelten Friedensvertrag, der die Neutralität der Ukraine umfasste, vom Tisch gewischt und dafür gesorgt, dass die Ukraine weiter mache mit dem Krieg.

Gezählt haben Aktivisten aus dem BündnisFreiVAC 1001 Teilnehmer auf der Demo. Die Demographie war, so fassten es zwei zufällig anwesende amerikanische Austausstudierende auf: “This seems to be the same demographic as the Trump supporters”, sicher 70 – 90% Menschen, die sonst auf den Querdenker Demos der letzten Jahre waren.

Und dann ist die Zahl von 1001 auch nicht mehr verwunderlich: Seit über sechs Wochen gab es keine größere Querdenker Veranstaltung mehr in der Region. In den letzten Wochen wurde über die eigenen Kanäle in ganz Baden-Württemberg mobilisiert und halb Freiburg mit Stickern zugeklebt.

Da man in der Bewegung bemerkt hat: Corona zieht nicht mehr und auch die Forderung nach einer Aufarbeitung schien keinen – außerhalb der Szene – zu interessieren, hat man sich strategisch nach einem neuen Thema umgesehen. Nachdem „Inflation“, „Frieren“/Energiepreise, wohl aufgrund voller Gasspeicher und LNG Terminals nicht ziehen, ist es nun „Frieden“ und „Waffenlieferungen“.

Das wäre immerhin soweit Anschlussfähig, als das es viele Leute beschäftigt und sich bei der Linkspartei und der AfD Parteien auch dagegen positionieren.

Aber selbst vor diesem Hintergrund, hat man nur 1001 Person auf die Straße bekommen und die Bewegung will nicht wöchentlich weiter machen – was auch für ein vermindertes Mobilisierungspotential spricht – sondern Themenbezogen einmal im Monat. Im März soll es dann wohl um Impfschäden gehen, man sucht aber derzeit wohl noch Impfopfer.

Sonst war die Demo, so wie jede Querdenker Demo auch: Von der AfD war Robert H und andere da, mit Friedenstaube, AfD Fahne und Russlandflagge. Reichsbürger trugen eine weiße Fahne und eine umgedrehte Deutschlandflagge rum. Und es wurde heftig gegen die Grünen gehetzt.

Es sollte eigentlich jedem klar sein: Die Querdenker bewegen sich seit zwei Jahren in einem Informationsumfeld, das massiv durch russische Propaganda beeinflusst wird. Zuerst waren das die ganzen Impfkritischen Narrative und Querdenker Proteste, bei denen Russia Today stets wohlwollend und umfassend berichtet hat, nun ist es eben Propaganda für den Krieg.

Eine Friedendsmeo, bei der keine Kritik an russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geäußert wird, ist eben keine Demo für den Frieden, sondern im runde eine für den Krieg.

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