Am 5.5.23 war ich im Klimacamp, dort teilten einige Anwesende mit, dass es wohl gegen 15:00 eine Spotanversammlung am Europaplatz geben soll, um gegen die – aus ihrer Sicht – mangelhafte Klimapolitik der Bundesregierung zu protestieren. Da meine Schicht beendet war, ging ich dorthin, um mich über das Versammlungsgeschehen zu informieren und auch einige Fotos zu machen, da ich zufällig meine Kamera dabei hatte.

Vom Europaplatz aus begab sich eine Gruppe von etwa 50 Menschen auf den Friedrichring und lief langsam stadtauswärts. Dadurch wurde der nachfolgende Automobilverkehr verzögert.
Etwa gegen 15:15 kam ein Herr auf einem weiß-blauen BMW Motorrad sehr dicht an die Gruppe heran und ließ immer wieder sein Gas aufheulen. Zur Versammlung war die Durchfahrt durch Personen verwehrt, die Transparente hielten. Ob sie ihn auch aufforderten Abstand zu halten, konnte ich nicht hören, es wurde jedoch auch diskutiert und auch angekündigt, dass ein Durchlassen bzw. Abbiegen an der kommenden Kreuzung möglich sei. Während der ganzen Zeit bewegte sich die Versammlung langsam in Richtung des Bahnhofs, so dass durchaus absehbar war, dass etwa ein Ausweichen oder Abbiegen in Nebenstraßen in wenigen Minuten möglich sein würde.

Insgesamt erschien mir die Behinderung des Automobilverkehrs deutlich geringer, als etwa durch Querdenken Aufzüge oder andere sich bewegende Versammlungen, denen ich in den Vergangen Jahren beiwohnen konnte.
Nur kurze Zeit später, gab der Herr Gas, fuhr auf das Transparent zu, entriss es dadurch den Haltenden und kurvte wild durch die Versammlung.
Für mich als Motorradfahrer mit mehreren 10.000 km Fahrpraxis stellen sich die dafür notwendigen schnellen Richtungswechsel bei niedriger Geschwindigkeit durchaus als nicht trivial da.
Unabhängig vom rechtlichen Status einer Versammlung oder unserer persönlichen Einstellung zu deren Zielen, sollte ein gewisses Mindestmaß an respektvollem Umgang, nicht nur im Straßenverkehr, ein zivilisatorischer Mindeststandard sein.

Man mag die Ziele und Methoden der „letzten Generation“ nicht teilen, aber das war eine in ihrer Protestform wenig radikaler Aufzug, im Grunde eine Demo, so wie es sie in Freiburg viele gibt, deren Teilnehmende als Gestaltungsmittel – in dem sie frei sind – eben gewählt haben auf der Straße zu laufen. Die individuelle Beinträchtigungen bewegten sich im Minutenbereich für einzelne Verkehrsteilnehmer. Ein Notarzteinsatzfahrzeug bewegte sich um die Versammlung herum. Auch der Umgang der Freiburger Polizei erschien grundrechtsorientiert und professionell.

Die Reaktionen der Autofahrenden – die eines Motorradfahrers habe ich angezgit – sind unterschiedlich. Sie haben soweit ich das beobachen konnte, wenig mit Alter, Größe des KfZ oder Geschlecht zu tun. Es gibt Leute die nehmen das, recht entspannt hin. Dann gibt es die, die laut ihren Unmut kund tun, rufen. Meist hatte der Unmut irgendwas mit Arbeit zu tun: „Mein Chef macht Stress“ oder „ich will nach der Arbeit heim“, auch das klassische „Geht Arbeiten“ war dabei.
Dann gibt es die, die versuchen durch recht aggressives fahren Druck auszuüben. Da war etwa die Mutter im Benz mit zwei Kindern auf der Rückbank, die immer sehr dicht auffuhr und deren Blicke hätten tötten können.

Sobald dann die Polizei eintrifft, sich mit Polizeiautos zwischen Demo und Verkehr stellt, das ganze begleitet, sind dann auch alle Verkehrsteilnehmer in der Lage sich gesittet zu verhalten. Nach meinem empfinden war das recht spät der Fall. Ich dachte 20 min, die BZ schreibt von 30 min. Scheinbar sind viele die aggressiv gestikulieren nicht in der Lage die Polizei zu rufen.