Das Amtsblatt der Stadt Freiburg in der Coronakrise: Verpasste Chancen zur Krisen-Kommunikation, fehlende Tote, oder wer ist besonders von Corona getroffen?

Im Sommer wird es still um Corona

Die Ausgaben vom 22. Mai 2020 und 5. Juni 2020, sind eigentlich relativ ähnlich. Durch Corona droht ein Haushaltsloch. Die progressiven Fraktionen möchten die Stadtbau neu aufstellen, die konservativen Fraktion möchten ein Gymnasium in den Tuniberg Ortsteilen. Sonst gibt es Neuigkeiten über Dietenbach und Straßenbahn Ausbau.

Auf Seite vier erfährt man: Die Corona-Warn-App ist nun verfügbar!

In der Ausgabe vom 19.6. gibt es einen Appell der FWTM doch auf dem Münstermarkt eine Maske zu tragen und den Hinweis auf Seite 3, dass die Corona-Warn-App jetzt verfügbar sei. Immerhin: „Die Installation ist einfach und erfordert nur wenige Schritte.“ Wie man sie nun genau installiert, wird wahrscheinlich aus Platzgründen nicht erwähnt, auch etwa ein QR Code zur schnellen Installation fehlt.

Die Badische Zeitung recherchiert am 24. Juni für Freiburg eine Übersterblichkeit für April. Hinweise darauf finden sich, obwohl die Daten vom Standesamt kommen, nicht. Es gibt dazu auch keinen Hinweis beim Amt für Statistik oder eine Publikation.

Grüne und SPD fordern die Schwimmbäder zu öffnen. JUPI fordert einen Härtefallfonds für die Veranstaltungsbranche und die Freien Wähler die Ortschaftsräte ernst zu nehmen. Die CDU Stadtbahnausbau im Freiburger Osten und Eine Stadt für Alle doch die KTS aus dem Visier des Verfassungsschutzes zu nehmen.

Mit der Ausgabe Nummer  771 vom 3. Juli 2020 ist Corona aus Freiburg oder zumindest dem Amtsblatt verschwunden. Es gibt noch ein Foto von der Maskenspende nach wie Wiwilli und sonst Freude über die Abschaltung von Fessenheim und den neuen Skatepark. Mit Stellenanzeigen und Bekanntmachung hat das Amtsblatt immerhin zehn Seiten. Am 17. Juli 2020 kommt Corona gar nicht mehr vor, auch keine Besprechung der Krisenfolgen. Das ist insofern spannend, als das Martin Horn ein Video teilt, auf dem er sich mit dem Leiter der Abfallwirtschaft unterhält: „Corona war das Schlimmste, was ich je in meinem Leben hatte.“, sagt ein noch immer sichtlich gezeichneter Michael Broglin.

Das ändert sich dann mit der darauf folgenden Amtsblatt Ausgabe vom 31.7.: Direkt vor den Sommerferien. Da geht es zum einen auf der Titelseite um trübe Aussichten bei Fahrgastzahlen der VAG und beim kommenden Doppelhaushalt. Aber auch um Corona-Nothilfe für Kultur- und Sporteinrichtungen auf Seite 5. Und eine Antikörper Studie, um herauszufinden, wie viele Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit Sars-Cov-2 infiziert waren.

JUPI freut sich über das Förderprogramm für Clubs, die FDP titelt makaber “Clubs und Spielstätten am Beatmungsgerät”. Die Freien Wähler erklären ihr „Bekenntnis zum Eisstadion“, ohne zu erklären wie sie es finanzieren möchten, so auch die AfD. Die Grünen Laden zur Sommertour ein und promoten schon mal ein bisschen Landtagskandidatin Nadyne Saint-Cast.

Mitten in den Ferien am 14. August erscheint dann die Sommerausgabe, da gibt es immerhin eine Notiz über 200.000 € für die Clubs und die JUPI Fraktion veröffentlicht ein Beitrag der die Partei Stadträtin: “Maskenpflicht olé olé – ein Plädoyer”. Sowohl Freiburg Lebenswert als auch die Freien Wähler kümmern sich um die Rattenplage in der Stadt (!). Die Grünen rufen noch mal zu ihrer Sommertour auf und SPD/Kulturliste geben ein „Bekenntnis zur Kultur“ ab. Die AfD druckt ein Goethe Gedicht und noch mal zwei Fahndungsfotos ihrer Gemeinderäte.

Wegen Sommerpause erscheint das nächste Amtsblatt dann am 11. September. Corona findet auf Seite 4 statt mit zwei Meldungen: Öffnung eines Testzentrums für Urlaubsrückkehrer auf der Messe und dem Hinweis dass die Caravan-Messe trotz Corona stattfindet, aber die Herbstmesse ausfällt. Fotografisches Highlight ist auf Seite zwei das Abseilen des OB aus einer Seilbahngondel. Eine Doppelseite informiert über den Stadtbahn Ausbau, eine Seite wird dem 30-jährigen Jubiläum des Umweltdezernats gewidmet.

Die Grünen finden Parklets toll (ich ja bekanntlich auch), die CDU fordert mehr Sauberkeit, JUPI keine Schlagstöcke für den Gemeindevollzugsdienst, die Freien Wähler wollen Knüppel, auch wegen der Menschenansammlungen in der Innenstadt, die ja wiederum Corona verbreiten würden. Die FDP freut sich über 5G, die SPD fordert Transparenz bei der Eishalle und die AfD hetzt gegen Migranten.

Zahlreiche Freiburger*innen berichten diese Publikation aus Reihen der Querdenker im Briefkasten zu haben.

Auch in der Ausgabe am 25.9 ist Corona weit weg, nämlich 9.158 km. Soweit ist die Partnerstadt Wiwilli, mit einem Spendenaufruf. Sonst startet das Stadtjubiläum wieder und die Baugenehmigung für das neue SC Stadion ist doch rechtens. Die Grünen finden Heizpilze unnötig, die CDU Schlagstöcke nötig, JUPI Diskriminierung unnötig, ESFA die Aufnahme geflüchteter nötig. Die AfD findet Schlagstöcke auch gut und freut sich darüber dass die Büste das Antisemiten Alban Stolz erst mal stehen bleiben kann.

Am 9. Oktober ist das beherrschende Thema sowohl auf der Titelseite als auch in den Fraktionsbeiträgen das Eisstadion. Die FDP will einen privatem Investor, bei überhaupt und sowieso das Eisstadion. Die Grünen wollen geflüchtet aus Moria aufnehmen, ESFA und die SPD auch. Die AfD natürlich nicht. Sonst erfahren wir viel was Ämter tun und was es für schöne Ausstellungen es aktuell im Museum für moderne Kunst gibt.

Weiter: Seite4, Seite5

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