
Mit der Badischen Zeitung / fudder war ich an der Haltestelle Berliner Alle um zu messen wie viele Bluetooth- Beacons der Corona-Warn-App, wir nun sehen. Zeitgleich ist Fuzzle vom CCCFr mit der Straßenbahn durch Freiburg gefahren um zu sehen wie viele WLAN-Geräte man in der Bahn messen und wieviele Corona-Warn-App Beacons man auffangen kann – und wie viele Personen da ungefähr zu sehen sind.
Uns haben zwei Dinge interessiert, zum einen: Wie viele Menschen haben die Corona-Warn-App auf ihrem Handy installiert? Zum anderen: Kann man die Anzahl der Menschen an einem Ort kostengünstig messen?
Weil bei beiden Fragestellungen immer auch Boards mit der PaxCounter Software zum Einsatz kamen und dies auch für eine der Challenges des MobiDataBW Hackaton spannend war, versuche ich beides in diesem Blogartikel zu beschreiben. Wir haben aber unterschiedliche Methoden angewandt: Mit der Software GPSLoggerII und UUID Scanner, geschaut wie viele Beacons man mit dem Smartphone sehen kann, eine Anleitung findet sich auf meinem Blog, eine kleine Kiste mit PaxCountern an zwei Haltestellen und dem Coffeebike aufgestellt, nämlich der Halteststelle Berliner Allee und der Hauptbahnhof Brücke, ich habe unterschiedliche Menschen in meinem Umfeld gefragt, ob sie die App nutzen und Fuzzle ist noch Straßenbahn gefahren und hat gemessen.
Haltestellen
Da gab es einmal vom Freitag bis Samstag (dann war die Powerbank leer) die Haltestelle Hauptbahnhof:
An der sieht man sehr schön die Ausschläge von Wartenden, besonders morgens. Einfach durch Insta klicken. Leider ging da das Board mit dem speziellen Software für die PaxCounter nicht. Aber wir haben auch noch eine Kiste mit zwei PaxCountern an der Haltestelle Berliner Allee versteckt. Was man sehen kann: WLAN-Geräte und Corona-Warn-App Beacons werden mehr, wenn Leute auf die Straßenbahn warten, allerdings sieht man von den umliegenden Bürohochhäusern auch zahlreiche weitere WLAN Geräte.
die kleine Kiste an der Haltestelle zählt PaxCounter mit PowerBank 105 wifi Geräte werden gesehen, 19 CWA Beacons.
Daher, schaut man sich den Datensatz über etwa 24h an – dann war die Powerbank leer – sieht man etwa ein Grundrauschen von 40 WLAN-Geräten an der Haltestelle. Das ist angesichts der zahlreichen Bürohäuser nicht verwunderlich.

Hier ein Screenshot von Mitttags bis Mitternacht. Recht deutlich lässt sich auch der Straßenbahntakt ablesen, immer dann wenn es Spitzen gibt, dann kommt gleiche eine Bahn und viele Menschen warten an der Haltestelle. Das ist hier besonders schön, weil die Haltestelle Berliner Allee auf einer Verkehrsinsel liegt, drum herum wegen Baustelle nicht so viel zum Verweilen einlädt und man auch nicht umsteigen kann.

Ergebniss: Man kann anhand der PaxCounter abschätzen wie viele Menschen an einer Haltestelle warten und auch versuchen ein Ratio zwischen Menschen, Handys und Corona-Warn-App abzuleiten. Spannend wäre nun an einigen strategischen Stellen im Straßenbahnnetz von Freiburg PaxCounter aufzustellen und die Daten zu validieren. Es würden sich etwa die Haltestellen Bahnhofsbrücke, Berliner Alle, Runzmattenweg, oder ähnliche anbieten. Überall da wo nicht so viel drumherum ist, TTN Freiburg , Abdeckung und Menschen sich nur aufhalten um die Bahn zu nutzen. Dann ließen sich quasi live Daten zur Nutzung des Straßenbahnnetzes schätzen.
In der Bahn
Neben diesen Livedaten von der Haltestelle ist Fuzzle auch noch mit der Straßenbahnlinie 4 durch Freiburg gefahren und hat in der Straßenbahn gemessen und Personen gezählt. Leider schienen wir da technische Probleme mit Empfang oder den Geräten zu haben.

Die Analyse lief hier auf einem Raspberry Pi mit Grafana und eigener Datenbank. Ab ca 11:40 war er in der Bahn, da sieht man die Übermittlung klappt nicht immer. Und man kann auch Durchschnittswerte herausbekommen, so hat er etwa in der Straßenbahn im Durchschnitt 78 Wifi Geräte gesehen, 74 Bluetooth Geräte und 22 Corona-Warn-App-BLE-Beacons. Was das von mir aufgestellte Verhältniss von etwa einem Drittel bestätigten würde. Beim Coffeebike hatte ich den Vendorfilter eingeschaltet, der filtert alles heraus was kein Smartphone ist, sei aber nach Meinung der Bahn PaxCounter Experten, nicht so zuverlässig. Auch habe ich sehr unterschiedliche Anzahlen von WLAN- zu Bluetooth-Geräten festgestellt, im CCC sieht man etwa 3-5 BLE Geräte und bis zu 55 WLAN Geräte (meist Smart-Steckdosen). Bei mir zu Hause sind es etwa gleich viele BLE zu WLAN Geräten.
Was dieses kleine Experiment auch zeigt: Man kann durchaus mit sehr günstigen Mitteln ungefähr abschätzen wie voll der ÖPNV an welcher Stelle so ist.
Corona-Warn-App-Verbreitung
Die Badische Zeitung hat vorallem die Verbreitung der CWA interssiert. Denn mehr als die „22 Mio Downloads“ was etwa die Hälfte der Smartphone Nutzer*innen wäre, rückt das RKI an Daten nicht so richtig raus. Dazu habe ich einfach mal Leute gefragt:
Je nach sozialer Situation schwankt die Corona-Warn-App Installation also zwischen 2/3 und 1/4 der Befragten.
Wollen wir also die Leute dazu bringen, mehr die Corona-Warn-App zu nutzen, dann sollte man noch ein paar Punkte zulegen. Etwa die App für schwächere und ältere Handys zugänglich machen. Immerhin ab heute auch für alte iPhone 5s und 6, die schon ca. 7 Jahre alt sind bis zu iOS 12.5 und auch im F-Droid Store für alle Geräte ohne Google Services und vielleicht nochmal Werbung für die Installation. Linus Neumann hat auf Heise.de schön geschrieben, was alles denkbar wäre.
Artikel in diesem Blog zu dem Thema:
- Corona-Warn-App Beacons selber meßen mit dem Handy (Anleitung)
- Mit dem PaxCounter Corona Warn App Beacons meßen (Anleitung) und Hintergründe zur Funktionsweise und Verbreitung der App
- Erste Ergebnisse der Meßung am Coffee Bike
- Was ist der PaxCounter?