Das Amtsblatt der Stadt Freiburg in der Coronakrise: Verpasste Chancen zur Krisen-Kommunikation, fehlende Tote, oder wer ist besonders von Corona getroffen?

Die zweite Welle kommt

Am 23. Oktober ist das Thema Corona plötzlich auf der Titel Seite. Pandemiestufe III, weil die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche den Wert von 50 pro 100.000 Einwohner überschritten hat. Zum ersten Mal erfahren wir übrigens im Amtsblat einen Wert der Corona Infektionen. Der OB appelliert: Es sind jetzt alle gefordert! Für zunächst 14 Tage gilt Maskenpflicht in der Innenstadt, Sperrstunde ab 23:00 Uhr, Veranstaltungen auf 100 Personen beschränkt, maximal 10 Leute bei privaten Treffen. Das alles werde von Ordnungsamt und Polizei überwacht. In Stuttgart verfügte die Stadt übrigens eine Entzerrung des Unterrichtsstarts und eine Maskenpflicht im Unterricht, in Freiburg gibt es keine solche Regelung. Eine ganze Seite beschäftigt sich mit 25 Jahre Kontaktstelle Frauen und Beruf und 35 Jahre Frauenbeauftragte. Auch nicht erwähnt wird, das sich am 14.10. alle Dezernenten bis auf Bürgermeister Haag sich aufgrund einer Klausursitzung in Quarantäne begeben müßen oder das Oberbürgermeister Horn in Selbstisolation war.

SPD und FDP Äußern sich zu Außenbewirtung, die CDU zum Eissport und Halle, die Grünen zu barrierefreien Webseiten und Gemeinderat per Video, die Freien Wähler zum Weihnachtsmarkt.

Ab Mitte September steigen die Zahlen wieder, zunächst langsam und dann ab Anfang Oktober exponentiell. Quelle Der Abfall am Ende kann durch ein Übermittlungsfehler beim Gesundheitsamt verursacht sein.

Zu Beginn des Novembers beschließen die Ministerpräsidenten nach längerem Hickhack und einer entnervten Angela Merkel verstärkte Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Dafür gibt es dann im Amtsblatt vom 6. November eine ganze Titelseite. Oberbürgermeister Horn ruft zu solidarischem Verhalten auf: „Wir müssen mit allen Mitteln die Überlastung der Kliniken und Intensivstationen verhindern sowie die Älteren und die Risikogruppen schützen.“ Der Schutz der eigenen Bürgermeister gelingt der Stadt Freiburg schon mal nicht: Am 25.10 teilt diese per Pressemitteilung mit Baubürgermeister Haag habe Corona. Konkret bedeuteten die Einschränkungen des öffentlichen Lebens: Museen, Theater, Bäder, Schauinslandbahn, Mundenhof sind zu, Stadtbibliothek, Schulen normal offen, Kindergärten geöffnet und Sport nur zu zweit. Bis Mitte November schein dies in Freiburg auch zu wirken.

Bei den Grünen will man Vorrang für den Fußverkehr, und Städtepartnerschaften überdenken. Die CDU „stärkt dem Gemeindevollzugsdienst den Rücken“, die FDP will digitale Sitzungen, die Freien Wähler sind gegen höhere Parkgebühren und die AfD wettert gegen Maskenpflicht.

Amtsblatt vom 6.11.

Am 20. November ist Corona eigentlich kein Thema mehr, es gibt die übliche Hinweis Seite für Wohnungslose Menschen vor Weihnachten, sonst sind Wohnraum und Stadion größere Themen. Die Grünen machen ein Webinar zu digitale Bildung, JUPI Fordert Hilfen für Pop- und Subkultur, die SPD redet über Verkehrswende, die FDP von der Eishalle, ESFA von Obdachlosen. Die AfD hetzt.

Das vorletzte Amtsblatt diesen Jahres erscheint am 4. Dezember, es hat auf der Titelseite das Impfzentrum in der Messe. Und einen Artikel über die Coronabedingte Belastungen des Haushalts von 17 Millionen Euro. Dann gibt es noch eine ganze Seite über den kommenden Haushalt, der gerade eingebracht wurde und über die Eröffnung der Stadtbahnlinie Richtung Messe, sowie einen kleinen Hinweis auf ein Buch zu ‚300 Jahren Gespenster in Freiburg‘.

4.12.

Die Grünen schlagen eine neue Umweltbürgermeisterin vor, Die Freienwähler beschweren sich über den abgesackten Weihnachtsmarkt, War SPD und Kulturliste herrscht Kulturnotstand (!) Und die FDP bemängelt Das ein Video Stream aus Sitzungen immer noch nicht möglich sei.

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